0588 - Das Ding aus dem Koffer
Mündung, das plötzlich explodierte und ihn hineinriss in die tiefen Schatten des Todes.
Rücklings blieb er liegen.
Die Schüsse waren gehört worden. Gleichzeitig lief ein Zug ein.
Das Geräusch mischte sich mit den Schreien der Wartenden, die nach allen Seiten wegspritzten und Schutz vor diesem schießenden Teufel suchten. Terry Boone brüllte, bewegte sich und feuerte. Er jagte die Garben über die Köpfe der Menschen hinweg und gleichzeitig dem einfahrenden Zug entgegen.
Die Geschosse hämmerten gegen die stumpfe Nase der E-Lok und zertrümmerten Scheiben. Der Lokfahrer spürte einen glühenden Stich in der Schulter, bevor er in Deckung ging.
Der Zug bremste ab. Er stand noch nicht, als bereits die Wagentüren von innen aufgezogen wurden und die Reisenden den Zug verließen.
Wieder schoss Boone. Er hielt über die Köpfe hinweg, lachte rau und zerhämmerte mit seinen Kugeln die Bahnhofsuhr. Dann hetzte er auf den Zug zu, blieb neben der Lok stehen und brüllte mit sich überschlagender Stimme: »Einsteigen, verdammt! Los, steigt wieder ein! Wir werden jetzt eine Spazierfahrt machen!«
Die Menschen trauten sich nicht. Sie standen unbeweglich auf der Stelle, zitterten, und die Angst war in ihren Gesichtern zu lesen, während die Augen des Veränderten hell leuchteten. Das war wieder genau nach seinem Geschmack. Sie alle hatten Angst, sie alle hörten nur auf sein Kommando, das er mit der MPi diktierte.
Ein paar Mutige verschwanden noch hinter den Bänken. Zurück blieb eine Gruppe Jugendlicher. Mädchen und Jungen, die sich nicht von der Stelle rührten.
»Na los, einsteigen, verdammt!«
Ein blonder Junge trat vor. »Was ist mit deinem Gesicht? Es löst sich auf, glaube ich!«
»Halt die Schnauze!« brüllte Boone.
Der Junge zuckte zusammen und schrie, als ihm Boone die Mündung der MPi in den Rücken rammte. »Rein mit dir, verflucht! Steig ein, mach endlich den Anfang!«
Der Sechzehnjährige stolperte die Metallstufen hoch und kletterte in den Wagen.
»So, und jetzt ihr!«
Er schaute nicht die Jugendlichen an, die ihre Taschen und Rucksäcke wieder aufgenommen hatten. Sein Blick glitt über den Bahnsteig. Er sah Uniformierte, die MPi hielt er dabei auf die einsteigenden Fahrgäste gerichtet, damit nur keine Unklarheiten auftraten, wer hier das Kommando führte.
»Wenn ich drin bin, dann sagt dem verdammten Lokführer, er soll losfahren!«
Boone erhielt keine Antwort.
»Habt ihr nicht verstanden, ihr Mistkerle?«
»Ja, das geht klar!« erklang eine laute Stimme.
»Gut, wunderbar.« Boone nickte und sprang hinter dem letzten Mädchen her, das aufschrie, als es den harten Griff spürte, mit dem Boone es umklammerte.
»Hör zu, Kleine, wenn du weiterleben willst, musst du das tun, was ich will. Klar?«
Sie nickte nur.
Boone stieß sie in den Wagen, wandte sich nach rechts, wo die anderen hingegangen waren und kalkbleich in dem Abteilwagen auf den Kunststoffsitzen hockten.
Die Luft war stickig, verbraucht und roch nach Schweiß. Es machte Boone überhaupt nichts aus, er fühlte sich in dem Wagen wie ein kleiner König und genoss auch den Respekt und die Angst, die er ausströmte.
Seine Geiseln hockten verteilt im Wagen, allerdings nicht so weit auseinander, als dass er die Kontrolle über sie verloren hätte. Wenn nötig, konnte er jede innerhalb einer Sekunde mit einem gezielten Schuss erwischen.
Noch ließ sich Boone Zeit. Jede Person sprach er an und fragte sie nach ihrem Namen. Er wollte die Stimmen hören.
Wie sie tatsächlich hießen, juckte ihn wenig. Er hatte die Namen sofort wieder vergessen und schoss plötzlich in eine der Scheiben.
Von der Wucht der Geschosse fielen die Scherben auf den Bahnsteig, gefolgt von Kugeln, die glücklicherweise keinen Menschen trafen.
Boone hatte erreicht, was er wollte. Er schnappte sich ein Mädchen und stellte es dicht vor das zerstörte Fenster. Hinter dem Körper duckte er sich. »Hört zu!« brüllte er auf den Bahnsteig hinaus.
»Wenn sich dieser verdammte Zug nicht in einer Minute in Bewegung gesetzt hat, erschieße ich die Kleine hier.«
Er wunderte sich, dass ihm sofort jemand antwortete. Nur gefiel ihm die Antwort überhaupt nicht. »Wir können nicht so früh weg. Erst muss die neue Lok angekoppelt werden. Das ist ein Sackbahnhof!«
Boone zischte einen Fluch. Er schaute auf die Uhr und gab einen Kompromiss bekannt. »Gut, dann eben in zwei Minuten. Eine Sekunde länger warte ich nicht.«
»Wir versuchen unser Bestes!«
»Das hoffe
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