0588 - Das Ding aus dem Koffer
Alptraum wie Zuschauer in einem Horrorfilm, nur traute sich keiner von ihnen, die Flucht zu ergreifen. Irgendwo wussten beide, dass dies sinnlos war.
Er legte auch die letzten beiden Stufen zurück und schleifte die toten Tiere ein Stück durch die kleine Lobby, bis er deren Mitte erreicht hatte, wo er seine Hände von den Schwänzen löste und diese schlaff zu Boden fielen. Dann richtete er den Blick seiner kalten, grausamen Augen auf den kleinen Armenier.
»Wieso?« fragte Sajastin. Er wunderte sich, dass er den Mut fand, den Mörder überhaupt anzusprechen.
»Sie kamen zu mir, und du hast sie geschickt!«
Sajastin schüttelte den Kopf. Der letzte Teil des Satzes hatte sich angehört wie ein Todesurteil. »Nein, nein, ich habe sie nicht geschickt, das stimmt nicht. Sie kamen von selbst. Sie rissen sich los, sie wollten einfach zu dir.«
»Warum denn?«
Die Antwort gab Laura. »Weil du… weil du ein Teufel bist, verdammt! Ja, du bist ein Teufel!«
Sie erschrak über ihre eigenen Worte und rechnete ebenso wie Sajastin mit einer Explosion der Gewalt, doch beide irrten. Der Mann vor ihnen verzog die Lippen. Es sah so aus, als wollte er lächeln. Seine Augen fingen an zu strahlen, als wären dort dunkel gefärbte Sonnen aus der Tiefe erschienen. »Vielleicht hast du recht, ja, vielleicht hast du recht. Möglicherweise bin ich der Teufel, auch wenn ich nicht so aussehe. Oder ich bin ein Teil von ihm…«
Laura überwand einen Teil ihrer Scheu. »Du hast sie getötet. Du hast die Hunde umgebracht wie denn? Wie hast du das geschafft?«
Boone gab die Antwort wie ein Pantomime. Er sprach nicht, er spreizte nur die Arme ab und bewegte seine Finger, so dass sich die Hände zu Fäusten schlossen.
»Damit?« hauchte sie.
»… und mit der Kraft meiner Arme.«
Sajastin holte tief Luft. »Das kann ich nicht glauben!« keuchte er.
»Kein Mensch besitzt die Kraft, zwei dieser Tiere zu töten. Das ist unmöglich.«
»Glaubst du wirklich?«
»Ja.«
»Bin ich ein Mensch?«
Der Armenier nickte und schrak zusammen, denn Boone trat einen Schritt auf ihn zu. Bevor der kleine Mann verschwinden konnte, packte der Killer zu. Er legte seine linke Hand auf die rechte Schulter des Armeniers und drückte nur mit drei Fingern zu.
»Ahhhggrrhhh!« Ein fürchterliches Geräusch drang aus der Kehle des Armeniers. Aus den Poren strömte der Schweiß, die Lippen verloren ihre Farbe, die Augen quollen aus den Höhlen, langsam sackte er dabei in die Knie.
»Hör auf!« schrie Laura. »Hör endlich auf! Du… du brichst ihm ja die Knochen!«
Boone lachte hart. »Na und?«
»Bitte!«
Er ließ den Armenier los, der in der Hocke saß und vor Schmerzen stöhnte. Wasser war ihm aus den Augen getreten.
Tränenspuren rannen über seine Wangen. Mit der linken Handfläche tastete er über die malträtierte Stelle. Reden konnte er nicht, nur wimmernd stöhnen.
Laura hätte ihm gern geholfen, sie rührte sich aber nicht vom Fleck. Nur das kalte Grinsen auf dem Gesicht des Mannes sah sie.
Zudem fürchtete sie sich davor, dass mit ihr das gleiche geschehen könnte.
»Glaubst du mir nun, dass ich mit den verdammten Kötern fertig geworden bin?«
»Ja!« Laura stöhnte das Wort. »Ja, jetzt glaube ich es dir. Woher hast du diese Kraft?«
»Nicht von dieser Welt.«
»Etwa vom Teufel?«
»Vielleicht war es der Teufel in Verkleidung, der mich besucht hat. Vielleicht…« Er drehte sich um zu ihr. Laura wischte zur Seite, so dass er sie passieren konnte.
Um keinen der beiden kümmerte sich Boone. Sein Ziel war der Ausgang. Bevor er ihn erreichte, drehte er sich noch einmal um und schaute zurück. »Ihr werdet noch von mir hören!« erklärte er mit kalter, finsterer Stimme. »Alle werden noch von mir hören, das kann ich euch versprechen.« Dann ging er.
Zurück blieben Laura und Sajastin. Wären nicht die beiden toten Hunde gewesen, hätten sie an einen Alptraum geglaubt. So aber wussten sie, dass sie sich die Existenz dieses menschlichen Monstrums nicht eingebildet hatten.
Laura bemerkte eine Bewegung neben sich. Der kniende Armenier hatte den Kopf gedreht und blickte sie aus seinen tränenfeuchten Augen an, wobei er Worte hervorstieß, die immer wieder durch Schmerzlaute unterbrochen wurden.
»Er hat mir etwas getan«, keuchte er. »Er hat mich nicht getötet, aber ich kann den Arm nicht bewegen. Meine Schulter, sie sie ist kaputt. Sie ist…«
»Okay, okay, das gibt sich wieder. Ich werde einen Arzt rufen, der sich um dich
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