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0588 - Das Ding aus dem Koffer

0588 - Das Ding aus dem Koffer

Titel: 0588 - Das Ding aus dem Koffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schon seltsam.
    Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Luft empfand sie plötzlich als drückend und bleiern. In den Achselhöhlen hatte sich ebenfalls Schweiß gebildet. Ein Tropfen rann in einer langen, kalten Bahn über ihren Rücken.
    Hatte es mit dem Koffer etwas Besonderes auf sich? Die Antwort konnte sie nicht geben, das musste ihr Chef wissen, der den Gegenstand am Abend zuvor angenommen hatte.
    Komisch, Helen hatte sich noch nie vor den ausgestellten Gegenständen gefürchtet, doch das war plötzlich anders geworden. Noch einmal strich sie über das Holz.
    Wenn sie sich nicht sehr täuschte, war es Eiche. Dann hatte der Koffer auch sein Gewicht. Zudem konnte er etwas aushalten. An den Kanten war er glatt, keine Absplitterungen, er sah aus wie neu.
    Es ärgerte sie, dass sie ihn nicht hatte öffnen können. Allmählich erwachte ihr Ehrgeiz. Vielleicht konnte sie eine Stange unter die Verschlüsse klemmen und sie so anheben.
    Ihre Blicke glitten suchend über die Regalwände, die voll gestopft waren. Am besten wäre eine Nadel aus Stahl gewesen, die bog sich bei Druck nicht so leicht durch.
    Sie fand diese Nadel nicht, dafür einen Werkzeugkasten, der noch neu roch. Ihm entnahm sie einen Schraubenzieher, der eigentlich passen musste.
    Wieder am Koffer, klemmte sie ihn unter den Verschluss. Der Isoliergriff schimmerte in einem dunklen Rot. Sie umfasste ihn mit beiden Händen und benutzte den Stahl als Hebel.
    Der Verschluss ließ sich auch nach dem vierten Versuch nicht öffnen. Er war zugeklemmt. Heftiger atmend trat Helen zurück.
    Sie erschrak, wenn sie ehrlich gegen sich selbst war. So hatte sie in all den Jahren nicht gehandelt. Wieso wollte sie den verdammten Koffer unbedingt öffnen? Welcher Geist trieb sie zu einer derartig ungewöhnlichen Handlung?
    »Du musst verrückt sein«, flüsterte Helen sich selbst zu. »Total verrückt.«
    Sie wischte über ihre Stirn. Wieder war der Hals trocken geworden. Der Schweißausbruch nahm zu. Nervös huschte ihre Zunge über die Lippen. Lag es am warmen Wetter, dass sie so ungewöhnlich handelte? Was war denn anders geworden?
    Dann passierte es. Helen hatte sich schon abwenden wollen, als sie das Knarren vernahm. Genau an dem Ort, wo der Koffer auf dem langen Tresen stand.
    Sie rührte sich nicht vom Fleck. Über ihren Rücken floss eine Gänsehaut, die allmählich zu einer Eiskruste wurde. Es gab keinen Zweifel, das Geräusch war aus dem verschlossenen Koffer gedrungen.
    Sie trat einen Schritt näher heran. Zu einem weiteren traute sich Helen nicht.
    Der Koffer selbst stand noch unbeweglich. Aber in seinem Innern tat sich trotzdem etwas. Sie sah, dass der Deckel von innen einem gewissen Druck ausgesetzt war. Er wölbte sich zwar nicht, doch sie konnte es trotzdem erkennen. Mit einem klickenden Geräusch sprangen plötzlich die Verschlüsse in die Höhe.
    War der Koffer etwa nur von innen zu öffnen? Wenn ja, wer hatte es dann getan?
    Die Gedanken wirbelten durch ihren Kopf. Die Beklemmung war längst der Furcht gewichen, und die steigerte sich noch weiter, als sie auf den Deckel starrte. Er bewegte sich nach oben!
    Um Helens Lippen zuckte es. Es war kein Lächeln und sah eher aus wie der Ansatz zu einem Schrei.
    Sehr langsam und auch knarrend schwang der Deckel höher.
    Fingerbreit wurde der Spalt, Sekunden später noch breiter, so dass eine Lücke entstand, in die eine Hand hineingepasst hätte.
    Die Hand war da, aber von innen.
    Sie schob sich Stück für Stück durch den Spalt, und Helen Taylor erkannte, dass es sich bei ihr um eine bleiche Totenklaue handelte…
    ***
    Mit Sir James Powell hatten wir nur kurz geredet. Der Superintendent war mehr als einverstanden, dass wir uns um den Fall kümmerten, besonders deshalb, weil doch mehr hinter den Anrufen der Mary Quinn steckte, die er entgegengenommen hatte.
    Suko hatte seinen BMW in der Garage gelassen. Wir waren mit dem Rover zu unserem Ziel gefahren, durch ein Verkehrsgewühl, zu dem sich noch die Wärme gesellte, so dass die Abgase der Fahrzeuge wie Wolken in den Sonnenstrahlen waberten.
    »Du suchst dir auch immer Zeiten aus«, beschwerte sich Suko.
    »Dafür solltest du dich eigentlich schämen.«
    »Das ist eben unser toller Job.«
    An der Bank of England standen wir in einem Stau. Nur schrittweise ging es vorwärts. Zwanzig Minuten später hatten wir unser Ziel erreicht. An der linken Seite erschien der hohe Backsteinbau des Pfandhauses. Vor der Tür standen schon die Käufer. Menschen aus den

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