0589 - Die Kugelköpfe
jemand dabei, einige Möbelstücke zu verrücken.
Bevor einer von uns einen Kommentar abgeben konnte, entdeckten wir die Bewegung der Tür.
Sie war geschlossen, doch etwas drückte von innen dagegen, so daß sich das Holz vorbeugte. Es bekam eine regelrechte Ausbuchtung und stand dicht davor, endgültig zu reißen oder zu zersplittern.
»Verflixt, was ist das denn?« flüsterte Suko. Er trat sicherheitshalber einen Schritt zurück. Ihm war ebensowenig wohl zumute wie mir. Die Tür ließen wir nicht mehr aus den Augen und bekamen auch mit, daß der Druck sich verstärkte. Es war nur mehr eine Frage der Zeit, wann er die Tür zerstören würde.
Dann kam sie. Auf uns wirkte es so, als würde sie aus dem Rechteck hervorschweben. Sie beulte sich noch stärker aus, dann riß das Holz mit häßlichen Geräuschen. Ein lautes Knacken, ein Splittern, Teile flogen uns entgegen, wenn sie sich peitschend aus dem eigentlichen Verbund gelöst hatten.
Suko und ich duckten uns. Wir sprangen dabei zurück. Daß wir von einigen Stücken erwischt wurden, ließ sich nicht vermeiden, war auch nicht weiter tragisch. Viel schlimmer war das, was wir in dem Raum zu sehen bekamen.
Zuerst wollten wir unseren Augen nicht trauen. Was sich da zeigte, war unfaßbar. Der gesamte Raum mußte von dieser widerlichen, dicken, teigiggelben Masse ausgefüllt sein. Vom Fußboden bis zur Decke reichte sie und auch von Wand zu Wand. Es gab keinen Flecken, keine Insel, die nicht von der Masse in Besitz genommen war.
Der Druck mußte ungeheuer sein, denn die Tür hatte ihm nicht standhalten können.
Als große, gewaltige Woge quoll uns die Masse entgegen. Ein Lebewesen möglicherweise, das sich in seinem Innern bewegte.
Es mußten die Gegenstände sein, die einmal das Mobiliar gebildet hatten und die nun von der Masse verschluckt worden waren. Sie war nicht ruhig, sie bewegte sich, sie wallte voran, doch in ihrem Innern waren gewisse Kräfte am Werk, die sie in Bewegung hielten und die sich dort befindlichen Gegenstände verteilten.
So rollte etwas innerhalb der Masse in unsere Richtung, das aussah wie ein Kasten.
Das glaubten wir beim ersten Sichtkontakt auch. Dann wurde mir die Wahrheit bewußt.
»Das ist der Koffer!« zischte ich.
Suko nickte. Auch er hatte ihn gesehen. Der Koffer, die Masse, wir konnten uns einiges zusammenreimen und kamen zu dem Ergebnis, daß das Ding aus dem Koffer gewachsen und zu dieser gewaltigen Gefahr degeneriert worden war.
Ob ich es wollte oder nicht, ich hatte feuchte Hände bekommen, denn ich dachte auch an die Person, die sich innerhalb der Wohnung befunden haben mußte.
Von Helen Taylor war nichts zu sehen. Das änderte sich, als die Masse sich weiter vorbewegte, sich abermals änderte, herumrollte, so daß sich die geschluckten Dinge verschoben. Da sahen wir einen kleinen Tisch – und die Gestalt.
Sie schwebte darin, war sogar ziemlich nach vorn gedrückt worden und gut zu sehen.
Ich hatte Helen Taylor im Pfandhaus kennengelernt und konnte mich deutlich an sie erinnern.
Schräg schwebte sie innerhalb dieses dämonischen Teigs. Sogar das Gesicht war zu sehen. Eine verzerrte Fratze, in der die Furcht auffiel und auch die weit geöffneten Augen.
Es war furchtbar. Helen hatte den rechten Arm vorgestreckt, die Hand dabei gespreizt, als hätte sie kurz vor ihrem Tod noch versucht, nach einem Rettungsbalken zu greifen, was ihr leider nicht gelungen war.
Sie rollte eingepackt in diesem Teig durch die Tür. Die Masse hatte wieder freie Bahn bekommen. Sie überschwemmte in kurzer Zeit den kleinen Flur und war zudem bereit, nach uns zu greifen.
Ich hatte die Beretta gezogen und zielte auf den Berg, aber Suko wollte es anders machen.
»Warte, John!« Er holte die Dämonenpeitsche hervor und schlug einmal einen Kreis.
Ja, die Idee war gut.
Drei Riemen rutschten hervor, aus Dämonenhaut gefertigt. Die Peitsche war eine Waffe, die viel zerstören konnte. Das hatte sie schon oft genug bewiesen.
Viel Zeit blieb uns nicht. Bei der nächsten Drehung würde sie unsere Beine erreicht haben und zupacken.
Ich öffnete sicherheitshalber die Wohnungstür, als Suko zuschlug.
Die drei Riemen fächerten auseinander. So war eine hohe Trefferquote garantiert.
Beide schauten wir zu, wie die Riemen in die Masse hineinglitten.
Zuerst berührten sie den Teig nur an der Oberfläche, dann schnitten sie hinein wie scharfe Messer und trennten einige dreieckig aussehende Kuchenstücke hervor.
An den Stellen erschien Dampf, begleitet
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