0589 - Mörder von den Sternen
Zamorra magisch abgesichert worden, damit nicht noch mehr Unsichtbare auf der Erde auftauchen konnten, denn die hatten sich stets als mörderische Kreaturen gezeigt…
Chaayarrehs ausschweifende Gedanken kehrten zu der Menschenfrau zurück, die bewußtlos vor ihm auf dem Boden lag. Sie war ein Problem. Er wollte sie nicht töten, aber er konnte sie auch nicht einfach so gehen lassen. Es war ein Fehler gewesen, sie anzugreifen. Denn in dem Moment, als er sie betäubt hatte, im Augenblick des körperlichen Kontaktes, mußte sie Chaayarreh gesehen haben.
Es blieb nur die Möglichkeit, sie zu seiner Dienerin zu machen. Zu seiner willenlosen Sklavin.
Der Unsichtbare beugte sich über Carina Lariso. Seine seltsamen, nichtmenschlichen Finger berührten ihr Gesicht…
***
Zamorra schätzte zwar Abwechslung, nicht aber, wenn diese Abwechslung Langeweile versprach. Und er hatte keim Lust, bei Nicoles Modebummel das fünfte Rad am Wagen zu sein. Sie brachte es fertig, sich stundenlang in den diversen Boutiquen aufzuhalten und ein Teil nach dem anderen anzuprobieren. Sicher, die Kleider sahen meist fantastisch aus, und an Nicoles Körper erst recht, aber Zamorras Rolle bei diesen Aktionen beschränkte sich auf endloses Warten während des ständigen Umkleidens und auf eventuelles Kopfnicken oder -schütteln. Da konnte er seine Zeit wesentlich besser verbringen.
Außerdem wartete einiges an Arbeit auf ihn.
Sie waren zu lange in Indien gewesen, um nach Charr Takkar, dem Sauroiden, zu suchen. Mehrere Wochen lang. Sie hatten ihn nicht gefunden, es dafür aber mit einem Fischdämon zu tun bekommen, der die Menschen eines Dorfes an der indischen Westküste unterjocht hatte. In der Vollmondnacht hatten sie ihm Opfer bringen müssen. [4]
Zamorra hatte diesen Dämonenterror gestoppt. Er hatte den Dämon Aquarius in seiner Unterwasserstadt Nabadaja aufgestöbert und unschädlich gemacht.
Ein Dämon mit vielen Namen, in vielen Ländern, Kulturen und Zeiten bekannt. Aquarius, das war laut seinem eigenen Bekunden sein ›richtiger‹ Name, aber in Indien hatte er sich Agbar Nabob genannt, und anderswo kannte man ihn unter den Namen Dagon, Zkauba, Yaffith oder Shub-Niggurath… Womit sicher noch nicht das Ende der Liste erreicht war.
Es deutete eine Menge darauf hin, daß er zu den ›Namenlosen Alten‹ gehört hatte, aber dagegen sprach, daß diese derzeit keinen Zugriff auf die Erde hatten. Der einzige, der es ihnen hätte ermöglichen können, war der Schwarzzauberer Amun-Re, aber der lag seit vielen Jahren im ewigen Eis der Antarktis begraben…
Wer oder was Aquarius, oder wie auch immer er sich sonst noch genannt hatte, wirklich gewesen war, würde Zamorra wohl nie mehr erfahren. Der Dämon war tot, und sein Reich in der Tiefe war für ihn und seine schleimigen Hilfskreaturen zum nassen Grab geworden. Zamorra und Nicole hatten es nur gerade eben noch mit Mühe und Not geschafft, aus der submarinen Hölle zu entkommen und sich an Land zu retten…
Die Verletzungen, die Zamorra bei den vorhergehenden Kämpfen mit den Sikhs davongetragen hatte, die Aquarius alias Agbar Nabob verehrten und ihm die Menschenopfer präsentierten, heilten aus. Trotzdem hatte Zamorra nichts dagegen, sich nach den Strapazen der letzten Wochen ein wenig auf die faule Haut zu legen.
Also beschloß er, Nicole ihren Einkaufstrip allein machen zu lassen.
Sie versuchte, auch Patricia Saris zum Mitmachen zu überreden, aber die Schottin schüttelte den Kopf. An Modekäufen war sie wenig interessiert, und was sie an Weihnachtsgeschenken für den kleinen Rhett und die anderen ihr nahestehenden Menschen auserkoren hatte, hatte sie bereits beschafft.
»Na gut, dann werde ich mich eben allein mit Carlotta ins Getümmel stürzen«, beschloß Nicole.
Carlotta war die Gefährtin ihres gemeinsamen Freundes Ted Ewigk, der eine Villa an Roms nördlichem Stadtrand besaß.
Allenfalls ein paar gepflegte Gespräche mit Ted zu führen, das konnte Zamorra noch zu einem Trip in die Ewige Stadt reizen. Aber bei einem vorbereitenden Telefonat stellte sich heraus, daß Ted gerade heute eine Auslandsreise begann - ihn reizte wieder mal sein selten ausgeübter Beruf als Reporter, und er war bereits dabei, ins Taxi zu steigen, das bereits vor der Villa auf ihn wartete und ihn zum Flughafen bringen würde.
»Was euch natürlich nicht daran hindern soll, euch bei mir trotzdem wie zu Hause zu fühlen«, erklärte er. »Außerdem ist ja Carlotta da… Viel Spaß, wir plaudern,
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