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059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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versuchte er zu scherzen, »aber dass sich jetzt alle Welt vor mir versteckt, finde ich doch ein wenig übertrieben.«
    Die Fischer, die bei der Bergung geholfen hatten, begannen leise miteinander zu flüstern.
    Auch ihnen schien die Grabesstille unheimlich zu sein.
    Die Einzige, die kein Zeichen von Beunruhigung zeigte, war Blair. Zumindest machte es den Anschein. Allzu gut ließen sich ihre Reaktionen nicht mehr ablesen, seit sie die Kapuze aufgesetzt hatte, um das Gesicht vor den Strahlen der Sonne zu schützen.
    Endlich bog jemand in die Straße ein. Eine Hydritin der Stadtwache, erkennbar an dem mit Perlmutt besetzen Schulterpanzer, lief auf sie zu. Der gelbe Schimmer, der ihren Flossenkamm durchzog, galt als sicheres Indiz für Aufregung; ähnlich den rot angelaufenen Wangen eines Menschen.
    »Da seid ihr ja schon«, keuchte sie. »Es gab einen Wassereinbruch an der Tunnelstation 2. Ich soll Maddrax zur OBERSTEN geleiten. Es ist sehr wichtig, sagt sie.«
    Unter den Fischern kam Unruhe auf, die sich erst legte, als bekannt wurde, dass die Springflut bereits eingedämmt war. Die Angst vor einem Kuppelbruch schien tief in den Menschen dieser Stadt verwurzelt zu sein. Kein Wunder. Sollte das über ihnen aufgetürmte Meer eines Tages hereinbrechen, gab es kein Entkommen. Jeder, der nicht von den donnernden Fluten erschlagen wurde, musste anschließend nur um so jämmerlicher ersaufen.
    Matt verabredete mit den Helfern, dass sie Aiko und Blair ins Hydrosseum brachten, während er und Aruula die Hydritin zur Tunnelstation begleiteten. Zu Fuß war das eine ordentliche Strecke, denn die Sphären, die sich rings um die erhalten gebliebenen Wolkenkratzer des Financial District gruppierten, bedeckten ein ganzes Stadtviertel des ehemaligen San Francisco. Last- oder gar Reittiere gab es hier unten nicht, wohl weil Hydriten und Fischer das Meer als ihren eigentlichen Lebensraum betrachteten.
    Die äußeren Kuppeln wurden von zahlreichen Luftschleusen gesäumt, durch die Amphibien und Taucher jederzeit in den überfluteten Stadtteil wechseln konnten, um die Schönheit von wogenden Seegräsern, Fischschwärmen und Delfiin-Schulen zu genießen.
    Matt trug immer noch den Anzug, mit dem er in die Höhle der gefangenen Mendriten vorgedrungen war, doch trotz der gläsernen Taucherhaube unter seinem Arm verschwendete er keinen Gedanken daran, wie es jetzt sein konnte, da draußen frei zu schweben.
    Sein ganze Aufmerksamkeit galt der Katastrophe, die sich in der Transportröhre abgespielt haben musste. Ly'daa, die Hydritin berichtete in groben Zügen, was geschehen war, doch die genauen Details entzogen sich ihrer Kenntnis. Sie wusste lediglich, dass viele Tote und Verletzte zu beklagen waren.
    Während des Berichts warf Aruula immer wieder besorgte Blicke in die Höhe, um die Stabilität der Kuppeln zu überprüfen. Instinktiv suchte sie Matts Hand. Seine Nähe schenkte ihr das nötige Selbstvertrauen, all die Mysterien zu verarbeiten, die sie an seiner Seite erlebte. Wunderdinge wie diese Stadt am Grunde des Meeres.
    Sie wechselten in die nordwestliche der ineinander übergreifenden Sphären. Hier belebte sich die Straße etwas. Der Geräuschpegel stieg drastisch an, doch was ihnen entgegen schallte, war eine für Sub'Sisco untypische Disharmonie aus verängstigten Rufen und Gesprächen.
    Schmutzige Pfützen glänzten auf dem roten Korallenpflaster. Darum die große Aufregung.
    Das eingedrungene Meerwasser war bis in die Straßen gelangt. Die zusammenströmenden Menschenmassen wiesen den Weg, den Matt und Aruula einschlagen mussten.
    Oberhalb der Kuppel sammelten sich Taucher und Hydriten, um zu sehen, was im Trokkenbereich vor sich ging.
    Matt fürchtete schon, dass er sich mühsam einen Weg durch die dicht gedrängten Reihen bahnen musste, doch zu seiner Überraschung wichen die Menschen ehrfürchtig zurück, sobald sie ihn sahen. Oder spiegelte sich eher Furcht und Abscheu in den Gesichtern wider?
    Ehe er das Verhalten der Menge näher ergründen konnte, langte er schon bei der Halbkugel an, die den Eingang zur Station 2 überdachte. Ul'ia, Clay und einige Hydriten der Stadtwache erwarteten sie bereits. Die OBERSTE und der ZWEITE rangen sich ein Lächeln ab, ansonsten fiel die Begrüßung recht kühl aus. Erst jetzt dämmerte Matt, dass man ihn eher verhören als um Hilfe bitten wollte.
    Aruula spurte ebenfalls, was die Stunde geschlagen hatte. Sie hielt sich dicht an seiner Seite, um im Notfall seinen Rücken zu decken.
    »Warum

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