059 - Das Experiment
die ganze Aufregung?«, fragte Matt laut, um gleich klarzustellen, dass er nichts über die näheren Hintergrunde wusste. »Das Leck scheint wieder geschlossen zu sein.«
»Das ist richtig«, bestätigte Ul'ia, »aber der Schaden ist auch so groß genug. Vier Go ndeln und ein Stück der Transportröhre haben sich einfach in Wasser aufgelöst.« Damit übergab sie das Wort an Qu'rog, einem der Hydriten, die dabei gewesen waren.
Die umstehende Menge lauschte gebannt den Schilderungen über Tentakel-Attacken und kollabierende Quallen, obwohl die Einzelheiten sicher längst die Runde gemacht hatten.
Matt hörte konzentriert zu, unterbrach jedoch mit zwei kurzen Fragen, um ein besseres Gesamtbild zu erhalten. Am Schluss erfuhr er, wie die Stadtwachen in die überflutete Station zurückgekehrt waren und, nach dem Ve rsagen der automatischen Schotts, einen provisorischen Damm im oberen Bereich errichtet hatten. »Klingt alles ziemlich besorg36 niserregend«, gestand der Pilot ein. »Hat es schon einmal ähnliche Ausfälle in anderen Städten gegeben?«
»Diese Frage kannst du sicher viel besser als wir beantworten!« Joshna trat aus den Reihen der Stadtwache hervor und musterte ihn mit unverhohlen feindseligem Blick. »Unsere Schwierigkeiten haben alle mit deiner Ankunft begonnen, Maddrax. Erst die Steppenreiter, die bis zur Küste vorgedrungen sind, dann die Katastrophe in der Transportröhre. Was geschieht als nächstes? Flackert der Mar'os-Kult auf, so wie in Drytor?« [4]
In den Reihen der Zuschauer wurde beifälliges Murmeln laut. Offensichtlich sprach der Tätowierte nur aus, was viele unter ihnen selber dachten. Während sich die Hydriten allerdings damit begnügten, ihr Missfallen durch steinerne Mienen zu bekunden, ließen sich einige Fischer zu boshaften Rufen hinreißen. Nicht wenige plädierten dafür, Maddrax und seine Freunde so schnell wie möglich loszuwerden.
Ul'ia setzte zu einer Rüge für Joshna an, doch Matt bedeutete der OBERSTEN, dass er lieber selbst auf die vorgebrachten Angriffe antworten wollte. Eines hatten er in den vergangenen zwei Jahre gelernt – wer sich in dieser barbarischen Welt vor einer Herausforderung drückte, verlor schnell sein Ansehen. In diesem Fall bei den Einwohnern von Sub -Sisco.
»Es ist leicht, einem Fremden alle Schuld zuzuschieben, wenn man von eigenen Unzulänglichkeiten ablenken möchte«, wies er Joshna zurecht. »Es mag zwar sein, dass die Steppenreiter durch uns erfahren haben, dass eure Todeszone bei weitem nicht so gefährlich ist, wie es den Anschein hatte. Dies lag nicht in unserer Absicht und tut uns sehr Leid. Dass es den Barbaren aber gelungen ist, euren Spähern zu entgehen, kann nicht uns angelastet werden…«
Joshnas kahl rasierter Schädel glühte auf wie eine glimmende Kiffettenspitze, denn es war ein Fehler der Stadtwache, den Matt gerade offen legte. Ehe Joshna wütend aufbegehren konnte, fuhr der Pilot bereits fort: »Für die Geschehnisse im Tunnel bin ich genauso wenig verantwortlich wie für den Mar'os-Kult, dem die Hydriten seit Jahrhunderten immer wieder verfallen. Ich bin aber gerne bereit, euch zu helfen, so weit es in meiner Macht steht. So wie ich Hykton im Kampf gegen Drytor beigestanden habe.«
Seine Ansprache blieb nicht ohne Wirkung. Die aufgebrachten Stimmen wurden leiser oder verstummten ganz. Vielerorts hob ein erregtes Flüstern an, denn jene, die Genaueres über die Vorfälle im Atlantik wussten, klärten ihre Nachbarn über Maddrax' Worte auf.
Vieles speiste sich allerdings aus Gerüchten und Halbwahrheiten, bedingt durch den nordamerikanischen Kontinent, der wie eine kulturelle Barriere zwischen Hykton und Sub'Sisco lag. Nur Beobachter und andere Wissenschaftler umrundeten in regelmäßigen Abständen die langgezogene Landmasse, um sich mit den Kollegen des jeweils anderen Ozean auszutauschen.
So war es auch Ul'ia, die als Erste für Matt Partei ergriff.
»Maddrax ist ein Freund meines Volkes«, verkündete sie. »Das hat er im Allatis ( Atlantik ) zweifelsfrei bewiesen. Nicht umsonst hat ihn Quan'rill persönlich als körperliches Gefäß ausgewählt, um einen heimtückischen Anschlag gegen Hykton zu verhindern.«
Die Erwähnung des ersten Seelenwanderers beeindruckte viele Hydriten; ebenso, dass Matt sich noch einmal in ihrer eigenen Sprache an sie wandte, um seine Freundschaft zu versichern. Gerade diese Geste schien aber vielen menschlichen Zuhörern suspekt. Als ob sie fürchteten, dass sich jemand in das Herz
Weitere Kostenlose Bücher