059 - Das Experiment
ihrer geschuppten Freunde schleichen könnte, das vorher alleine ihrem Stamm gehört hatte.
Besonders Joshna konnte seine Abscheu nicht verbergen. Während sich Matt des hydritischen Idioms bediente, ballte der Krieger seine herabhängenden Fäuste so fest zusammen, dass die Knöchel weiß hervor traten. Angesichts des allgemeinen Stimmungswechsels wagte er aber nicht, noch einmal offen gegen Matt vorzugehen. Lieber wollte er warten, bis sich Beweise für die Schuld des blonden Abenteurers finden ließen.
Nachdem die allgemeine Lage bereinigt war, konnte Matt endlich zum Wesentlichen kommen.
»Anscheinend war nur hydritische Technik betroffen«, fasste er Qu'rog Bericht zusammen.
»Habt ihr bereits nach den Ursachen geforscht?«
»Was es auch war, es greift gezielt jede bionetische Grundstruktur an«, bestätigte die OBERSTE. »Wir vermuten, dass es mit einem Stoff zusammenhängt, den die Steppenreiter bei sich trugen. Inzwischen scheint er so weit verdünnt zu sein, dass er keinen Schaden mehr anrichten kann. Genaueres wird erst die Wasseranalyse zeigen.« Sie hob eine Phiole in die Höhe, die mit planktonreichem Sud aus der Station gefüllt war. Im Gegenlicht der einfallenden Sonne verströmten die Schwebeteilchen einen grünen Schimmer.
Matt nickte zufrieden. Ihm war es sowieso lieber, wenn das Gespräch im Labor, ohne Zuschauer, weitergeführt wurde. Ul'ia schien diesen Wunsch zu teilen. Sie postierte zwei Krieger, die auf mögliche Veränderungen am Notschott achten sollten, an der Rampe, die zur Station hinabführte. Den übrigen Wachen befahl sie, ins Hydrosseum abzurücken.
Die nervösen Zuschauer machte keine Anstalten, sich zu zerstreuen, doch als Ul'ias Tross abmarschierte, wichen Menschen und Hydriten bereitwillig auseinander. Matt und Aruula schlossen sich der OBERSTEN an, denn hier gab es nichts für sie zu tun.
»Ich werde einige Wachen zu eurem Schutz abstellen«, versprach Ul'ia nach einigen Schritten. »Die Bürger von Sub'Sisco sind zwar von friedlicher Natur, aber falls es zu weiteren Zwischenfällen kommt, ist es besser, wenn ihr in Begleitung seid.«
»Außerdem kann uns der HydRat so auf Schritt und Tritt überwachen«, fügte Matt bitter hinzu. »Glaubst du wirklich diese albernen Anschuldigungen, die gegen mich in Umlauf sind?«
Die Hydritin wand sich unbehaglich, als er ihre Absichten so schonungslos offenlegte.
»Verzeih mir, Maddrax«, bat sie um Verständnis. »Auch wenn ich dir voll und ganz vertraue, als OBERSTE muss ich die Interessen aller Einwohner berücksichtigen. Ich darf nicht die Möglichkeit außer acht lassen, dass du wirklich etwas mit der Sache zu tun haben könntest. Zu deinem eigenen Besten.«
»Schon gut«, beschwichtigte der Pilot. »Ich sehe ein, dass die Situation sehr schwierig für euch ist.« Dabei nickte er auch Clay und einigen weiteren Ratsmitgliedern zu.
Der ZWEITE seufzte laut vernehmlich. »Unsere Lage ist noch weitaus schlimmer als du ahnst, Maddrax. Eine so nachhaltige Störung der Transportröhren geht nicht nur Sub'Sisco, sondern den ganzen Städtebund an. Und wie du vielleicht schon weißt, wird das Zusammenleben zwischen Menschen und Hydriten nicht in allen Räten des Posedis gern gesehen. Unsere Widersacher im Tribunal werden sich die Flossen reiben, wenn sie von der Katastrophe hören. Kämpfe, Zerstörungen, Tote und Ve rletzte. In Sub'Sisco gab es in den letzten Tagen mehr Aufregung als in manch einem kompletten Hydritenleben. Und du weißt, wie alt unsere Freunde werden können.«
»Verschweigt doch einfach den anderen Städten, was passiert ist«, regte Aruula an.
»Dann haben sie keinen Grund, böse auf euch zu sein.«
Clay lächelte verschmitzt. »Kein schlechter Gedanke.«
»Lügen verstößt allerdings gegen die Grundprinzipien der hydritischen Gesellschaft«, tadelte Ul'ia, bevor sie mit einem breiten Grinsen, das ihre nadelspitzen Zähne präsentierte, fortfuhr: »Informationen verschleiern wäre natürlich etwas anderes. Allerdings fehlt uns dafür die Zeit. Schließlich haben wir das Tribunal einberufen, um über eine Tunnelpassage nach Qytor zu verhandeln. Übermorgen treffen die ersten Stadtoberhäupter ein. Denen können wir nicht verheimlichen, was vorgefallen ist.«
Unsere Anwesenheit sorgt also doch für Unannehmlichkeiten, dachte Matt niedergeschlagen.
Irgendwie lief alles aus dem Ruder, dabei hatte er mit seinem Besuch nur das Beste im Sinn gehabt. Um die aufkeimenden Schuldgefühle zu unterdrücken, nahm er sich
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