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059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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als er fragte: »Ist das nicht eine sehr religiöse Betrachtungsweise? Sicher gibt es rationale Erklärungen für das Verschwinden der Beobachter.«
    Ul'ia nickte abwesend, die schwarzen Kugelaugen auf das Bodenmosaik gerichtet, als ob dort die Antworten auf alle Fragen zu finden wären.
    »Vermutlich hast du Recht, Maddrax«, erklärte sie wenig überzeugend. »Aber der einzige Hydrit, der je aus dem Reich der Todes-Man'tane zurückgekehrt ist, konnte keinen Bericht mehr erstatten. Irgendetwas hat ihm nicht nur den Geist verwirrt, sondern auch seinen Körper deformiert. Flossen, Kopf und Arme waren mit Geschwüren übersät. Der Anblick soll zum Fürchten gewesen sein. Er starb unter großen Qualen und brachte bis zu seinem Tode kein klares Wort mehr hervor. Seitdem gilt der Kratersee für alle Posedis -Städte als tabu.«
    »Wie lange ist die letzte Expedition her?«, fragte Matt.
    »Dreihundertsechsundzwanzig Rotationen.« Das entsprach der gleichen Anzahl von menschlichen Jahren. Matt atmete erleichtert auf, denn in der Zwischenzeit hatte sich viel getan!
    Den Daten aus der Raumstation zufolge war von dem Kometen dreihundert Jahre lang eine sehr harte Strahlung ausgegangen, die vermutlich zur Degeneration von Fauna und Flora geführt hatte. Die Kometensplitter mit den darin eingeschlossenen grünen Kristallen, die sich entlang der Flugbahn – also vor allem über Asien, Europa und Oberafrika – verteilt hatten, verbreiteten eine ähnlich rückbildende Wirkung.
    Zusammen mit Naoki, der Forscherin aus Amarillo, vertrat Matt deshalb die Theorie, dass der kulturelle Rückschritt in kristallarmen Gegenden wie Amerika, Australien und Südamerika wesentlich geringer ausgefallen war. Als Grundlage dafür dienten seine eigenen Erfahrungen, die er bei den Reisen in Euree und Meeraka gemacht hatte.
    Interessant an den ausgewerteten ISS-Daten war vor allem, dass die gesamte Strahlung seit zweihundert Jahren zurückging und sich die Menschheit seitdem wieder erholte. Auf den Satellitenbildern ließ sich gut verfolgen, wie die Siedlungen auf der ganzen Welt wieder anwuchsen. Straßenbau und Feldwirtschaft erreichten nennenswerte Größenordnungen, und zwar auch – oder gerade – an den Ufern des Kratersees!
    Die dortigen Umweltbedingungen hatten sich seit den Expeditionen der Hydriten deutlich verbessert. Das schürte Matts Hoffnung, dem Ziel wesentlich näher zu kommen, ohne dass er sich der Illusion hingab, die Reise würde ein Spaziergang werden.
    Ihr Unternehmen war gefährlich, keine Frage. Die radiologischen Aufnahmen bewiesen eindeutig, dass der Komet weiterhin Signale aussandte, und gerade das Ufer des Kratersees zeichnete sich durch eine besonders hohe Kristallkonzentration aus.
    Ul'ia lauschte geduldig seinen Ausführungen. Als Beobachterin stand sie neuem Wissen stets aufgeschlossen gegenüber, doch der Zweifel wich nicht aus ihren Augen, als sie antwortete: »An Land mag das Risiko deutlich besser einzuschätzen sein, das will ich nicht bestreiten. Ich bitte dich und deine Freunde lediglich, sehr vorsichtig zu sein. Manchmal sind Mächte am Werk, denen selbst der Tapferste nicht gewachsen ist.«
    »Wollen wir hoffen, dass es mit der kollabierten Röhre besser aussieht«, orakelte Clay, um das Gespräch auf die Probleme der Gegenwart zurückzulenken. Matt und die OBERSTE nahmen den Wink widerspruchslos zur Kenntnis. Beide hatten ihre Position dargelegt, damit war alles gesagt. Denn obwohl es keiner von ihnen ausgesprochen hatte, war eins vollkommen klar: Egal, ob ihnen eine Tunnelpassage gewährt wurde, oder nicht – Matt, Aruula und Aiko würden ihr Reiseziel nicht aus den Augen verlieren.
    Über eine Wendeltreppe ging es in den ersten Stock des Hydrosseums. Die meisten Ratsmitglieder und Wachen zerstreuten sich dort, um den täglichen Aufgaben nachzugehen; nur drei Krieger der Stadtwache, die den angedrohten Begleitschutz darstellten, bleiben zurück.
    Ly'daa, Faw'n und Joshna.
    Auf den übereifrigen Joshna hätte Matt gut verzichten können, aber natürlich stand es ihm nicht zu, die Anordnungen der OBERSTEN zu kritisieren. Gemeinsam erreichten sie den Wissenschaftstrakt, von dem zahlreiche Laboratorien abzweigten. Durch einen der runden Türbogen sahen sie Aiko und Blair, die von einer hydritischen Heilerin und ihrem menschlichen Assistenten versorgt wurden.
    Der Cyborg und die Amphibie lieferten sich gerade eine erhitzte Diskussion über die richtige Methode, wie sein Bein zu behandeln sei. Aiko setzte auf

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