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059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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richtige Worte, um zu antworten:
    »Leider ist es Clay und mir nicht vergönnt, zusammen Nachwuchs zu zeugen. Die Gene unserer Völker sind zu unterschiedlich, um sich auf natürliche Weise zu verbinden. Anderen Liebenden geht es ebenso. Ihr Kinderwunsch ist einer der Hauptgründe, warum Rie'vels Experiment genehmigt wurde – auch wenn er das immer wieder gerne vergisst. Die Mendriten sollen bald in Pflegefamilien gegeben werden, damit sie nicht nur im Labor aufwachsen.«
    »Nein, nein, nein.« Der alte Wissenschaftler schüttelte trotzig den Kopf. »Dieser Termin ist in weite Ferne geruckt. Sieh doch nur, wie schwach die Kleinen sind. Ehe ich nicht weiß, was mit ihnen los ist, gebe ich sie nicht her.«
    Rie'vel beruhigte sich erst wieder, als Ul'ia versicherte, dass im Augenblick ganz andere Entscheidungen im Vordergrund standen.
    Statt den Ausgang des Streits zu verfolgen, beobachtete Matt eine durchscheinende Qualle, die von Mendrit zu Mendrit schwebte. Jedes Mal, wenn sie sich niederließ, nahm ihr feiner Körper eine violette Färbung an. Nur bei Topi'ko tendierte der Ton ins bläuliche.
    »Wie kommt das?«, wollte er wissen.
    »Eine andere Genkombination«, antwortete Rie'vel leichthin. »Obwohl wir nur die besten Anlagen beider Völker weitergeben, befinden wir uns noch im experimentellen Stadium. Topi'kos Anlagen sind etwas bodenständiger, aber das macht ihn nicht schlechter als die anderen.«
    Matt rieselte es kalt den Rücken hinunter. Die Selbstverständlichkeit, mit der die Hydriten künstliches Leben formten, war ihm schon in Hykton suspekt gewesen. Ein Seitenblick zu Aiko genügte, um zu sehen, dass es dem Japaner ähnlich ging. Von dunklen Vo rahnungen beseelt, folgten sie der OBERSTEN, die sich an ein kleineres Becken begab, in dem zwei fette Stachelfische umher schwammen.
    Gebannt sahen sie zu, wie Ul'ia die Glasphiole hinter dem Lendentuch hervorholte und einen Teil der gezogenen Probe ins Becken kippte. Die Welze stoben aufgeregt auseinander und jagten drei Mal im Kreis herum, bevor sie vorsichtig durch die mit Schwebeteilchen angereicherte Wolke manövrierten. Ihre Dornen begannen in verschiedenen Farben zu leuchten, aber das, was sie signalisierten, schien nicht sonderlich aufschlussreich zu sein.
    »In der Probe sind nur schwache Spuren der Rohren- und Gondelelemente enthalten«, seufzte Ul'ia. »Es wird eine Zeit lang dauern, bis wir brauchbare Ergebnisse erhalten.«
    »Was ist überhaupt geschehen?«, fragte Aiko, der noch nicht auf dem Laufenden war.
    Faw'n signalisierte seine Bereitschaft, von der Fahrt zu berichten. Ul'ia gestattete ihm mit einem Nicken, Auskunft zu geben. Solange ihre Gäste beschäftigt waren, konnte sie in Ruhe weiter forschen.
    Aiko und Blair hörten gebannt zu, während der Hydrit von würgenden Tentakeln und zerflossenen Gondeln erzählte. Aiko schüttelte demonstrativ die Schultern, um seinem Grausen Ausdruck zu verleihen. »Schleimige Stränge, die nach einem greifen – wie ekelhaft! Hat es schon zuvor Vorfälle dieser Art gegeben?«
    »Du meinst, bevor Fremde unsere Stadt betreten haben?«, ätzte Joshna, obwohl er gar nicht gefragt war. »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Rayy ist etwas Ähnliches passiert!« Der Satz wurde in normaler Lautstärke ausgesprochen, trotzdem ließ er alle erstarren. Niemand hatte mit einem Einwurf der schweigsamen Nosfera gerechnet.
    Als sich plötzlich alle Blicke auf sie richteten, schrumpfte Blair unter ihrem Kapuzenumhang regelrecht zusammen, doch es war zu spät, um etwas von dem Gesagten zurück zu nehmen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als fortzufahren: »Ich war nicht selbst dabei, aber Rayy hat von einem lebenden Armreif erzählt, mit dem ihm Topi'ko die Luft ab46 schnüren wollte. Wenn Skurog die Stränge nicht von seinem Hals geschnitten hätte, wäre es um ihn geschehen gewesen. Ich habe die blutigen Male selbst gesehen.«
    »So ein Unsinn«, polterte Joshna erbost. »Jetzt sollen plötzlich unsere Kinder an allem Schuld sein? Falls an diesem Geschwätz überhaupt etwas dran ist, dann beweist es höchstens, dass das Unheil von den Barbaren ausging.«
    Unter dem Kapuzenschatten ließ sich nicht erkennen, wie Blair auf diesen Angriff reagierte.
    Sie sprach kein weiteres Wort, da sie nichts hinzuzufügen hatte.
    »Immer mit der Ruhe«, verlangte Clay. »Wir müssen in dieser Angelegenheit allen Hinweisen auf den Grund gehen. Die Mendriten werden genauso untersucht wie die Leichen der Barbaren. Und falls sich dabei etwas

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