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059 - Der Folterknecht

059 - Der Folterknecht

Titel: 059 - Der Folterknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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„Siehst du ein, daß es keinen Zweck mehr hat, mich von irgend etwas abhalten zu wollen? Willst du mir jetzt helfen?“
    Phillip war nicht mehr in der Lage, ihm eine Antwort zu geben. Er wankte, verdrehte die Augen und brach zusammen. Dorian konnte ihn gerade noch auffangen.
    Für Phillip mußte das alles zuviel gewesen sein. Er war ein sensibles Geschöpf, dessen geistige Aktivitäten den Energiehaushalt seines Körpers überforderten. Dorian trug ihn hinauf ins Schlafzimmer, legte ihn aufs Bett und sperrte die Tür hinter sich ab.
    In der Bibliothek öffnete er dann die Kassette mit den Druckplatten. Es waren an die zwanzig Stück, jede gut vierhundert Jahre alt, hauptsächlich Stiche, die Szenen mit Hexen und Teufelsbeschwörungen zeigten. Aber es war auch ein Porträt darunter. Das war seltsam genug, denn in der Zeit, aus der die Druckplatte stammte, hatte es so etwas wie Porträtmalerei noch kaum gegeben.
    Dorian holte ein Staubtuch, um die Kupferplatte zu reinigen, da schrillte erneut das Telefon.
     

     
    Olivaro war am Apparat,
    „Sie sind schon sehr weit vorgedrungen, Dorian“, sagte er mit einer Stimme, in der Erregung mitklang, „aber es ist noch nicht zu spät, aufzuhören.“
    „Sie lassen wohl nichts unversucht“, meinte Dorian amüsiert.
    „Ich will Ihnen doch nur helfen.“
    „Nicht vielleicht auch Asmodi, Olivaro?“
    „Sie sind ein hoffnungsloser Fall, Dorian. Ich kann ja Ihr Mißtrauen verstehen, aber es ist unberechtigt. Mein Ehrenwort!“
    „Bisher hatte ich immer geglaubt, Dämonen kennen keine Ehre.“
    „Sie können mich nicht beleidigen“, erwiderte Olivaro kühl.
    „Entschuldigen Sie“, murmelte Dorian und strich sich über die Augen, „aber ich verstehe nicht, warum mich alle Welt davon abhalten will, die Vergangenheit zu durchleuchten. Wenn ich wenigstens einen Grund dafür wüßte!“
    „Ist Ihre Sicherheit nicht Grund genug?“
    „Das ist mir zu vage.“
    „Tut mir leid“, sagte Olivaro ohne Bedauern. „Genauer kann ich mich nicht ausdrücken. Nur so viel, Dorian: Asmodi kann es nur recht sein, wenn Sie weitermachen. Er erwartet es von Ihnen.“
    Dorian runzelte die Stirn. „Er erwartet vor mir, daß ich mehr über ihn in Erfahrung zu bringen versuche? Das kann ich nicht verstehen.“
    „So war es auch nicht gemeint. Zum letzten mal, Dorian, lassen Sie die Finger von der Vergangenheit! Sie können sicher sein, daß Sie nicht Asmodis Achillesferse finden werden, sondern höchstens Ihre eigene.“
    „Wollen Sie nicht doch konkreter werden, Olivaro?“
    „Nein.“
    „Dann tut es mir leid.“
    „Ich glaube, wir haben uns in dieser Angelegenheit nichts mehr zu sagen, Olivaro.“
    „Legen Sie nicht auf, Dorian!“
    „Was gibt es noch?“
    Es entstand eine kurze Pause, dann fragte Olivaro: „Haben Sie schon herausgefunden, um wen es sich bei dem verwachsenen Mann handelt, der mir im Traum erschienen ist?“
    Dorian brauchte nicht lange nachzudenken. „Sie können nur Equinus, den Knecht des Wirtes Stiecher meinen. Ist es so?“
    Olivaro atmete schwer. „Er ist mehr als nur ein Knecht. Weckt er keine Assoziationen in Ihnen?“ Dorian dachte nach. Wollte Olivaro darauf anspielen, daß Equinus vielleicht Asmodi war? Es hörte sich zu phantastisch an, andererseits aber waren die Pferde des Barons de Conde in Equinus’ Obhut erkrankt. Aber daß Equinus der Fürst der Finsternis, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, sein sollte, das war für Dorian einfach unvorstellbar. Außerdem hatte der Baron geschrieben, daß aus dem gesunden Auge des verwachsenen Mannes Tränen gequollen waren. Und Dämonen konnten bekanntlich nicht weinen.
    „Nein, Equinus sagt mir überhaupt nichts“, bekannte Dorian. „Wollen Sie mich nicht wenigstens über ihn aufklären?“
    „Nur, wenn Sie versprechen, daß Sie Ihre Nachforschungen dann einstellen.“
    „So verlockend erscheint mir Ihr Angebot wieder nicht, Olivaro“, meinte Dorian lachend. „Geben Sie sich keine Mühe!“
    „Dann kann ich nur hoffen, daß Sie das alles gut überstehen. Asmodi kann triumphieren.“
    „Jetzt werden Sie melodramatisch, Olivaro.“
    „Güte Nacht, Dorian.“
    Dorian nahm das Staubtuch zur Hand und wischte damit über die Kupferplatte, aber es gelang ihm nicht, den in den Vertiefungen sitzenden Schmutz zu entfernen. Doch wenigstens konnte er die Beschriftung jetzt lesen.
    Am unteren Rand der Druckplatte stand in Spiegelschrift: Heinrich Cornelius Mudt von Gilding. Anno 1487. Daneben hatte der

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