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059 - Der Folterknecht

059 - Der Folterknecht

Titel: 059 - Der Folterknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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dem Kruzifix näherte, weiteten sich ihre Augen entsetzt, und sie preßte sich noch fester gegen die Dielen. Ich betete zu Gott, daß sie sich nicht in eine Fledermaus verwandelte, obgleich ich nicht glaubte, daß sie dazu imstande war.
    „Sei vom geweihten Kreuze gebannt, Vampir!“ herrschte ich die Witwe an. „Du hast deinen Mann nur aufs Schafott gebracht, um selbst ungestört und ohne Verdacht dein Unwesen treiben zu können. Wie viele hast du durch deinen Biß zu Untoten gemacht?“
    „Nein! Nein!“ kreischte die Witwe.
    Aber unter ihrer Oberlippe kamen die langen, spitzen Vampirzähne bereits hervor.
    „Du hast einsame Wanderer, die fremd in dieser Gegend waren, in dein Haus gelockt und sie zur Ader gelassen. Als Untote zogen sie dann weiter. Aber damit konntest du dich nicht begnügen, und so hast du dir schließlich auch den Wirt Stiecher als Opfer auserkoren, und vor wenigen Tagen auch noch seine Frau. Wem hast du sonst noch das Blut ausgesogen?“
    Ich drückte ihr das Kruzifix gegen die Stirn. Rauch stieg auf, und es stank nach verbranntem Fleisch. Als ich das Kreuz wegnahm, hatte sie auf der Stirn ein schwarzes Mal.
    Noch bevor sie sich von diesem Schlag erholt hatte, zerrte ich einen Pflock unter meinem Umhang hervor, den ich wohlweislich mitgenommen hatte, und trieb ihn ihr ins Herz. Minuten später war vor ihr nur noch ein Häufchen Asche übrig.
    Ich keuchte: „Nun müssen wir die Verstecke der Untoten aufspüren und sie durch Pfähle in ihre Herzen von ihrem schrecklichen Dasein erlösen.“ Ich blickte zu den Großinquisitoren, die beide kreidebleich geworden waren, und grinste. „Fürchten Sie nun etwa um Ihr Seelenheil?“
    Sprenger faßte sich zuerst. „Sie haben uns überzeugt, Baron de Conde. Wir werden mit Ihrer Unterstützung Richtlinien zur Bekämpfung des Dämonenunwesens entwerfen und sie mit Hilfe der Druckerpresse einem ‚großen Kreis zugänglich machen.“
     

     
    Gegenwart
    Dorian Hunter hielt den ersten authentischen Bericht über die Entstehung des Hexenhammers in Händen, der für alle späteren Hexenprozesse maßgeblich werden sollte.
    Es war für ihn erregend und atemberaubend, den Werdegang der organisierten Hexenbekämpfung mitzuerleben. Die guten Absichten der drei Hauptbeteiligten waren unbestritten, doch Dorian kannte die Geschichte nur allzugut und wußte, zu welchen Exzessen es im Laufe der Zeit kommen würde und welche Blüten der Hexenwahn in den kommenden Jahrhunderten getrieben hatte. Und so sehr ihn auch das Schicksal des Barons de Conde interessierte, so wäre es doch viel wichtiger für ihn gewesen, mehr über den Fürst der Finsternis herauszufinden. Aber auf Asmodi fanden sich in dem Tagebuch keine weiteren Hinweise mehr. War es möglich, daß dieser Baron de Conde Asmodi stürzte und selbst zum Fürst der Finsternis avancierte? Nein, das war absurd. Aber Dorian kam von dieser Gestalt nicht mehr los. Er begann zu ahnen, daß dieser Mann der Schlüssel zu einem furchtbaren Geheimnis war.
    Und er wollte dieses Geheimnis um jeden Preis ergründen.
    Das Schrillen des Telefons ließ Dorian hochschrecken. Er blickte auf die Uhr. Es war Mitternacht durch. Müde griff er nach dem Hörer.
    „Dorian?“ fragte eine besorgte Frauenstimme.
    Er erkannte sie sofort. Es war seine Geliebte.
    „Coco! Zum Teufel, was willst du noch um diese Zeit?“ schnauzte er sie an.
    „Entschuldige, Dorian, aber ich konnte einfach nicht schlafen. Ich habe mich lange herumgequält,
    doch schließlich ertrug ich die Ungewißheit nicht mehr. Ich mußte dich anrufen. Ist alles in Ordnung hei dir?“
    „Ja, natürlich“, sagte er mißmutig. „Was sollte denn nicht in Ordnung sein? Das Haus ist gegen Dämonen abgesichert, draußen stehen Powell und Cohen Wache, und ich fühle mich bestens.“
    „Und Phillip?“
    Dorian nahm den Hörer vom Ohr und lauschte. Im Haus war es still.
    „Phillip schläft“, sagte er in die Sprechmuschel.
    „Warum ist er denn ausgerissen und hat dich aufgesucht?“
    „Er … Offensichtlich wollte er mir irgendeinen Hinweis geben. Aber ich verstand ihn nicht richtig.
    Er hat sich ganz verrückt gebärdet und seine Hände in einen Schraubstock eingezwängt.“
    „Dorian!“
    „Jetzt ist ja alles wieder in Ordnung“, beruhigte er sie. „Wahrscheinlich hat Phillip seine Hände nur in den Schraubstock eingespannt, damit er nichts anstellen konnte. Er schläft schon einige Stunden.“ „Dorian, soll ich nicht …?“
    „Nein. Ich muß allein

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