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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mußte ihm auch heute dazu dienen, die Verkleidung anzulegen, die er für seine Mission brauchen würde. Nach allen Seiten gingen Telegramme ab; ein Anruf in der Wohnung Megs ergab, daß sie bereits vor zwei Tagen, unbekannt wohin, abgereist sei. Schon am nächsten Morgen erhielt der Preller Auskunft über ihr Fahrtziel, denn die Post brachte ihm einen Brief, auf Papier des Dampfers ›Obo‹ geschrieben.
›Mein lieber Mr. Smith‹, lautete das Schreiben. ›Wir befinden uns auf dem Weg nach Südamerika. Sie würden keine Schwierigkeiten haben, uns verhaften zu lassen, denn unser Schiff hat drahtlose Telegrafie. Vielleicht überlegen Sie es sich, ehe Sie die Polizei unterrichten, denn was würden Sie antworten, wenn man Sie fragte, wo Sie all das Geld, das Ihnen gestohlen worden ist, herhaben? In unserer Begleitung befindet sich das wirklich nette, junge Mädchen, das so sehr Ihre Bewunderung erregt zu haben scheint. Der rührende Brief, den Sie ihr schrieben, befindet sich im meinem Besitz oder vielmehr in dem Mr. van Deahys, der ebenso wie Sie sich außerordentlich für die junge Dame interessiert. Vielleicht treffen wir uns einmal in Südamerika. Dann werde ich die Ehre haben, Ihnen mitzuteilen, wie wundervoll einfach der ganze Film abrollte, der Ihnen Ihr gesamtes Vermögen kostete. Ihre wirklich sehr ergebene Milwaukee Meg.‹
    Anthony las den Brief zweimal und reichte ihn erst dann seinem Freund.
    »Was soll denn nun werden?« erkundigte sich Paul, nachdem er das Schreiben gelesen hatte.
    »Warte!« Anthony rief Sandy. »Fahre, so rasch du kannst, zur Südamerikanischen Dampfschiffahrtsgesellschaft, Sandy«, gebot er ihm, »und suche ausfindig zu machen, welche Kabinen diese Bande belegt hat. Bring mir, wenn möglich, auch einen Kabinenplan des Schiffes. Wenn Miss Stillington wirklich mitgefahren ist, dann muß Meg ihren Namen ›Miss Morrison‹ beibehalten haben. Erkundige dich also nach ihr unter diesem Namen.«
    Als sich Sandy auf den Weg gemacht hatte, blätterte Anthony in Lloyds Register.
    »Die ›Obo‹ fährt zwölf Knoten und verließ Southampton gestern nachmittag um drei«, unterrichtete er Paul. »Hast du bemerkt, wie schön sie sich alles ausgerechnet hatte? Jetzt ist es neun; um elf Uhr dreißig fährt der nächste Zug nach Torquay. Der englische ›Riviera Expreß‹. Nein, es besteht kein Grund, sich zu sorgen.«
    »Was beabsichtigst du zu unternehmen?« erkundigte sich sein Sekretär.
    »Nach Bilbao zu fahren. Ehe wir aber dorthin gelangen, wird sich noch verschiedenes ereignen.«
    »Hast du denn Geld? Meg hat dir doch alles weggenommen. Wenn du etwas brauchst ...«
    »Nein, danke. Alles hat sie doch nicht erwischt. Ich habe immer noch etwa tausend Pfund auf der Bank liegen und werde, ehe ich sie noch verbrauchen kann, mehr haben. Ich werde einen Barscheck ausschreiben, und du kannst für mich das Geld holen.«
    Nach einer halben Stunde brachte Sandy die erwarteten Berichte.
    »Den Wagen kannst du in die Garage fahren, Sandy«, gebot ihm Anthony. »Um elf Uhr dreißig erwartest du mich in Paddington, rechtzeitig, um den Zug nach Torquay zu erreichen.«
    Paul brachte das Geld. Dann begaben sie sich zum Bahnhof. Während der ganzen Fahrt nach Westengland sprach Anthony kaum ein Wort. Er brachte die meiste Zeit mit dem Studium von Fahrplänen und dem Kabinenplan des Dampfers ›Obo‹ zu. Um sieben Uhr abends kamen sie in Torquay an; es wurde jedoch neun, ehe sie den Mann, in dessen Obhut sich das Boot befand, ausfindig gemacht hatten. Endlich war das Boot seefertig.
    Anthony übernahm den Motor, und der U-Boot-Jäger nahm mit leisem Keuchen seine Fahrt seewärts auf. Erst als sie die offene See erreicht hatten, brach Anthony das Schweigen.
    »Diese Marineuniformen werden uns sehr zustatten kommen«, meinte er. »Ich glaube, die ›Obo‹ werden wir gegen Tagesanbruch sichten. Zieh dich so marineecht wie möglich an, Paul, denn du sollst als mein Erster Offizier auftreten. Sandy ist Obermaschinist. Mach die Flaggen fertig zum Signalisieren. Hast du das Signalcodebuch zur Hand, Sandy?«
    »Jawohl«, entgegnete Sandy und trank in aller Ruhe seinen Kakao aus.
    »Steuere dem Eddy stone Leuchtturm zu. Mehr südlich. Dort wollen wir uns bis zur Dämmerung aufhalten. Wenn ich richtig gerechnet habe, werden wir bald drei Schiffe auftauchen sehen: die ›Arizona‹ nach New York, den Tramp ›Carpeto‹ und die ›Obo‹, nach Südamerika bestimmt. Ich habe mich in Lloyds Register genauestens

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