Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
habe den Herrn, für den Sie sich interessieren, gefunden. Er langte vor sechzehn Tagen mit zwei anderen Herren und einer hübschen jungen Dame in einem Motorboot hier an. Sie wohnten im ›Hotel de las cuatro Naciones‹, während die Dame mit dem ersten nach England fahrenden Dampfer Bilbao verließ.«
    Milwaukee Meg nickte verständnisvoll.
    »Er hat Miss Stillington in Sicherheit gebracht! Nun, ich glaube, er hat damit klug gehandelt. Du bist dein Mädchen los, van Deahy«, meinte sie ironisch.
    Ihr Komplice lachte.
    »Ich gräme mich nur, wenn ich Geld verliere«, gab er zurück.
    »Was haben Sie sonst noch zu berichten, Gonzalez?« wandte sich Madame Gilot an den Detektiv.
    »Die drei Herren blieben nach der Abreise der jungen Dame noch eine Zeitlang im Hotel wohnen und fuhren dann nach Madrid. Dort kamen sie vor acht Tagen an und stiegen im ›Hotel de la Paix‹ an der Puerta del Sol ab.«
    »Sie wohnen wohl auch jetzt noch dort?« erkundigte sich Meg. Aber der andere schüttelte verneinend den Kopf.
    »Nein, Señora. Ich verfolgte ihre Spuren nach Burgos, wo sich eine kleine Villa des Marquis d'Algeciras befindet. Diese Villa haben sie gemietet und auch schon bezogen. Es sind dieselben Herren, die hier im Hotel gewohnt und sich dann nach Madrid begeben hatten. Darüber besteht kein Zweifel, daß es die Herren sind, für die sich Madame so sehr interessiert.«
    »Ja, es scheint so«, meinte Meg. »Der zweite ist, wenn der Preller keine andere Verwendung für ihn hat, sein Sekretär, und der dritte spielt den Kammerdiener.«
    »Diesmal ist der Sekretär auch als Diener beschäftigt«, meinte Gonzalez.
    »Wie lange werden sie wohl in jener Villa wohnen bleiben?« wollte Meg wissen.
    Der Spanier zuckte die Achseln.
    »Das weiß ich nicht. Der Herr hat das Haus für drei Monate gemietet. Was er aber in Burgos, dem ödesten Platz unter der Sonne, macht, das weiß ich ...«
    Madame unterbrach ihn.
    »Setzen Sie Ihre Leute auf die Fährte, Gonzalez«, befahl sie. »Und lassen Sie jene Männer in Burgos nicht aus den Augen. Halten Sie sich ständig zu meiner Verfügung, damit Sie bereit sind, wenn ich Sie plötzlich benötige.«
    Sie überreichte ihm ein Päckchen spanischer Banknoten, für die sich der Detektiv mit einer Verbeugung bedankte.
    »Ich stehe zu ihrer Verfügung, Madame«, versprach er.
    Vierzehn Tage später saßen Anthony und Paul im Wintergarten der Villa in Burgos.
    Der Tag war wie alle vorhergehenden schwül gewesen, obwohl noch an diesem Morgen ein heftiges Gewitter über der Stadt niedergegangen war. Der Garten war jedoch schattig und wurde von der kühlen Brise, die von Osten her wehte, angenehm durchlüftet.
    »Jetzt verstehe ich erst, was man unter ›Château en Espagne‹ versteht«, meinte Paul und holte sich mit fauler Bewegung eine Zigarette aus dem Etui. »Die Hitze! Die reine Hölle.«
    Sein Freund und Gebieter antwortete nicht. Seine Augen blickten in die Ferne und hatten einen geistesabwesenden Ausdruck. Nachdenklich biß er sich auf die Lippen.
    »Dreimal habe ich versucht, mich mit ihm zu unterhalten«, philosophierte Paul laut vor sich hin. »Er ist entweder zu faul zu antworten, oder er schwitzt seinen Verstand aus. Vielleicht könnte er« - dies mit einem lustigen Seitenblick auf das schweigende Ziel dieser Bemerkungen -, »wenigstens durch eine Handbewegung verraten, daß noch Leben in ihm weilt. Lange genug wohnen wir ja schon hier, um die spanische Art zu reden angenommen zu haben.«
    »Entschuldige«, bat Anthony, als wäre er eben aus einem tiefen Traum erwacht, »ich habe wirklich nicht gehört, was du sagtest.«
    Paul lachte.
    »Ja, sie ist jetzt schon über eine Woche wieder in England«, meinte er. »Sie wird wohl bald schreiben.«
    Anthony errötete. »Was, zum Teufel, meinst du damit?«
    »Sei kein Schaf! Ich dachte nur, ich wüßte, über wen du so nachdachtest.« Er beeilte sich aber gleichwohl, das Thema zu wechseln: »Darf ich dich nach berühmtem Muster fragen: Quo vadis? Wohin wir uns von hier aus begeben wollen?«
    »Irgendwohin«, erwiderte der andere gleichgültig. »Ich hatte schon die Absicht, auch einmal Australien kennenzulernen. Wir könnten uns in bequemen Etappen durch Spanien bis nach Gibraltar durcharbeiten und von dort das Schiff nehmen.«
    »Um uns in Gibraltar von Bord holen zu lassen, nicht wahr? Du, Anthony, Spanien ist ein verdammt heißes Loch, aber wenn ich die Wahl zwischen einem englischen Zuchthaus und zehn Jahren weiteren Aufenthalts in

Weitere Kostenlose Bücher