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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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»Ich hatte sie für Sie bereitgelegt. Auf Wiedersehen.«
    Eine Woche später erst hörte Meg wieder vom Preller. Die Nachricht kam in Form eines Briefes, der, an Milwaukee Meg adressiert, in ihrem Brieffach im Hotel zu Bilbao steckte.
›Verehrteste Meg!
    Ich habe Spanien den Rücken gewandt, und da das Geschäft in den letzten Wochen wirklich einträglich war, will ich einen kurzen Urlaub antreten. Ich würde es aufs tiefste bedauern, wenn ich Ihnen den letzten Penny geraubt hätte, aber ich habe eine Ahnung, als hätten Sie noch irgendwo genug Geld versteckt, um davon leben zu können. Mein Gewissen ist also wieder einigermaßen beruhigt. Wenn Sie wenigstens das behalten wollen, was Sie noch haben, dann würde ich Ihnen raten, mich von nun an in Ruhe zu lassen und mir nicht zu folgen. Die Hälfte des Schatzes, den Sie mir freundlicherweise zur Verfügung stellten, habe ich einem edlen Zweck, der Gründung einer Kolonie für mittellose Invaliden, zugeführt.
    Ihr ergebener Preller‹

Das Mädchen von Gibraltar
    Baltimore Jones hatte in der Levante reinen Tisch gemacht; vom Piräus bis Alexandrien, von Tripolis bis Messina hatten müde, erschöpfte Männer auf Kosten des Inhalts ihrer Brieftaschen seine Fingerfertigkeit im Kartenspielen bewundern dürfen. Immer lächelnd, hatte er Piaster und Drachmen, Lire, Pfund Sterling und Dollars eingeheimst, immer und immer wieder - höhnischer Trost - den Leidtragenden die Worte zugerufen: »Schade, aber - was will man machen, wenn einem das Glück so treu bleibt?« Es gehörte zu seinen ständigen Redensarten: »Nicht jeder kann gewinnen.« Dies mochte zutreffen, aber wo Baltimore Jones mitspielte, kam nur er als Gewinner in Frage, gleichgültig, wie Fortuna die Karten mischte. In seiner Hüfttasche ruhte, wohlverwahrt, ein dickes Banknotenbündel, mit dem er, um eine Abschlußsitzung zu veranstalten, eines schönen Tages in Gibraltar landete.
    Zu tun hatte er eigentlich wenig in diesem langweiligen Städtchen, das sein Leben nur Englands Gnade verdankte. Zu Tode gelangweilt, war er dem Heulen nahe, während er sich - sehr gegen seinen Willen - beim Klang der Instrumente des Alameda-Orchesters spät abends ›erholte‹. Seine Aufmerksamkeit wurde auf ein schluchzendes junges Mädchen gelenkt, das immer noch auf einer versteckten Bank saß, obwohl sich alle militärischen und Zivilpersonen schon auf dem Nachhauseweg befanden.
    Baltimore Jenes hörte eine Weile zu. Dann erhob er sich und versuchte, die Weinende - Agathe Maccall, genannt Bessie - zu trösten. Seine weiche, wohllautende Stimme, die auch einem Griechen das Geld aus der Tasche zu ziehen vermochte, versagte nicht. Bessie Maccall unterbrach ihr Schluchzen, um ihm ihre Leidensgeschichte zu erzählen. Sie war Gouvernante im Haus des Oberst Sipp, dessen Gattin ihr das Leben sauer machte. Nachdem Bessie sich beruhigt hatte, begleitete er sie nach Hause und sah unter dem Licht eines Kandelabers zum erstenmal ihr Gesicht. Und was er sah, erschien ihm gut und annehmbar. Von nun an traf er sich mit ihr an jedem Konzertabend, bis er nach Ablauf einer Woche dieser platonischen Verehrung überdrüssig wurde. Seine Einladung, zum Wochenende nach Algeciras zu fahren und dort am Sonntag einem Stierkampf beizuwohnen, hatte Bessie Maccall zu seinem Erstaunen als ›unpassend‹ abgelehnt. Er hatte sein schwerstes Geschütz aufgefahren, hatte alle seine Beredsamkeit spielen, alle Sprüche aufmarschieren lassen, die längst verstorbene Lebemänner für derartige Situationen auf Lager hatten - alles war vergebens gewesen. Bessie Maccall blieb in diesem Kampf um ›Prinzipien‹ Siegerin.
    Erst nach Ablauf einer Woche lächelte Mr. Jones das Glück, Bessie hatte einen neuen Auftritt mit Frau Oberst Sipp gehabt, der dem Faß den Boden ausgeschlagen hatte. Baltimore Jones unterstützte den Sturm auf die geschwächte feindliche Position noch dadurch, daß er ihr in glühenden Worten die Herzlichkeit des Willkommensgrußes vor Augen hielt, der ihr bei ihrer Rückkehr nach England gewiß sei. Alles schien demnach für die Pläne Mr. Jones' gutzugehen; er sah sich am Ziel seiner Wünsche, wenn nicht ...
    Der Preller hatte seinen Urlaub abgebrochen. Er glaubte, es sei genügend Zeit verflossen, man habe ihn vergessen und über seine anrüchigen Taten sei Gras gewachsen. Er war heute zum erstenmal nach Gibraltar gefahren, während Paul, sein Sekretär, in Algeciras zurückgeblieben war und sich inzwischen im herrlichen Garten des Hotels

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