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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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blickte ihren Begleiter erstaunt an.
    »Sie sagten mir doch, der Zug habe sofort Anschluß«, rief sie vorwurfsvoll aus.
    »Der Herr ist eben über Fahrpläne besser als ich unterrichtet«, gab Jones schroff zurück. »Vielleicht hat er recht.«
    »Na, das ist ja nicht so schlimm, Bessie. Du kannst ja mit uns im Hotel de la Paix bleiben«, beruhigte Anthony seine Kusine.
    »Ich habe aber Zimmer im ›Paris‹ reservieren lassen«, widersprach Jones.
    »Na, Sie können uns ja besuchen«, winkte Anthony ab. »Wir werden uns immer freuen, wenn Sie kommen, nicht wahr, Bessie? Haben Sie eigentlich für sich selbst ein Bett reservieren lassen? Wenn nicht, kann ich Ihnen eines in meinem Abteil abtreten.«
    Der andere nahm die Einladung widerwillig an.
    Er wurde besser gelaunt, als ihm Anthony später am Abend sagte, daß er mit seinen beiden Vettern in Marokko Maultiere für die italienische Regierung eingekauft habe und seinen reichen Gewinn bei sich trage, um ihn in London zur Bank zu bringen. Er gab weiter an, daß er zu Bankschecks kein Vertrauen habe und sein Geld immer in bar mit sich führe. Die geschäftliche Tüchtigkeit Mr. Jones' erwachte sofort. Am nächsten Morgen - sie verließen eben im Auto den Madrider Südbahnhof - gesellte sich Mr. Jones zu den drei Vettern und teilte ihnen mit, daß er sie am gleichen Abend im Hotel aufsuchen würde.
    »Wie wäre es mit einem kleinen Poker?« meinte er. »Ich verstehe ja nicht viel davon, und ihr werdet mir wohl mein Geld abnehmen, aber ihr seid mir sympathisch, und ich will das Risiko auf mich nehmen.«
    Sandy übernahm die Antwort. Er musterte Mr. Jones mit einigem Mißtrauen. Dann sagte er lachend:
    »Ich will mitspielen, möchte aber vorher von Ihnen wissen, was Sie als Gewinnerhand betrachten: ›Volles Haus‹ oder ›doppelte Paare‹?«
    Vielleicht sei die Reise doch nicht umsonst gewesen, meinte Mr. Jones nachdenklich, während er sein Hotel allein betrat, obwohl er in Gibraltar geglaubt hatte, sein Schlafzimmer in Madrid mit Bessie teilen zu können. Am Abend suchte er die vier im Hotel de la Paix auf.
    »Na, hier seid ihr doch alle«, begrüßte er sie jovial. »Wie geht es denn meiner kleinen Freundin?« Er schüttelte dem Mädchen die Hand.
    »Sie will eben schlafen gehen«, berichtete Anthony. »Sie hat schwere vierundzwanzig Stunden hinter sich, und da wir morgen früh zeitig abreisen wollen, riet ich ihr, schlafen zu gehen.«
    »Ich finde das sehr klug«, stimmte Baltimore Jones herzlich zu, obwohl er gehofft hatte, diese drei Lämmlein in Gegenwart der ›Kusine‹ zu scheren.
    Sandy erwähnte das geplante Spiel zuerst.
    »Ja, ich hatte gehofft, daß wir spielen würden«, meinte Jones, »und habe mir deshalb gestattet, gleich meine eigenen Karten mitzubringen, da man hier die richtigen ja doch nie bekommt.«
    »Ja, das hatte auch uns Sorge bereitet«, gab Anthony zu. »Haben Sie etwas dagegen, vierhändig zu spielen? Natürlich wird es dadurch viel teurer«, warnte er.
    »Ich mache alles mit. Wie hoch soll das Limit sein?« erkundigte sich Baltimore Jones.
    »Limit? Das Wort kenne ich nicht«, meinte der Preller.
    »Sie wollen ohne Limit spielen?« Die Pupillen des Spielers verengten sich vor unterdrückter Spannung.
    »Ich werde nicht viel verlieren, denn ich spiele sehr vorsichtig.«
    »Na, da werde ich wohl das Opfer sein müssen«, meinte Jones lachend. Er mischte und schnitt die Karten. »Sie geben, Mr. ...«
    »Nennen Sie mich Anthony«, gestattete der Preller großmütig. »Dadurch gewinnt das Spiel eine persönliche Note.«
    Eine halbe Stunde lang ging das Spiel mit wechselndem Glück hin und her. Niemand verlor, niemand gewann viel.
    »Das ist mir zu langweilig«, meinte Jones, der zum Geben an der Reihe war. »Geben Sie mir die Karten.«
    Niemand schien bemerkt zu haben, daß er die Karten, die man benutzt hatte, mit einem Paket austauschte, das er bisher in seiner Hand verborgen gehalten hatte.
    »Einen Augenblick«, hielt ihn Anthony zurück. »Welche merkwürdigen Zeichnungen sind das doch hier. Ist das nicht ein Tintenfleck?«
    »Sehen Sie sich die Karten ruhig an, Anthony«, meinte Jones. Er hatte einen Augenblick lang geglaubt, man habe den Austausch bemerkt, aber die Erwähnung des Tintenflecks, der, wie er wußte, gar nicht existierte, sondern Teil der Kartenzeichnung war, beruhigte ihn wieder.
    Anthony gab das Päckchen zurück.
    »Entschuldigen Sie die Verzögerung«, bat er, und Jones fing an zu mischen.
    Jones warf einen Blick auf

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