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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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dieser Gegend habe, ziehe ich das letztere vor.«
    »Du hast recht«, gab der Preller zu. »Wir würden uns in die Höhle des Löwen begeben, wenn wir nach Gibraltar führen.«
    »Was macht denn Meg?« Paul wandte sich einem anderen Thema zu, das beide interessieren konnte. »Ist sie schon in Südamerika?«
    »Sie ist in England. Die letzte Nachricht, die ich über sie erhielt, kam von Devonport.«
    »Donnerwetter! Sie ging nach England zurück?«
    »Als ich ihr den Raub abgejagt hatte, telegrafierte der Kapitän der ›Obo‹ nach Devonport. Man sandte ihm einen Zerstörer, auf dem dann Meg die Heimfahrt nach England antrat.«
    »Verdammt frech von ihr.«
    »Sie bringt noch ganz andere Dinge fertig. Ihr ganzes Trachten geht nur auf eines hinaus: mit mir quitt zu werden. Ich habe eine Ahnung, als triebe sie sich, Revolver in der Tasche, in Spanien herum, errötend meinen Spuren folgend. Ich habe da von dem Besitzer dieser Villa einen Brief bekommen«, schloß er abschweifend und holte das Schreiben aus seiner Tasche.
    »Vom Marquis d'Algeciras?« fragte Paul.
    »Ja, das Schloß, das wir hier bewohnen, scheint eine große geschichtliche Vergangenheit zu besitzen, denn es soll vom Cid selbst erbaut worden sein. Die Hispano-Film Co. möchte hier einen Film drehen, um eine historische Szene geschichtsecht darzustellen. Der Marquis bittet mich nun, zu gestatten, daß die Aufnahmen hier stattfinden.«
    »Ahnte ich doch schon immer, daß du noch einmal beim Film landen würdest«, erklärte Paul.
    »Man wird mich nicht zur Mitwirkung auffordern, wenn es das ist, was du meinst. Sie bringen ihre eigenen Leute mit, und ich komme, da es sich nicht um ein Lustspiel handelt, nicht in Frage.«
    »Du erniedrigst dich selbst ganz unnötig«, gab Paul höflich zurück. »Wann soll es denn losgehen?«
    »In zwei bis drei Tagen. Ich habe dem Marquis telegrafiert, daß ich gegen die Filmerei hier nichts einzuwenden hätte. Der Direktor der Filmgesellschaft hat mir daraufhin sofort einen von Dankbeteuerungen überfließenden Brief geschrieben und mich benachrichtigt, daß er bereits früh um neun mit einem reich assortierten Lager von Rittern, Edeldamen, Räubern und ähnlichem Gelichter hier eintreffen werde.«
    »Das klingt interessant«, murmelte Paul.
    Am Mittwoch früh erschienen die erwarteten Filmleute unter Führung eines älteren, gesprächigen Spaniers, der sich wegen der Belästigung der Mieter des Schlosses vielmals entschuldigte. Anthony hörte ihm vergnügt zu.
    »Eine Bitte hätten wir noch«, schloß der Direktor. »Und zwar möchten wir Sie ersuchen, sich mit Ihrer Dienerschaft nicht im Haus aufzuhalten und sich überhaupt so weit wie möglich von den Aufnahmepunkten zu entfernen. Wenn in diesem Film des Mittelalters auf einmal jemand in moderner Kleidung auftauchte, wäre die ganze Sache verdorben.«
    »Das sehe ich ein«, erklärte Anthony. »Vielleicht geben Sie mir einen kleinen Auszug aus Ihrem hiesigen Programm?«
    Eine schöne Señora, erklärte der Regisseur, befände sich in diesem Schloß als ständig bewachte Gefangene und riefe vom Gitterfenster aus einen vorüberreitenden Ritter zu Hilfe. Die schöne Dame sei eine Nonne, fügte er hinzu.
    »Sie erscheint also verschleiert, nicht wahr?« fragte Anthony.
    »Gewiß, Señor, denn die geistlichen Schwestern jener Periode trugen ja alle einen dichten Schleier.«
    »Und der rettende Ritter? Was ist mit ihm?« fuhr Anthony in seinen Erkundigungen fort, denn er war nunmehr aufs höchste interessiert. »Wird man wenigstens sein Gesicht sehen können?«
    Der andere schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Nein, denn er trägt ja sein Visier geschlossen.«
    »So, so! Wie heißen denn die betreffenden Herrschaften, die die Hauptrollen spielen?«
    Das wußte der Regisseur selbst nicht. Man hatte ihn ausdrücklich nur für diesen Film engagiert. Sie seien, soweit er unterrichtet war, Franzosen, denn man habe zur Bedingung gemacht, daß ein Spielleiter gesandt werde, der Französisch spreche. Der Regisseur hatte die Schauspieler für die Nebenrollen zusammengetrommelt und erwartete die Stars, die Nonne und den Ritter, in kurzer Zeit. Sie warteten seine Nachricht in einem kleinen, etwa dreißig Kilometer entfernten Gasthaus ab und würden erst erscheinen, wenn alles zur Aufnahme bereit sei. Die Herrschaften wünschten dann sofort nach Frankreich zurückzureisen. Das wenigstens wußte der Regisseur genau, denn er hatte den großen Tourenwagen der beiden gesehen.
    »Schön«, meinte

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