059 - Homunkula, Luzifers Tochter
Herren glänzten mit dicken
Brieftaschen und schweren goldenen Siegelringen an den Fingern. Und auch die
attraktiven Bedienungen, die nach Methode ausgesucht waren, sprachen für sich.
Auch Jacky
war ein Relikt, das hierher paßte. Wie er sich kleidete, wie er sich gab, wie
er sprach und sich bewegte. Wenn man ihn sah, bekam man schon Mut, sich nach
den wahren Dienstleistungen dieses Hauses zu erkundigen.
„Wollen Sie
sich unter Ihrem wahren Namen hier eintragen?“ Jacky lauerte.
„Wenn es
rieht sein muß, unterlasse ich es natürlich“, reagierte Morley sofort.
„Wie darf ich
Sie nennen?“
„Henry Brown.
Das klingt so schön alltäglich.“
Jacky grinste
und machte die entsprechende Eintragung. „Wollen Sie auf Ihr Zimmer - oder darf
Ihnen eines unserer Mädchen gleich die verschiedenen
Unterhaltungsetablissements zeigen?“
„Ich mach
mich nur schnell ein bißchen frisch. Dann komm ich wieder 'runter.“
„Wie Sie
wünschen, Mister Brown.“ Jacky lächelte ölig. Er sah dem Millionärssohn nach,
bis er im Lift verschwand. Kaum war die Tür hinter Morley zugeschlagen, schlug
das Telefon an.
Quensy
meldete sich aus seinem Büro.
„Ich habe den
Kerl übers Fernsehauge beobachtet. Er hat Zimmer siebenunddreißig, nicht wahr?“
„Ja, Sir“,
antwortete Jacky artig.
„Dann überlaß
alles weitere mir. Isabel wird ihn persönlich abholen.“
„In Ordnung,
Sir!“
●
Als er die
Tür öffnete, glaubte er seinen Augen nicht trauen zu können.
Die Frau war
eine Bilderbuchschönheit.
„Ich heiße
Isabel“, sagte sie. Ihre Stimme klang wie ein Hauch. Isabel war in eine Wolke
aus türkisfarbenen Perlongespinst gehüllt. Das Kleid hatte ein Meister
entworfen. Unter diesem Perlonwunder trug sie einen handbreiten Schlüpfer. Auf
den BH verzichtete sie. Es war auch nicht nötig, daß sie einen trug.
„Ich soll Sie
abholen, Mister Brown!“
Morley folgte
ihr. Sie gingen zum Lift. Isabel drückte auf den untersten Knopf.
„Jetzt gehen
wir also in den Keller“, bemerkte Bill Morley. „Was machen wir da? Brikett
abstauben?“
Sie lächelte.
Es entging dem Millionärssohn, daß Isabel Meritt ein zweitesmal den gleichen
Knopf drückte.
Der Fahrstuhl
setzte sich in Bewegung und glitt rasch nach unten.
Im
Kellergeschoß hielt er an. Morley wollte schon die Tür aufdrücken, doch Isabel
hielt ihn zurück.
„Wir sind
noch nicht da. Es geht weiter.“ Mit diesen Worten drückte sie abermals den
untersten Knopf. Der Lift fuhr eine Etage tiefer.
Verständnislos
blickte Morley die junge Blondine an. „Aber wir waren doch schon im Keller.“
„Richtig!
Aber was wollen wir dort? Es gibt unter dem Kellergeschoß ein weiteres. Der
Geschäftsführer kann es sich jedoch nicht erlauben, aus diesem Grund einen
besonderen Knopf hier an der Leiste anzubringen. Das würde unter Umständen die
Polizei stutzig werden lassen. Die Maschinerie hier funktioniert nur, wenn man
sie richtig bedient. Gleich nach dem Schließen der Tür muß der Kellerknopf
zweimal gedrückt werden, und zwar innerhalb von drei Sekunden, sonst klappt es
schon nicht. Daraufhin fährt der Lift ins Kellergeschoß hinab. Hier muß man
abermals den Kellerknopf drücken, um hinzukommen, wo man hin will.“
„Raffiniert!“
Die Innentür
glitt zurück. Morley drückte gegen die Außentür.
Er blieb
stehen und hielt die Tür solange auf, bis Isabel Meritt an ihm vorbei war.
Ein breiter
Korridor lag vor ihnen. Er war mit eleganten Tapeten versehen. Wertvolle Bilder
schmückten die Wände. Die Türen zu den einzelnen Apartments waren weiß
gestrichen.
Sie
passierten einen Salon, der den Mittelpunkt dieser Anlage bildete. Von hier aus
waren die wichtigsten Zimmer zu erreichen.
„Strip-tease?
Entspannungs-Massage? Wollen Sie mit einer attraktiven Hostess plaudern? Ein
Spielchen machen? Roulette? Baccarat? Siebzehnundvier? Wollen Sie ein Bad
nehmen? Zwei unserer Hostessen, die ihre Bikinis vergessen haben, werden Ihnen
Schwimmunterricht erteilen. Oder wollen Sie einen Joint zu sich nehmen? Drüben
in Zimmer sechs ist ’ne nette Runde beisammen. Ich führe Sie gern
dorthin."
„Hasch ist
nicht mein Fall“, lehnte Morley die Angebote ab. „Ich will nichts träumen, ich
will etwas erleben.“
„In Nummer
elf befindet sich ein Filmvorführraum. Ganz frische Sexfilme, Import aus
Schweden und Dänemark.“
Morley winkte
ab. „Die Welle ist vorbei, meine Liebe. Haben Sie nichts Erotisches? Ich kam
hierher mit einer ganz bestimmten
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