059 - Monster aus der Retorte
fuhren Richtung Heathrow Airport ab. Es war noch nicht lange her, da war unsere Maschine, von Amsterdam kommend, auf diesem Flugplatz gelandet, und nun reiste ich schon wieder ab.
Ich kam mir vor wie ein Zigeuner, ein Zugvogel.
Noel holte die Tickets. Die Kosten übernahm die CIA.
Ich war gewissermaßen ein Gast-Agent des amerikanischen Geheimdienstes, wie mir mein Freund erklärte, und da ich Privatdetektiv war, konnte ich der Agency nach Erledigung des Jobs meine Rechnung schicken, man würde anstandslos bezahlen.
Im Duty Free Shop deckte sich Noel Bannister mit Zigaretten ein.
Ich kaufte Lakritzenbonbons für die lange Reise. Ein Flug ins Ungewisse stand uns bevor. Wir wußten beide nicht, was in der Mojavewüste auf uns wartete, und es stand in den Sternen, ob es uns gelingen würde, Professor Kull diesmal zu stellen.
***
Cyril Fulton sprach, und seine Mitarbeiter hörten ihm aufmerksam zu. Er hatte das Journalistenteam hervorragend im Griff, führte seine Leute souverän und prägte ihrem Tun seinen unverkennbaren Stempel auf.
Jede Abweichung von den Richtlinien, die er festgelegt hatte, fiel ihm sofort auf, und er reagierte darauf stets prompt, damit keiner seiner Mitarbeiter in ein unerwünschtes Fahrwasser gelangte.
Seine Zeitung verbreitete seine Meinung. Seine Mitarbeiter waren die Finger, mit denen er schrieb. Jeder tat nur das, was Cyril Fulton wollte.
Da er mit dem Rücken zum Fenster saß, bekam er den Angriff der Killerbienen nicht mit.
Er sprach ruhig und sachlich, aber doch mit dem nötigen Nachdruck, um seinen Willen zu unterstreichen.
Joan sah die Killerinsekten zuerst.
Ihre Augen weiteten sich entsetzt. So riesige Bienen konnte es unmöglich geben!
Aber sie reagierte auf den Anflug der Mörderbienen mit einem grellen Schrei, und jetzt sahen auch die anderen das Todesgeschwader, das der Teufel geschickt zu haben schien.
In einer Keilformation griffen die Riesenbienen an. Sie rasten auf die große Scheibe zu. Gleich würden sie das Glas erreicht haben.
Joans Schrei hatte Cyril Fulton herumgerissen. Auch seine Augen weiteten sich ungläubig, und wie alle zweifelte er ebenfalls an seinem Verstand.
Bienen von dieser Größe durfte es einfach nicht geben!
Die Mordinsekten erreichten das Fenster.
Kontakt!
Die erste Biene hatte ihre schwarzen Zangen vorgestreckt und damit das Fensterglas zertrümmert. Weit flogen die Scherben in den Raum. Männer und Frauen sprangen in heller Panik auf und versuchten zu fliehen.
Unbeschreibliche Szenen spielten sich ab.
Als die erste Biene den Zeitungsverleger mit ihren tödlichen Scheren packen wollte, ließ dieser sich vom Stuhl fallen. Die Zangen verfehlten ihn.
Bleich und zitternd kroch er unter den langen Konferenztisch, unter den sich bereits einige seiner Mitarbeiter verkrochen hatten.
Tab Pinsent sprang über den Tisch. Er hieb mit den Fäusten auf zwei Killerbienen ein und warf sich anschließend auf seine Verlobte.
»Joan! Schnell raus hier!«
Die Killerbienen brummten durch den Raum und zertrümmerten den Kronleuchter. Wieder prasselte Glas auf den Boden.
Pinsent griff nach Joans Hand und zerrte das Mädchen mit sich.
Sie sträubte sich. »Vater!« schrie sie.
»Er hat sich in Sicherheit gebracht!« keuchte Tab Pinsent. »Du mußt jetzt an dich denken! Komm! Schnell!«
Sie stolperte über eine Hand, wäre gestürzt, wenn Pinsent sie nicht festgehalten hätte. An der Tür herrschte ein wildes Gedränge.
Jeder wollte als erster draußen sein, dadurch gelang es keinem.
Die Killerbienen ließen sich auf den Konferenztisch nieder.
Einige flogen gleich wieder auf und attackierten die Leute, die sich unter dem Tisch befanden.
Cyril Fulton drehte sich und stieß mit den Beinen immer wieder nach den gefährlichen Angreifern.
»Nicht drängen!« brüllte Tab Pinsent. »Verdammt noch mal, nehmt doch Vernunft an, Leute! So kommen wir nie raus!«
Der Druck ließ etwas nach, zwei, drei Personen gelangten auf den Flur, blieben jedoch nicht stehen, sondern liefen zu den Fahrstühlen weiter, und als keine Kabine sofort zur Verfügung stand, stürmten sie die Feuertreppe hinunter.
Endlich schafften es auch Joan Fulton und Tab Pinsent, den Konferenzraum zu verlassen.
»Weiter, Joan!« keuchte Pinsent. »Weiter!«
Das Mädchen war stehengeblieben. »Aber mein Vater… Ich kann ihn nicht im Stich lassen.«
»Du kannst nichts für ihn tun. Willst du gegen diese Monsterbienen kämpfen? Ich glaube, dein Vater ist unter dem Tisch sicher.«
Tab
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