0590 - Der Satan und der Schatten
durch.
Abermals knallte ein Schuß. Diesmal traf der Dunkelhäutige.
Eysenbeiß schrie gellend auf.
Von einem Moment zum anderen glaubte er sich versetzt ins Höllenfeuer!
***
Zamorra wurde zu Boden gerissen.
Automatisch löste er den Finger vom Strahlkontakt der Waffe.
Während er stürzte, streckte er die andere Hand aus, um den Angriff abzuwehren.
Aber es war kein Angriff. Es war…
Nicole!
Sie war wieder aufgetaucht, aber jetzt lag sie bewußtlos neben ihm auf dem Boden.
Um ein Haar wäre sie in den Strahl seiner Waffe geraten! Hätte Zamorra sie nur ein paar Zentimeter weiter geschwenkt, oder wenn Nicole eine Sekunde später aus dem Nichts erschienen wäre, sie wäre unweigerlich getroffen worden!
Wie hätte er damit rechnen können?
Zamorra sah sich um, konnte aber wieder nichts und niemanden in der Umgebung erblicken.
Allmählich wurde er sauer. Hier geschahen Dinge, über die er keine Kontrolle hatte. Er und Nicole waren zu Spielbällen einer unbekannten Macht geworden. Bestimmt hatte man ihm Nicole absichtlich in die Schußbahn geworfen.
Es war an der Zeit, daß das ein Ende fand!
Er beugte sich über Nicole und versuchte, sie aufzuwecken, und es gelang ihm schließlich.
Sie öffnete die Augen.
»Du?« stieß sie hervor. »Ich hab's also doch noch geschafft. Wer hat auf mich geschossen?«
»Nicht auf dich. Aber… woher weißt du davon? Als du hier angekommen bist, warst du bewußtlos!«
Sie schluckte. »Muß ich wohl noch gesehen haben, während ich umgekippt bin. Mir war, als wäre ich an zwei Orten zugleich. Scheinbar funktionieren die Blumen hier noch ganz anders, als wir bisher angenommen haben. Wo… wo sind die Dinger überhaupt?«
Zamorra lachte bitter auf. »Sag mir, wo die Blumen sind«, zitierte er das Joan Baez-Lied. »Auf keinen Fall hier in der Nähe. Wie hast du es überhaupt geschafft, ohne sie hierher zu kommen?«
Sie atmete tief durch. »Ist 'ne ziemlich lange Geschichte. Bist du sicher, daß du genügend Zeit hast, sie dir anzuhören?«
»Ich denke schon«, erwiderte er. »Zeit… die spielt auf dieser Welt hier keine Rolle, fürchte ich.«
Sie erzählten sich gegenseitig von ihren Erlebnissen und auch von ihren Entdeckungen.
»Irgendwie müssen die Regenbogenblumen mich doch noch zu dir transportiert haben«, schloß Nicole, »während sie selbst eine andere Richtung eingeschlagen haben. Du glaubst also tatsächlich, daß sie sich hin und her bewegen, um nicht in diesem unheimlichen Boden einzusinken?«
Zamorra nickte.
»Aber die Blumen… sie sind doch mit ihren riesigen Kelchen ziemlich schwer und müßten ähnlich rasch einsinken wie wir. Aber es dauert viel länger, bis sie von sich aus die Flucht ergreifen. Und wie können sie sich überhaupt so verhalten?«
»Frag mich was Leichteres«, murmelte der Dämonenjäger. »Vielleicht ist es die Ausbreitung ihrer Wurzeln. Oberflächenvergrößerung. Wenn du in normalen Stiefeln durch hohen Neuschnee marschierst, sinkst bis über die Knie tief ein. Trägst du Schneeschuhe - es reicht sogar schon, sich Tennisschläger unter die Füße zu binden -, bleibst du oben, weil sich dein Gewicht auf eine größere Fläche verteilt. Vielleicht bilden die Wurzeln der Regenbogenblumen ebenfalls eine so weite Fläche, daß sie langsamer einsinken als wir.«
»Glaubst du das wirklich? Eben hast du doch erzählt, ihre Wurzeln gingen tiefer in den Boden, nicht breiter.«
»Im Grunde kann mir das völlig egal sein«, seufzte Zamorra. »Mich interessiert im Moment nur, wie wir wieder an diese Blumen herankommen. Schließlich möchte ich wieder zur Erde zurück. Was es mit dieser Welt auf sich hat, das kümmert mich inzwischen fast ebensowenig wie der Verbleib von Eysenbeiß. Wenn er tot ist, Friede seiner Asche - und schade um Salem. Aber wenn er noch lebt - na gut, irgendwann werden wir bestimmt wieder von ihm hören.«
»Vielleicht sind die Blumen so etwas wie eine Falle. Sie holen jemanden in diese Welt, aber nicht wieder fort. Vielleicht arbeiten sie gewissermaßen mit dem da zusammen.« Nicole deutete nach unten. »Der Boden verschlingt die Opfer, und die Blumen profitieren von den Nährstoffen. Wir wären dann kaum etwas anderes als eine Art Dünger.«
»Du könntest recht haben. Das erklärt aber noch nicht, warum die Pflanzen so reagieren und nicht anders. Wer manipuliert sie? Unsere Freunde, die Unsichtbaren? Immerhin scheinen sie ja diejenigen zu sein, die diese Blumen fast überall im Universum angepflanzt haben -
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