0590 - Der Satan und der Schatten
Cascals Amulett anders sein als bei dem von Zamorra?
Wahrscheinlich war der Kristall auch zu stark für ihn, möglicherweise sogar verschlüsselt, so daß jeder fremde Benutzer ausgelöscht wurde, wenn er ihn auch nur berührte.
Wieder erinnerte sich Yves, wie er noch vor gar nicht langer Zeit über all diese Dinge gedacht hatte. Jetzt gehörten sie zu seinem Leben!
Der Schatten sah auf seinen Gegner hinab. Er brauchte nichts weiter mehr zu tun, mußte nur noch abwarten, bis der Ewige vom Boden verschlungen wurde.
Sein Körper sank bereits ein…
Zentimeter für Zentimeter…
Yves Cascal machte keine Anstalten, zu ihm zu gehen und ihn wieder aus dem nachgebenden Boden zu zerren. Eiskalt sah er zu, wie der Ewige versank.
Der Mann, der ihn grundlos angegriffen und beinahe getötet hatte, stellte keine Gefahr mehr dar.
Jetzt konnte sich der Rächer wieder um den eigentlichen Grund kümmern, wegen dem er in diese Welt gekommen war. Um seine Rache an Lucifuge Rofocale!
War das, was er vorhin gespürt hatte, die Aura des Erzdämons gewesen?
Unwillkürlich tastete Yves nach dem Ju-Ju-Stab.
Er war bereit.
Jetzt mußte sich der Dämon nur noch zeigen…
***
Zamorra runzelte die Stirn. Er war nicht hundertprozentig sicher, aber er glaubte, daß die schwarzmagische Aura aus einer bestimmten Richtung kam.
Eine solche Richtungspeilung vorzunehmen, das war für ihn so etwas wie magisches Neuland. Bisher hatte er noch nie in dieser Form nach einem Dämon suchen müssen. Es war einfach nicht nötig gewesen, bisher war er immer gleich auf den Dämon getroffen oder auch umgekehrt, sobald Merlins Stern seine Nähe angezeigt hatte.
Hier jedoch zeigte sich kein Dämon. Trotzdem war die Aura vorhanden.
Aber zeigte das Amulett nicht jetzt eine stärkere Reaktion aus der anderen Richtung?
Das, was die schwarzmagische Aura aussandte, bewegte sich!
Zamorra ließ das Amulett jetzt leicht hin und her pendeln. Jedesmal, wenn es in die Richtung schwang, in der sich der Schwarzmagische befinden mußte, glühte das Amulett kurz auf, um beim Zurückschwenken wieder ganz normal auszusehen.
Nicole stieß einen leisen, anerkennenden Pfiff aus. »Ich hätte nicht gedacht, daß es funktioniert«, gestand sie.
»Noch haben wir ihn nicht«, sagte Zamorra und dämpfte damit ihre Begeisterung. »Wir wissen auch nicht, mit wem wir es zu tun haben, nur, daß er schwarzmagisch ist. Und das ist mir, ehrlich gesagt, ein wenig zu dürftig.«
»Du hast ihn bestimmt nicht angepeilt, um jetzt eine Diskussion darüber zu führen, oder?«
»Natürlich nicht. Wir versuchen ihn uns zu greifen, und dann kann er uns ein paar Fragen beantworten. Zum Beispiel, wie wir wieder von hier verschwinden können.«
Nicole nickte und setzte sich in Bewegung. »Diese Richtung stimmt noch?«
Zamorra nickte. »So, wie er seine Position verändert, kann er nicht weit von uns entfernt sein - oder er ist sehr, sehr schnell.«
»Wenn er nicht sehr weit ist, müßten wir ihn dann nicht theoretisch sehen können auf diesem ebenen Gelände?«
Eingedenk seiner bisherigen Erfahrungen war Zamorra nicht mal sicher, ob sie sich tatsächlich auf einem so ebenen Gelände befanden. Vielleicht zeigte sich die Umgebung ihren Augen anders, als sie in Wirklichkeit war.
Aber auch darüber wollte er jetzt keine Diskussion führen. Er schloß zu Nicole auf und übernahm die Führung.
Wohl war ihm bei der Sache nicht, sich so offen und ungeschützt einem dämonischen Wesen zu nähern.
***
Lucifuge Rofocale war ein wenig enttäuscht. Obgleich er Eysenbeiß gewarnt hatte, war es Yves Cascal gelungen, den ERHABENEN auszuschalten.
Der Erzdämon hatte sich zumindest einen spannenden Kampf erhofft, an dem er sich hätte ergötzen können.
Aber das hier war alles viel zu schnell gegangen.
Immerhin war Eysenbeiß keine Bedrohung mehr. Der Boden hatte ihn verschlungen. Dieses Problem zumindest war erledigt.
Und Cascal war verletzt und konnte sich nicht mehr so flink bewegen. Allerdings stellte er durch sein starkes Amulett und vor allem durch den Ju-Ju-Stab immer noch eine erhebliche Gefahr dar.
Bei einem längeren Kampf mit Eysenbeiß hätte er seine Bewaffnung vielleicht verloren, zumindest eine der Waffen. Das wäre für Lucifuge Rofocale vorteilhaft gewesen.
Der Höllenfürst zögerte nun, Cascal direkt anzugreifen. Er war vorsichtig, solange dieser den Stab besaß. Ein kleiner Fehler konnte auch für den Herrn der Hölle tödlich sein.
Wenn es keine andere Möglichkeit gab,
Weitere Kostenlose Bücher