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0591 - Engel der Geister

0591 - Engel der Geister

Titel: 0591 - Engel der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war, das zwischen den Zeiten lag. Es hatte mich oft auf meinen Abenteuern begleitet und seinen Schrecken verloren. Für mich war es Paradies und Hölle zugleich, wie auch die normale Welt, die Erde, und trotzdem war Aibon anders. Es entwickelte Sehnsüchte, die manche Menschen in der heutigen Zeit so intensiv erlebten.
    Valesca reichte mir nur bis zur Schulter. Sie schritt an meiner rechten Seite. Das geheimnisvolle Leuchten begleitete uns. Wie ein Schleier schwebte es über unseren Köpfen, und ich dachte daran, dass ich mich tatsächlich in einer Zwischenwelt befand und nicht mehr auf der Erde.
    Doch an diese Reisen musste ich mich gewöhnen, das gehörte schon zu meinem Beruf.
    Ich wollte mich bei meiner Begleiterin nach dem Ende des Ganges erkundigen, was allerdings nicht mehr nötig war, denn ich sah die Umrisse einer sehr hohen, bis zur Decke reichenden Bogentür, die im Vergleich zu ihrer Höhe allerdings schmal wirkte.
    Valesca ging unwillkürlich langsamer, denn auch sie hatte den Durchgang entdeckt. Fürchtete sie sich?
    »Warst du schon dort?« fragte ich.
    »Nein, nie.«
    »Aber man hat dich zur Hüterin oder zum Engel der Geister gemacht. Du hättest hineingehen müssen.«
    »Ich habe mich davor gefürchtet!« erklärte sie mir mit leicht bebender Stimme. »Ich hatte Angst davor, dort meine eigentliche Seele zu finden. Das wollte ich nicht.«
    »Weshalb nicht?«
    »Ich kann es dir nicht sagen. Vielleicht wäre mir dann der Weg nach Aibon versperrt.«
    »Wer warst du früher?«
    »Es ist egal, John Sinclair. Das Früher zählt nicht, nur das Heute. Du wirst die Tür gleich öffnen, vielleicht bekommst du dann die Erklärungen, die dir fehlen.«
    »Ja, mal schauen.«
    Ich war vor der hohen Tür stehen geblieben und blickte hoch bis zur Decke. Eine Klinke, einen Riegel oder etwas Ähnliches gab es nicht. Das gesamte Holz lag glatt vor mir. Nur dicht unter dem Spitzbogen entdeckte ich ein schimmerndes Stück Glas, das die Form einer Blüte aufwies und in einem weichen, rosafarbenen Ton leuchtete.
    »Was ist das?« fragte ich.
    Valesca hatte meinen Blick bemerkt. »Es ist das Schloss des Eingangs, du musst es öffnen.«
    »Wie?«
    »Wenn deine Seele rein ist, wird dieses Auge es merken. Dann brauchst du nur gegen die Tür zu drücken, und sie wird sich dir öffnen.«
    »Wunderbar. Hast du es auch schon probiert?«
    Valesca nickte. »Sie hat sich bei mir leider nicht geöffnet.«
    »War deine Seele nicht rein?«
    Sie gab mir eine rätselhafte Antwort. »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich nicht die bin, die neben dir steht. Auch bei mir hat der Austausch stattgefunden.«
    »Wer bist du?«
    »Geh bitte. Vielleicht wirst du das Rätsel lösen.«
    Der Engel der Geister war mir mittlerweile suspekt geworden, sogar leicht unheimlich. Ich wusste ja, wie es war, wenn ein Seelentausch stattgefunden hatte. Da war man eine andere Person, im Guten ebenso wie im Bösen. Stand sie etwa auf der anderen Seite?
    »Gut«, sprach ich zu ihr. »Ich werde versuchen, die Tür zu öffnen. Ich fühle mich als positiver Mensch.«
    »Gib mir das Schwert!« bat sie.
    »Weshalb?«
    »Niemand soll mit der Waffe in der Hand den Saal des Schweigens betreten. So lauten die Gesetze.«
    Ich fürchte die Brauen. Konnte ich ihr trauen? Wahrscheinlich war es nicht gut, wenn ich meine einzige Waffe aus der Hand gab.
    Deshalb schüttelte ich den Kopf, legte die linke Handfläche etwa in Brusthöhe gegen das Holz und drückte dagegen.
    Ich hatte tatsächlich damit gerechnet, die Tür aufdrücken zu können. Das gelang mir leider nicht. Die Tür stemmte mir einen derart mächtigen Widerstand entgegen, dass ich aufgab.
    »Ich schaffe es nicht!«
    Valesca nickte. »Ich sagte dir, John, dass du mir das Schwert geben musst.«
    Spielte sie falsch? Da konnte ich tausendmal fragen, eine Antwort hätte ich nicht bekommen. Ich ging das Risiko ein und überreichte ihr die Waffe, die sie mit beiden Händen festhielt, weil sie sonst zu schwer für sie gewesen wäre.
    »Jetzt kannst du es versuchen.«
    Diesmal nahm ich beide Hände zu Hilfe und wollte all meine Kraft einsetzen. Es war nicht nötig. Ein Antippen meinerseits hatte ausgereicht, um die Tür aufschwingen zu lassen. Sie glitt weg, als würde sie auf Wolken schweben. Es öffnete sich eine andere Welt, eine Dimension der Geister, zugleich aber ein Land der Schwärze.
    Nicht wie beim Spuk. Diese Schwärze war nicht so dicht, zudem wurde sie aufgehellt durch nebelartige Wesen, die sich innerhalb

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