0592 - Die Wächter der Verfluchten
Takaroa um.
Aber er konnte den Anführer der Krieger nirgendwo mehr sehen…
***
»Hat Make-Make inzwischen zu dir gesprochen?« fragte Takaroa.
Manaua verneinte. »Ich dachte, du brauchtest den Rat des Gottes nicht. Du wolltest doch tun, was zu tun wäre. Nun, du hast die Totenbleichen hergebracht. Und, kommen sie von den Göttern?«
»Sie sind Menschen, und sie sind dumm«, sagte Takaroa. »Und… niemand wird sie vermissen. Sie sind sehr weit fort von ihren Feuern. Sie verstehen nicht, was wir reden. Aber einer von ihnen - der könnte gefährlich werden!«
»Der große hellhaarige Mann mit dem muskulösen Körper?«
»Woher weißt du, wie er aussieht?« fragte Takaroa. »Du hast noch keinen Blick nach draußen geworfen.«
»Und doch sehe ich es«, sagte Manaua. »Ich sehe auch, daß dieser Mann anders ist als seine Gefährten. Ihn umgibt etwas, das ich noch nicht einordnen kann. Er könnte ein Brudersohn von Onnorotauo sein.«
»Du meinst, er ist vielleicht doch einer von den Göttern?«
»Ich meine, wir müssen ihn - töten!«
»Sein Ich an Onnorotauo verschenken? Vielleicht wird das Make-Make nicht gefallen.«
Manaua erhob sich. Für die Dauer einiger Herzschläge hatte Takaroa den Eindruck, der alte Mann sei gewachsen. Aber das mußte eine Täuschung sein.
»Ausgerechnet du sagst das? Du, der immer wieder an Make-Make zweifelt?«
»Ich bin kein Zweifler!« fuhr Takaroa auf.
»Doch, das bist du! In deinen Gedanken lese ich Zweifel und Spott. Aber ich rate dir, stelle dich gut mit Onnorotauo - wenn der Zorn des Make-Make dich nicht verbrennen soll wie ein welkes Blatt im Feuer!«
»Du solltest dich künftig hüten, in meinen Gedanken herumzuhorchen, alter Mann«, knurrte Takaroa, und seine Augen waren dabei schmal geworden.
Doch Manaua lachte auf.
»Auch du kannst meinem mana nicht befehlen«, sagte er. »Doch mein mana befiehlt dir. Sorge dafür, daß der große Mann getötet wird!«
***
Gegenwart:
Juan schleppte den Sattel von Tendykes Pferd zu einem der Zelte - dem dritten von links, also in das Zelt, das für Zamorra und Nicole vorgesehen war. Es war ziemlich groß, und Zamorra begann zu ahnen, daß sie es mit Tendyke und den Peters-Zwillingen teilen würden.
Natürlich - als die Expedition vorbereitet wurde, hatte sicher niemand zwei zusätzliche Personen eingeplant.
»Hast du nicht gesagt, die Zwillinge warten im Camp?« erinnerte Zamorra. »Ich sehe hier nur ein arbeitsames Völkchen verschiedener Hautfarben, aber keine wildgewordenen Blondinen.«
Nicole versetzte ihm einen Rippenstoß. »Hast du etwa was gegen Blondinen?« fragte sie, denn zur Abwechslung zierte wieder eine blonde Perücke ihr edles Haupt. Ausgedehnte Einkaufstrips durch teure Boutiquen und ständig wechselnde Haarprachten waren ihre kleinen, aber sehr kostspieligen Marotten.
Juan kehrte zurück. »Ach, das hätte ich fast vergessen«, sagte er. »Die Señoritas sind vor gut zwei Stunden zum Strand geritten. Sie haben mich dann zurückgeschickt, denn ich soll Ihnen etwas von ihnen ausrichten, Señor Tendyke.«
»Und das wäre?«
»Ihr grabt an der falschen Stelle, haben die Señoritas gesagt.«
Tendyke runzelte die Stirn. »An der falschen Stelle? Was soll das denn schon wieder bedeuten? Moment mal…«
Geschickt schwang er sich wieder auf den Rücken seines bereits abgesattelten Hengstes.
»Ich glaube, das muß ich mir mal ansehen. Ihr könnt euch ja zwischenzeitlich auch allein bekanntmachen…«
»Kommt gar nicht in die Tüte!« Nicole schob Juan zur Seite, der gerade den Sattel ihres Pferdes lösen wollte, und stieg wieder auf. »Schließlich sind wir deine Gäste, und wir wollen was von der Insel sehen.« Sie schaute auf Zamorra hinab. »Was ist, mein Dämonen zerschmetternder Lieblingsheld -kommst du mit?«
Zamorra sah Tendyke an.
»Na, schwing dich schon wieder in den Sattel«, sagte der und ließ sein Pferd wiehernd auf die Hinterhufe steigen. »Vielleicht brauche ich euch da unten ja.«
Er schnalzte mit der Zunge. Diable setzte sich prompt in Bewegung und galoppierte fast aus dem Stand los.
Zamorra und Nicole hatten Mühe, diesem - im wahrsten Sinne des Wortes - Satansbraten zu folgen.
Ein kopf schüttelnder Juan blieb zurück, und tippte sich an die Stirn.
»Die spinnen, die Ausländer«, murmelte er.
Dann stapfte er zu einem der grasenden Pferde hinüber, löste die Leine und schwang sich ebenfalls auf den Rücken des Tieres.
Auch er brauchte keinen Sattel, aber er hatte es auch nicht
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