0593 - Das Zeichen
das Radio einschaltete, hörte ich alles, nur keine Musik.
Das Gewitter störte zu sehr. Noch immer war ein Ende nicht abzusehen, denn nach wie vor wechselten sich Donner und Blitz in rascher Reihenfolge miteinander ab.
Vor der Fahrt hatte ich mich geduscht. Ohne großen Erfolg, denn die Kleidung klebte schon wieder am Körper.
Endlich kam ich weiter, rollte über den Gehsteig an der Unfallstelle vorbei, wo beide Fahrer unfreiwillig eine Dusche nahmen und vor ihren Wagen standen. Zum Glück war den beiden nichts passiert.
Mein Ziel, die Synagoge, lag nicht weit vom Dolphin Square entfernt.
Den Bau kannte ich. Ein kleiner Park umgab das Gebäude mit dem angedeuteten Kuppeldach. Im Park mußte auch der Rabbi wohnen, nur war von seinem Haus nicht viel zu sehen, denn die Regenschleier nahmen mir jegliche Sicht.
Ich schaute starr in die grauen Wassermassen hinein, die sich unter den wilden Sturmböen ebenso bewegten wie der Blätterwald der Bäume, bei denen nicht alle Zweige und Äste die Stärke besaßen, um dem Orkan zu widerstehen.
Einige wurden wie von der Faust eines Titanen abgerissen, als der Wind wütend in sie hineinfuhr. Dicht vor mir sah ich die Äste regelrecht tanzen, bis sie schließlich mit klatschenden Lauten auf der Kühlerhaube des Rover landeten und von einem weiteren Regenguß weggespült wurden.
Ein schlimmes Wetter, das auch den Park unter sich begrub. Bis zum Tor der Synagoge hätte ich vorfahren können, aber da wollte ich nicht hin. So dicht wie möglich an das Haus, hieß die Devise.
Ich fand auch einen Weg. Er war ziemlich schmal, aber der Rover paßte hindurch. Rechts und links bekamen die Büsche Stoff. Ihre Zweige tanzten wie Arme, die Blätter klatschten gegen die Karosserie.
Rechts von mir lag die Synagoge, weiter vorn mußte ich zum Anbau kommen.
Bei normalem Wetter war es sicherlich ein herrlicher Weg. Ich allerdings kam mir vor wie in einem Tunnel, über dem sich tonnenweise die Wassermassen ergossen.
Dann sah ich das Leuchten!
Zuerst glaubte ich an einen Lichtreflex, verursacht durch die Strahlen der Scheinwerfer, die ein blankes Ziel erwischten. Doch ich irrte mich.
Es war weder ein Reflex noch ein blendender Blitz, das mußte einen anderen Grund haben.
Ich ging noch weiter runter vom Tempo und kroch nur noch im Schrittempo dahin. Der fallende Regen machte der hellen Erscheinung nichts aus, er wusch sie auch nicht weg.
Mich rahmte das dichte Buschwerk ein. An der rechten Seite bedeckte es wahrscheinlich die Außenmauer der Synagoge, links hatte sich die lange Lichterscheinung in die grüne, nasse, dampfende Wand gestellt, als wollte sie mich warnen oder anhalten.
Ich blieb auch stehen.
Der Regen hämmerte auf das Dach. Sturmböen peitschten heran, brachten die Natur noch mehr in Unordnung. Über dem Blätterdach zuckten die Blitze, peitschten und grollten die Donner, und die Erscheinung war noch immer da.
Ich wollte sie mir genauer anschauen und konzentrierte mich stärker auf sie. Wenn ich ehrlich sein sollte, kam sie mir vor wie eine Säule, die sich in die Höhe gedreht hatte. Sie stand dabei nicht still, sondern drehte sich auf dem Fleck, als wollte sie sich in den Boden hineinbohren. Leider fegten die Regentropfen in großen Mengen gegen die Scheiben, wobei die Wischer Mühe hatten, sie fortzuputzen und ich die Umgebung nur als verschwommenes Umfeld wahrnehmen konnte. Um mehr erkennen zu können, mußte ich den Rover verlassen.
Das bei dem Wetter! Zwei Schritte – und man war naß bis auf die Socken. Vielleicht hatte ich mich geirrt und doch nur einen Lichtreflex gesehen.
Ich stieß die Fahrertür auf. Meine berufliche Neugierde ließ mich nicht anders handeln. Man ist eben zu sehr Polizist und vermutet hinter vielen Dingen auch…
Nicht der Regen, der mir ins Gesicht klatschte, unterbrach meine Gedanken, es war die Tatsache, daß ich von der menschenhohen Erscheinung nichts mehr sah.
Weg – verschwunden, kein Reflex, nichts mehr. Sie hatte sich zurückgezogen.
Oder ich hatte mir das alles nur eingebildet. Man ist Mensch und keine Maschine. So schön der Sommer als Jahreszeit auch war, in den letzten Tagen war er mir auf die Nerven gegangen. Die Schwüle und die Windstille waren die Gründe, weshalb sich die Abgase so sehr verdichtet hatten, daß das Atemholen zur Qual wurde.
Selbst der Regen brachte keine Abkühlung, nur den verdammten Nebel, der vom Boden her wolkenreich hochstieg. Ich hämmerte die Tür wieder zu, wollte starten, doch meine Hand
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