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0593 - Das Zeichen

0593 - Das Zeichen

Titel: 0593 - Das Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beherrscht werden kann, der die entsprechende Macht besitzt.«
    »Gut.« Er nickte. »Ich werde gehen. Ich steige in die Tiefe und schaue mir die Särge an.«
    »Nicht nur die Särge, Söhnchen.« Während dieser Antwort spürte er den Druck der Hand auf seiner Schulter.
    »Wieso nicht?«
    »Geh bitte…«
    Nathan ließ sich nicht zweimal bitten. Sehr vorsichtig setzte er seinen Fuß auf die erste Stufe. Er wollte nicht noch ausrutschen. So tauchte er hinein in das vom fahlen Licht erzeugte Dämmer, das sich wie Schatten an den Wänden abgesetzt hatte und sich im Hintergrund der Gruft verlor, wo sie schmaler wurde, praktisch einen Gang bildete, dessen Abschluß ein bogenförmiges kleines Gitterfenster bildete, durch das ungewöhnliche Strahlen fielen.
    Sie wirkten hell, geisterhaft und gar nicht mal gebündelt, wie es bei normalen Licht der Fall war.
    Für die drei in der Gruft stehenden Särge hatte er keinen Blick. Er schaute nur auf das geheimnisvolle Fenster und hörte hinter sich die Schritte der alten Sarah, die ebenfalls die Treppe nahm.
    Neben ihm blieb sie stehen: Sie sprach nicht, doch sie beobachtete Nathan genau.
    »Was ist das?« hauchte er.
    Er hörte vor der Antwort ein leises Lachen. »Das kann ich dir sagen, Söhnchen. Es ist das Tor zum Jenseits, in die Welt der Toten. Du hast es geöffnet. Ich wußte, daß du es durch dein neues Leben schaffen konntest.« Sie stöhnte auf. »Endlich ist das alles in Erfüllung gegangen, was ich mir in meinem Leben erhoffte.«
    Er hob die Schultern. »Aber das begreife ich nicht. Wieso das Tor zum Jenseits?«
    »Die Welt der Toten, Söhnchen, oder nur ein kleiner Ausschnitt von ihr. Gehe näher an sie heran, konzentriere dich und strecke deine gezeichnete Hand vor.«
    »Was geschieht dann?«
    Sarah kicherte. »Bisher hat alles wunderbar geklappt. Du wirst schon sehen, was geschieht.«
    Nathan war den Weg bisher gegangen, er dachte nicht mehr an eine Umkehr und wollte alles erfahren.
    Deshalb hob er den Arm an und streckte ihn aus, drehte gleichzeitig die Hand, so daß sein M auf dem Handballen direkt gegen das Fenster wies.
    Zuerst geschah nichts.
    Einen Augenblick später glühte das Zeichen rot auf. Und innerhalb des Lichts entstand die Welt der Toten…
    ***
    Er sagte nichts, er stand da und hatte große Augen bekommen, weil er es nicht fassen konnte. Zudem hätte sein Handgelenk schmerzen müssen, weil das M aussah, als würde es brennen.
    Nicht einmal ein leichtes Ziehen durchzog die Haut. Es war ein magisches Phänomen, das eine Brücke zwischen der normalen Welt und dem Jenseits gebildet hatte.
    Sie kamen aus dem Licht.
    Zunächst noch weit im Hintergrund, als wären sie Millionen von Meilen entfernt und hätten dort den Ruf erreicht. Doch sie näherten sich schnell, diese Gebilde, die aussahen wie Knäuel oder Bälle und letztendlich keins von beiden waren.
    Gesichter tauchten auf…
    Nathan stand starr auf dem Fleck. Die Gesichter waren ihm bekannt, besonders das erste, denn es gehörte seiner Mutter. Auf ihm lag ein fast überirdisches Leuchten, als hätte sie in das Paradies geschaut und würde noch mit der Erinnerung daran leben.
    Wunderschön…
    Nathan bewegte die Lippen. Er wollte den Namen seiner Mutter aussprechen, was er nicht schaffte, die Szene hielt ihn einfach zu stark unter Kontrolle.
    Er atmete nur durch die Nase. Dunstfetzen waren in die Gruft geweht und hatten sich auch über die Öffnung gelegt, bevor Teile von ihnen den Weg in die Tiefe fanden.
    Das Gesicht der Rachel Jehuda blieb im Licht, ohne näher zu kommen.
    Dafür bewegten sich die Gesichter, die das seiner Mutter auf dem Weg begleitet hatten.
    Sie erinnerten Nathan an geisterhafte Totenmasken, obwohl sie einen bestimmten Ausdruck besaßen, der ihm bekannt vorkam. Jedes einzelne Gesicht erkannte er.
    Sein Mund öffnete sich. Er wollte die Namen aussprechen, das schaffte er nur gedanklich.
    Frauengesichter schwebten inmitten des Scheins. Sie waren so blaß, daß sie kaum hervorstachen, und sie waren jung.
    Er kannte jeden.
    Kay, Marion, Esther…
    Die Namen wirbelten durch seinen Kopf. Und er dachte auch daran, daß all die Personen plötzlich aus seinem Leben verschwunden waren. Von einem Tag zum anderen hatten ihn die Mädchen verlassen, die einmal seine Freundinnen gewesen waren.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Sarah ihrem »Söhnchen« die Chance gegeben, nachzudenken und sich über die veränderte Lage klar zu werden. Nun griff sie ein.
    »Erkennst du sie wieder,

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