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0593 - Das Zeichen

0593 - Das Zeichen

Titel: 0593 - Das Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Söhnchen?«
    »Ja – natürlich.«
    »Ich könnte dir die Namen auch aufzählen. Sie sind mal bei uns ein- und ausgegangen.«
    »Dann verschwanden sie.«
    Er hörte ihr Kichern, ahnte das Schreckliche, wollte es aber nicht glauben und hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, was er leider auch nicht schaffte. So mußte er die gesamte, grausame Wahrheit erfahren, die ihm Sarah unterschob.
    »Ich habe dafür gesorgt, Söhnchen, daß sie dich in deiner Entwicklung nicht störten. Ja, sie verschwanden, aber sie verschwanden auf eine Art und Weise, daß sie nicht wiederkamen. Ich habe sie getötet, nach einem uralten mystischen Ritual. Es mußte sein, denn ich wollte dich nur für mich haben, Söhnchen, verstehst du?«
    Er verstand nichts. Er wußte nur, daß er in dieser Grabkammer stand, ein anderer geworden und dennoch so schrecklich hilflos war. Die Fäden zog eine andere – Sarah…
    ***
    London dampfte!
    Es war kein Nebel wie im Herbst, der schwer auf die Stadt niederfiel. Dieser Dunst stieg von den Straßen hoch, er stieg schemengleich aus den Gullies, um sich wie ein helles Gespinst auf den Fahrbahnen niederzulegen und die Häuser zu umweben.
    Er kroch in Ritzen, Spalten und Lücken, er füllte alles aus und saugte die Leuchtkraft der Lichter auf wie ein Schwamm. Der Himmel war sehr düster geworden. Nicht einmal eine fahle, sommerliche Nachtblässe schimmerte durch Lücken.
    Ich dachte an den Fall und fragte mich, ob ich richtig gehandelt hatte, als ich den Rabbi verließ. Er war schmerzerfüllt gewesen, für ihn war zudem eine Welt zusammengebrochen. Er trauerte um seinen Sohn, wobei fraglich war, ob er ihn je wiedersehen würde.
    Sollte ich umkehren?
    Ich kämpfte mit mir selbst. Die Folgen des »Schlafmittels« hatte ich recht gut überwunden. Zwar war ich nicht hundertprozentig fit, aber schlecht ging es mir auch nicht. Zudem verspürte ich Hunger, was ein gutes Zeichen war.
    Restaurants gibt es zahlreiche in London. Die Zeit, großartig essen zu gehen, wollte ich mir nicht nehmen, deshalb steuerte ich einen der Fast-Food-Läden an, wo eine weltumspannende Firma durch ihre Hamburger berühmt geworden war.
    Der Laden war zur Hälfte belegt. Meist junge Leute bevölkerten ihn. Eine Mischung aus Poppern, Punks und Rockern. Sie hockten friedlich zusammen, auch wenn sie hin und wieder lauter waren.
    Viele von ihnen sahen aus wie bunte Paradiesvögel, mit ihren gelackten und gegelten Haaren oder den besprayten Jacken.
    Ich entschied mich für einen Hamburger und nahm dazu einen großen Kaffee.
    In der ruhigen Nichtraucherecke nahm ich Platz, aß, trank und dachte über den Fall nach.
    Von meiner Wohnung aus gesehen lebte der Rabbi ziemlich weit entfernt. Wenn er tatsächlich Hilfe brauchte, würde es eine Weile dauern, bis ich ihn erreichte.
    Das wiederum paßte mir nicht. Diese schwüle Nacht stand erst am Beginn, sie war noch lang, und in den Stunden konnte viel, sogar sehr viel passieren.
    Ich stopfte den letzten Rest des Hamburgers in den Mund und knüllte das Fettpapier zusammen. Von meinen Fingern leckte ich noch Ketchup-Reste weg, stand auf und brachte das Tablett weg.
    Fuhr ich zurück oder nicht?
    An der Tür erwischte es mich. Ich wußte nicht, ob der Schrei gehört worden war, jedenfalls konnte ich ihn nicht zurückhalten, zu plötzlich war der Schmerz über mich gekommen. Er hatte mich gepackt wie ein Lanzenstich, blieb erst auf einer bestimmten Stelle dicht unter dem Hals und wanderte schließlich weit über die Länge des Kreuzes hinweg.
    Mit langen Schritten erreichte ich den Wagen, an den ich mich lehnte und das Kreuz hervorholte.
    Mit einer Täuschung hatte ich sowieso nicht gerechnet. Was mich da gewarnt hatte, war mein Kreuz gewesen. Aber nicht das gesamte Kreuz, sondern nur eine bestimmte Stelle am oberen Rand, wo ein bestimmter Buchstabe eingraviert worden war.
    Das M für Michael!
    In einem sehr blutigen Rot leuchtete es auf, und das konnte nur einen Grund haben.
    Es mußte in einem Kontakt mit derjenigen Person stehen, dessen Identität gewechselt hatte.
    Nathan alias Michael!
    Genau dieses Brennen war für mich der Beweis, nicht mehr in Richtung Wohnung zu fahren. Im Haus des Rabbi oder in unmittelbarer Nähe ging etwas vor.
    Ich mußte mit dem Schlimmsten rechnen, auch mit Lebensgefahr für Nathan Jehuda.
    Diesmal schaltete ich das Rotlicht und die Sirene ein, als ich startete. Daß die meisten Gäste im Imbiß aufsprangen, wie von der Tarantel gestochen, sah ich nicht mehr. Da war

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