0594 - Maniac und Marylin
ihn.
Suko schüttelte den Kopf. »Alles, was recht ist, den Streifen kenne ich nicht.«
»Ebenfalls.«
»Der kann möglicherweise noch gar nicht fertig sein, aber der Titel gibt mir zu denken. Das Wort Maniac hört sich nicht gerade sanft an. Maniac – das ist Grauen, das ist Gewalt, das ist Durchdrehen, John.«
»Und Marylin?«
»Die Schöne, die zu dem Biest gehört. Wie damals bei King Kong und in dem Streifen ›La Belle et La Bete‹, die Schöne und das Biest. Alles schon mal dagewesen.«
»Nur im Film«, murmelte ich. »Aber diesmal scheint es echt zu sein, wenn ich näher über den Titel nachdenke. Verdammt, Suko, das geht mir an die Substanz!«
»Frag mich lieber, wo der Killer hingelaufen sein kann?«
»Die Gegend eignet sich hervorragend für ein Versteck. Da können Armeen suchen, ohne daß sie ihn finden.«
»Und wir haben ebenfalls keine Spuren. Das ist schlecht«, gab ich zu, »das ist verdammt schlecht.«
»Zumindest heute nacht. Wir werden morgen früh weitermachen und uns mit der Filmfirma beschäftigen. Außerdem wird uns der Spediteur, dem der Truck gehört, bestimmt weiterhelfen können. Nur arbeitet da jetzt wohl keiner.«
Suko hatte recht. Wir mußten bis zum Hellwerden warten. Als wir aus dem Wagen stiegen, warteten die Kollegen schon auf irgendwelche Hinweise, die sie auch von uns bekamen.
Der Truck brauchte nicht hier stehenzubleiben, er konnte zur Metropoliten Police geschafft und dort noch genauer untersucht werden. Alles andere war unser Job.
Suko schüttelte den Kopf, als er wieder im Wagen saß. »Ich kann mir nicht helfen, John, ich habe das unbestimmte Gefühl, daß dort einiges auf uns zukommt.«
»Ja, das schätze ich auch…«
***
Der Truck war für die Spedition WHEELS gefahren, die ihren Sitz in einem Industriegebiet an der Themse hatte. Durch einen telefonisch vereinbarten Termin wollten Suko und ich mit einem der Chefs zusammentreffen, einem Mann namens Gardener.
Er empfing uns in einem stickigen Büro, trug ein kurzärmeliges Hemd, eine dünne Hose, die von roten Trägern gehalten wurde.
Diese wiederum umspannten seinen Bauch.
Gardener schwitzte, trank Wasser aus der Büchse und wies auf zwei Stühle. »Sie haben ja am Telefon angerissen, wo das Problem liegt, und ich habe nachschauen können.«
»Wunderbar.«
Er schaute mich unter seine buschigen, schwarzen Augenbrauen hinweg an und schlug einen Aktenordner auf. »Also, wir haben den Auftrag von LVP bekommen.«
»Wer oder was ist das, bitte?«
»London Video Production. Eine Firma, die Videofilme dreht. Wir fahren öfter für sie die Kulissen.«
»Sie wissen auch, was mit Ihrem Fahrer geschah?«
Gardeners Gesicht verschloß sich, bevor er nickte. »Ja, das wissen wir und empfinden es als furchtbar.«
»Mehr als das.«
Er hob die Schultern. »Ich kann mir nicht vorstellen, aus welchem Grund man ihn getötet hat. Das will mir einfach nicht in den Kopf. Lester Mayfair gehörte zu den Menschen, die keiner Fliege etwas zuleide tun konnten.« Er schaute uns beide an. »Haben Sie schon einen Verdacht, wer der Mörder sein könnte?«
»Noch nicht«, erwiderte Suko.
»Wie gesagt, auch ich kann Ihnen nicht helfen, so gern ich es getan hätte. Bisher lief die Zusammenarbeit mit LVP bestens. Keine Klagen, von keiner Seite.«
»Wissen Sie, welche Filme die Macher produzierten?« wollte Suko wissen.
»Ja, Horror meist. Auch erotische und SF-Streifen. Nichts Außergewöhnliches und nur für den Video-Markt. In die Kinos kamen die Streifen nicht.«
»Da Sie geschäftliche Beziehungen pflegten, können Sie uns auch sagen, wem die Firma gehört?«
»Das ist ein Pool, Inspektor. Einige Geldgeber sind daran beteiligt. Das Sagen hat ein Mann namens Roger Morton. Er ist so etwas wie ein Direktor.«
»Wo finden wir ihn?«
»Ich gebe Ihnen die Adresse.« Er hatte eine Karte griffbereit, die ich mir anschaute und einsteckte. Gardener hob die Schultern.
»Mehr kann ich für Sie nicht tun. Daß man Mayfair ermordet hat, ist mir ein Rätsel, wirklich. Es tut mir leid, aber wir sind für eine Mörderjagd nun mal nicht ausgerüstet.«
»Das kann ich Ihnen nachfühlen!« Da das Telefon klingelte, war es für uns das Zeichen, zu gehen. Gardener sprach hastig in den Hörer und winkte uns knapp zu.
Draußen war es auch nicht viel wärmer. London lag eingepackt in einer widerlichen Schwüle. Im BMW ließ Suko die Türen offen, während ich mit dem Yard telefonierte und mich erkundigte, ob etwas über die Firma LVP
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