0594 - Maniac und Marylin
Familie, die hier die Rennbahn betrieb.
Mißtrauisch schauten sie mir entgegen. Aus kalkbleichen Gesichtern, mit zitternden Knien.
Ich zeigte ihnen den Ausweis.
»Polizei, sogar Scotland Yard.« Der älteste unter ihnen lachte auf.
»Womit haben wir das verdient?«
Ich hob die Schultern. »Wir sind gekommen, weil wir mit Floyd Harris reden wollten.«
»Mit mir?« Der Blonde mit dem Stirnband fragte es.
»Ja.«
»Ich bin Harris.«
»Das habe ich mir gedacht.« Dann bekam ich erklärt, wer die anderen drei Personen waren.
Ken Dorset übernahm es und fügte hinzu, daß sie die Bahn als Familienbetrieb führten. Den Dorsets stand der Schrecken noch immer in den Gesichtern geschrieben. Lizzy wischte über ihre Augen. Sie sprach dabei mit leiser Stimme. »Meine Güte, so etwas habe ich noch nie in meinem Leben erfahren müssen.«
Ihr Mann Ken rieb seinen Hals, wo sich Würgestreifen auf der Haut abzeichneten. »Der hätte mich fast geschafft«, sagte er zu mir.
»So schnell konnte ich nicht sein.«
»Jedenfalls lebt er!«
»Und wie, Mr. Sinclair!« rief Waldo Dorset. »Der ist einfach nicht totzukriegen. Wir haben es mit Vorschlaghämmern versucht. Das Blech war verbeult, mehr war nicht geschehen.«
»Und er hat noch einen Helfer gehabt«, fügte ich hinzu.
»Eine Helferin«, verbesserte mich Harris.
»Tatsächlich?«
»Ja.« Er nickte. »Ich kenne seine Helferin sogar sehr gut.«
»Marylin!«
Harris staunte mich an. »Richtig, Mr. Sinclair, es war tatsächlich Marylin, die den Wagen gefahren hat. ›Maniac und Marylin‹«, flüsterte er, »wie der Filmtitel es richtig ausdrückte.«
»Ist der Film zur Realität geworden?«
»Wissen Sie, Mr. Sinclair, ich kann es nicht glauben, aber ich muß mich wohl damit abfinden.«
»Und der Maniac war Ihr Monster – oder?«
»Ja, es war mein Monster. Ich habe ihn erfunden, ich habe ihm auch den Namen gegeben, ich habe die Elektronik in seinen Körper gesetzt, ich lenkte ihn fern…« Er hob die Schultern. »Und jetzt ist er meiner Kontrolle entglitten.«
»Wie konnte das passieren?« fragte ich.
»Das weiß ich nicht.«
»Hatten Sie irgendwann einmal Kontakt mit Schwarzer Magie?« forschte ich weiter.
»Nein!« Spontan antwortete er. »Nein, wie kommen Sie überhaupt darauf? Ich bin Techniker, alles andere ist für mich Unsinn, Quatsch, Scharlatanerie!«
»Sie sollten möglicherweise umdenken. Was wir alle hier erlebt haben, war schlimm.«
»Magie?« hauchte Ken.
»Ja, mein Kollege und ich sind nicht ohne Grund bei Ihnen. Der Maniac hat bereits gemordet, und er hat sich seine Filmpartnerin auch jetzt als Begleiterin ausgesucht. Ich weiß, das klingt unglaublich, doch es entspricht den Tatsachen.«
»Marylin!« Harris lachte und schlug gegen seine Stirn. »Sie war schon immer komisch.«
»Inwiefern?«
»Ganz einfach. Sie fragten mich vorhin, was ich von Schwarzer Magie halte. Meine Antwort kennen Sie. Marylin hätte Ihnen möglicherweise etwas anderes gesagt.«
»Und was, zum Beispiel?«
Er verzog das Gesicht und kratzte die Haut unter den Nackenhaaren. »Ich weiß nicht, ob ich über eine dritte, nicht vorhandene Person so reden darf…«
»Wenn es dabei um Mord geht, immer, Mr. Harris. Sie sollten alles sagen, was Ihnen aufgefallen ist.«
»Marylin ist keine echte Schauspielerin. Sie hat den Beruf nicht gelernt, war auf keiner Schule und ist auf Grund ihres Aussehens in die Branche gerutscht. Die Filme, die sie drehte, waren Action-Streifen, ohne besondere Handlung und Tiefgang. Sie hat auch mal in Pornos mitgespielt und weiß sehr gut, was sie ihrem Aussehen schuldig ist. Für sie kommt es nur auf das Aussehen an. Gesicht, Körper, das mußte beides ihren Vorstellungen entsprechen.« Er überlegte, schaute zu Boden und redete dann weiter. »Wie erwähnt, das Aussehen stand bei ihr an erster Stelle. Sie tat alles dafür, und sie hat mir mal gesagt, daß sie sich sogar mit dem Leibhaftigen verbünden würde, um ihr Aussehen so lange wie möglich zu erhalten. Oder immer jung und frisch zu bleiben. Nicht alt werden, nur keine Falten bekommen. Ich kenne viele Frauen, keine ist so wie Marylin, das können Sie mir glauben. Die ist in der Branche top, was diese Sache angeht.«
Ich sah, daß Suko ankam. Wie er ging, zeigte mir, daß er erfolglos gewesen war. »Der Leibhaftige, den Marylin erwähnt hat, meinen Sie, daß ihr ernst damit war?«
»Bestimmt.«
»Hat sie es denn praktiziert?«
»Wie?«
»Nun, um mit dem Teufel in Verbindung treten zu
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