0594 - Maniac und Marylin
können, müssen gewisse Regeln eingehalten werden. Man muß ihm dienen, man muß ihm Versprechungen machen, man muß sich an den Leibhaftigen verkaufen, sonst nimmt er den Menschen nicht an.«
»Sie denken an die Seele?«
»So ungefähr, Mr. Harris.«
Er zog die Stirn kraus. »Wenn ich wüßte«, murmelte er, »wenn ich das nur wüßte. Also, mitgenommen hat sie mich jedenfalls nie, mir auch nie den Vorschlag gemacht, das ist es ja.«
Suko war zu uns getreten. »Es ist nichts mehr zu machen gewesen«, berichtete er, »überhaupt nichts.«
»Hast du eine Fahndung durchgegeben?«
»Klar, doch wie ich die einschätze, werden sie an alles gedacht haben, glaub mir.«
»Sie müssen ein Versteck haben«, murmelte ich und schaute dabei Floyd Harris an.
»Ich weiß nichts.« Er ging einen Schritt zurück.
»Sie wissen, wo Marylin lebt?«
»Ja, die hat eine tolle Wohnung in der südlichen Londoner City. Das ist auch alles.«
»Wer weiß mehr über sie? Vielleicht ihr Filmpartner?«
»Die konnten sich nicht ausstehen. Im Film hat sich der Maniac in sie verliebt. Nun ja, er wurde schließlich in den Sumpf gejagt, nachdem er einige Tote hinterlassen hat.«
»Fortsetzung folgt«, sagte ich.
»Klar, es soll einen zweiten Teil geben.«
»Jetzt will er sich rächen. All die Personen, die an seinem Ende beteiligt waren, will er ebenfalls töten. Deshalb besuchte er die Bahn hier, weil er Sie finden konnte, Mr. Harris.«
Floyd sagte erst mal nichts. »Aber das doch… das ist einfach unglaublich!«
»Ich weiß.«
»Und weiter?«
»Ihr Produzent hat mir eine Liste mit den Namen der Männer und Frauen versprochen, die sich in Gefahr befinden. Ich hoffe, daß wir noch etwas retten können. Sie leben, Mr. Harris. Aber wissen Sie, wer der nächste auf der Todesliste des Maniac sein wird?«
»Nein.«
»Wir leider auch nicht.«
»Und was wollen Sie dagegen tun?«
»Fragen Sie mich etwas Leichteres, ich weiß es nicht. Ich brauche die Liste, um die Personen überwachen lassen zu können. Ich will aber auch das Versteck der beiden wissen, denn sie müssen sich einfach verbergen, so wie der Maniac aussieht. Der kann nicht einfach durch London laufen, ohne aufzufallen, obwohl es in der Stadt schon verrückte Typen gibt, aber er wäre zuviel des Guten.«
»Stimmt.«
»Sehen Sie, Mr. Harris. Aus diesem Grund möchte ich Sie noch einmal bitten, nachzudenken. Vielleicht fällt Ihnen noch ein, wo sich die beiden verborgen halten können.«
Er runzelte die Stirn. »Das ist schwer. Bestimmt nicht in Marylins Wohnung.«
»Das würde ebenfalls auffallen.«
»Fragen Sie doch Style, ihren Agenten.«
Ich winkte ab. »Das habe ich bereits versucht und keine Antwort von ihm bekommen.«
»Ist er nicht da?«
»Ich weiß es nicht. Hat Marylin Bekannte, Verwandte, an die wir uns wenden können?«
»Davon hat sie nie gesprochen. Sie ist aus der Provinz hergekommen, mehr weiß ich auch nicht. Außerdem interessiert mich das nicht so sehr. Ich denke an meine eigene Sicherheit und daran, wie ich diese gewährleisten kann.«
»Polizeischutz«, schlug Suko vor.
»Meinen Sie damit eine Zelle bei euch?«
»Das wäre am sichersten.«
Floyd schüttelte den Kopf. »Um Himmels willen, nur so etwas nicht! Nein, das will ich nicht.«
»Weshalb nicht?« fragte ich.
»Weil ich nicht daran glaube, daß er es noch einmal versucht.«
»Doch, Mr. Harris. Sie sind diejenige Person, die ihn überhaupt erschaffen hat. Sie hätten dafür sorgen können, daß er nicht umkommt.«
Harris lachte mich aus. »Hätte ich das Drehbuch ändern sollen?«
»Das kann er nicht wissen. Ich gehe davon aus, daß er sie als ersten umbringen will. Deshalb ist er auch hinter Ihnen her gewesen. Mein Vorschlag, Mr. Harris. Sind Sie bereit, mit uns zusammenzuarbeiten?«
Mißtrauen keimte in seinen Augen auf. »Wie sähe die Zusammenarbeit denn aus?«
»Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Wir würden Sie möglicherweise als Lockvogel einsetzen.«
Er atmete scharf ein. In den Gesichtern der Familie Dorset zeichnete sich Erschrecken ab. Lizzy flüsterte: »Wollen Sie so etwas wirklich verantworten, Mr. Sinclair?«
»Ich habe nur einen Vorschlag gemacht.«
Von Harris bekam ich noch keine Antwort. Er schaute zu Boden, auf dem er seine Fußspitze kreisförmig bewegte. Dabei atmete er schwer. Der Druck, unter dem er stand, war groß. Wir verlangten viel von ihm, möglicherweise zuviel.
»Mal eine Frage, Mr. Sinclair. Wie würden Sie den Maniac denn stoppen wollen?«
»Mit
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