Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0595 - Der Werwolf-Dämon

0595 - Der Werwolf-Dämon

Titel: 0595 - Der Werwolf-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
tatsächlich gewesen war.
    Unmittelbar über ihm hatte der Dämon Lykandomus gehockt, auf einem Ast zwischen den Zweigen. Ein düsterer Schatten im Gespinst der Finsternis. Getarnt, aber erkennbar für jemanden, der ihn sehen wollte.
    Und hätte Philippe nach oben geschaut und den Werwolf gesehen - es wäre sein Tod gewesen. Denn dann hätte Lykandomus nicht länger gezögert und ihm den Garaus gemacht.
    Daß Philippe ihn nicht entdeckt hatte, und daß er den Werwolf töten wollte, der hier sein Unwesen trieb, das rettete ihm das Leben.
    Vorläufig…
    Beinahe blindlings lief Philippe davon.
    Erst in den frühen Morgenstunden, noch vor Beginn der Dämmerung, kehrte er zurück ins Dorf. Vorbei an dem halb verfallenen Haus, das Antoine LaGrange an die Fremde vermietet hatte. Corinne Danton nannte sie sich. Eine junge Frau von herber Schönheit.
    Niemand wußte, woher sie kam und warum sie sich ausgerechnet hier angesiedelt hatte. Fest stand nur, daß LaGrange sich eigentlich schämen sollte, Miete für diese Hütte zu verlangen, deren Sanierung oder Abriß im Gemeinderat schon mehrmals gefordert worden war.
    LaGrange, dieser stinkreiche, fette Hund, sollte froh sein, daß die Frau sich das Haus im Laufe der Zeit allmählich wieder herrichtete. Erst sie machte es wieder wohnlich. Vorher hatten nur Armeen von Spinnen und Ratten darin gehaust.
    Trotz der frühen Stunde brannte hinter einem der kleinen Fenster Licht.
    Das Haus der Bouix' aber lag im Dunkeln, und Philippe atmete auf. Die anderen brauchten nicht zu wissen, daß er in der Nacht draußen gewesen war. Sie würden sich zwar später darüber wundern, wie müde er war, aber…
    Auf leisen Sohlen betrat er das Haus, setzte den Tragebeutel mit dem Rest des Kaffees ab und schlüpfte aus der Jacke, um sie an den Garderobenhaken zu hängen.
    Im gleichen Moment bewegte sich etwas im Dunkeln und kam auf Philippe zu…
    ***
    Lykandomus schlug die Klauen in sein Opfer.
    Es schrie, versuchte sich noch zu wehren.
    Vergeblich.
    Die Meute kam und vollendete, was der Dämon begonnen hatte.
    Danach verschwanden sie wie ein Spuk im beginnenden Morgen.
    Bis zur nächsten Jagd…
    ***
    Philippe erstarrte.
    Das Licht flammte auf.
    »Warum tust du das?« fragte Lenard Bouix.
    Philippe sah ihn stumm an. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit, daß sein Vater im dunklen Korridor auf ihn gewartet hatte.
    Und auch nicht mit dieser Frage. Eher mit einem barschen Wo bist du gewesen?
    »Antworte mir!« verlangte Lenard. »Warum?«
    Er roch nicht nach Alkohol, und seine Stimme war auch klar und fest. Gerade so, als habe ihn die Sorge um seinen Sohn nüchtern bleiben lassen.
    »Du warst im Wald«, sagte Lenard. »Und du hast meinen Dolch mitgenommen.«
    »Woher - woher weißt du…?«
    »Ich mag zwar ein alter Säufer sein, Philippe. Aber ich bin kein Dummkopf. Glaubst du, ich hätte nicht gemerkt, daß du den Dolch genommen hast? Ich habe dich beobachtet.«
    Jetzt erst sah Philippe, daß sein Vater die schweren Schnürstiefel trug, auch sie stammten noch aus seiner Zeit bei der Armee. Und sie waren genauso verschmutzt wie Philippes Stiefel.
    »Du - du warst auch draußen? Du warst in meiner Nähe?«
    »Natürlich, und du Narr hast es nicht bemerkt! Wolltest du den Wolf jagen, der Jean gerissen hat? Du glaubst doch nicht, daß dir das gelungen wäre! Jean war größer und stärker als du.«
    »Aber er hatte keinen gew…« Philippe unterbrach sich. Aber er hatte keinen geweihten Dolch bei sich, hatte er sagen wollen.
    »Was hatte er nicht?« hakte Lenard sofort nach.
    »Er hat nicht gewußt, daß da draußen ein Mörder auf ihn lauerte.«
    Der Junge wußte genau, daß er Lenard nichts von Werwölfen, geweihten Dolchen, Silber und ähnlichem erzählen durfte. Es gab eine Menge abergläubische Menschen im Dorf, aber Lenard gehörte nicht dazu. Genausowenig wie die Großmutter.
    »Ein Mörder?« sagte Lenard. »Du glaubst, es war ein Mensch? Kein Tier? Bei solchen Verletzungen? Verdammt, ich habe gesehen, wie er zugerichtet war, und ich werde diesen Anblick nie vergessen, selbst wenn ich noch hunderttausend Jahre leben müßte. Das war kein Mensch. Irgendwo da draußen läuft ein Wolf frei herum. Und du bist so verrückt, da hinaus zu gehen? Was glaubst du wohl, was so ein Biest mit dir macht? Es lauert dir auf, geht dir an die Kehle und hat schon zugebissen, während du noch im Reflex versuchst, deinen Sturz aufzuhalten!«
    »Es war kein Tier«, beharrte Philippe. »Hast du noch nie

Weitere Kostenlose Bücher