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0595 - Der Werwolf-Dämon

0595 - Der Werwolf-Dämon

Titel: 0595 - Der Werwolf-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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davon gehört, daß es Menschen gibt, die irgendwie vortäuschen, ein Tier hätte ihr Opfer angefallen?«
    »Du bist ja verrückt!«
    »Jeans Mörder ist verrückt, eine verrückte Bestie!«
    »Und wenn schon! Glaubst du, du könntest mit einem Mörder fertigwerden, der stärker war als Jean? Außerdem, der wird den Teufel tun, jetzt da draußen herumzustolpern und nur auf dich zu warten!«
    »Ein Mörder kommt immer an den Ort seiner Tat zurück.«
    »Und du spielst den einsamen Rächer, wie? Laß das die Polizei erledigen! Wenn es wirklich ein Mensch war und kein Tier, wird die Polizei ihn finden und festnehmen. Und wenn es ein Wolf war, wird die Polizei ihn finden und erschießen.«
    Einen Werwolf? hätte Philippe beinahe ausgerufen.
    »Die Polizei?« sagte er statt dessen abfällig. »Du hast diese Polizisten doch gesehen. Diesen Inspektor Perrot und den anderen Typen. Traust du denen ernsthaft zu, daß sie etwas erreichen?«
    Daß sie einen Werwolf jagen, an dessen Existenz sie nicht einmal glauben dürften? fügte er in Gedanken hinzu. Du glaubst ja auch nicht daran, Vater.
    »Was du beabsichtigst ist närrisch«, fuhr Lenard auf. »Du kannst die Sache nicht einfach in deine Hand nehmen. Dir fehlen die Voraussetzungen dazu. Und vor allem - mit diesem Dolch wirst du keinen Mörder dingfest machen.« Er streckte die Hand aus. »Gib ihn mir zurück. Sofort!«
    Nur langsam und widerwillig streckte Philippe seinem Vater die Waffe entgegen. Lenard nahm sie in die Hand - und schleuderte sie.
    Der Dolch zischte nur wenige Zentimeter an Philippe vorbei und knallte mit einem dumpfen Schlag hinter ihm ins Holz der Haustür. Die Klinge blieb zitternd stecken.
    Erst jetzt sprang der Junge erschrocken zur Seite.
    »Siehst du?« sagte Lenard trocken. »So hätte der Wolf dich erwischt. Und der hätte bestimmt nicht danebengezielt.«
    Er schritt an Philippe vorbei und zerrte den Dolch aus dem Holz. Jetzt, aus unmittelbarer Nähe, roch Philippe doch den Alkohol, den sein Vater getrunken hatte. Aber nicht soviel wie gestern.
    »Rache«, sagte Lenard. »Rache blendet die Sinne. Laß die Polizei ihre Arbeit tun, dann hat alles seine Ordnung.«
    »Ich will, daß der Mörder bestraft wird!« fuhr Philippe auf. »Und daß er nie wieder morden kann!«
    »Du willst dich rächen, das ist alles. Junge, ich kann deinen Schmerz verstehen. Glaubst du, mir fiele es leicht, einfach hier zu sitzen und zuzuschauen, wie die Beamten im Kreis herumtappen? Glaubst du, ich hätte nicht auch das Verlangen, etwas zu tun? Vielleicht noch viel mehr als du! Er war dein Bruder, aber er war mein Sohn! Ich habe schon seine Mutter verloren, und jetzt ihn. Soll ich dich auch noch verlieren?«
    »Mich?« Philippes Augen wurden groß.
    »Dich! Entweder, weil der Wolf auch dich umbringt - oder der Mörder -, oder weil du selbst in deiner gottverdammten blinden Rachsucht einen anderen Menschen tötest und dafür eingesperrt wirst!«
    »Aber er…«
    »Sei still und hör mir zu, wenigstens einmal in deinem Leben! Auch ein Mörder ist ein Mensch, und wenn du einen Menschen tötest, machst auch du dich unglücklich. Du stellst dich auf die gleiche Stufe mit ihm, und du unterliegst der gleichen Gesetzgebung und Bestrafung! Was hast du davon, wenn sie dich einsperren? Jean wird davon nicht wieder lebendig! Nie wieder!«
    Er wandte sich ab und tappte langsam davon. Doch ehe er im Wohnzimmer verschwand, sah er sich noch einmal nach Philippe um.
    »Wenn du noch einmal tust, was du in dieser Nacht getan hast, kette ich dich in deinem Zimmer an! Solange, bis… bis alles vorbei ist!«
    Philippe floh förmlich nach oben, in sein Zimmer, zu seinen Büchern.
    Später, als es bereits dämmerte, kam er noch einmal leise nach unten.
    Lenard war noch im Haus. Er war nicht zur Arbeit gegangen an diesem Morgen.
    Philippe hörte ihn im Wohnzimmer.
    Lenard Bouix weinte.
    Und sein Sohn störte ihn nicht dabei und kehrte wieder nach oben zurück…
    ***
    Der silbergraue BMW rollte in das Dorf hinein.
    »Wie sich die Bilder gleichen«, sagte Nicole Duval. »Man fühlt sich fast wie zu Hause. Klein, aber fein. Und wenn über der Kneipe dort vorn ein geschnitzter Teufelskopf hinge und vor der Tür ein paar tausend große Wasserpfützen…«
    »Dann würden wir uns gleich drinnen an unseren Stammtisch setzen und bei Mostache einen Schoppen Wein trinken.« Zamorra schmunzelte.
    In der Tat sah es hier fast genauso aus wie in ›ihrem‹ Dorf unterhalb des Château Montagne, nur fehlten die

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