0595 - Der Werwolf-Dämon
ein paar Briketts nach. Ich brauche die Antworten vorgestern gegen mittag. Alles klar?«
»Mein Versetzungsantrag auch…« Marais unterbrach die Verbindung.
Perrot grinste, aber aus der Ferne beobachtete er, wie dieser Zamorra und seine attraktive Assistentin Duval das Haus umkreisten, in dem die Rentnerin ermorden worden war. Da schien jemand geplaudert zu haben.
Perrot setzte sich in Bewegung und erreichte sie vor dem zerbrochenen Fenster. »Hatte ich Sie nicht gebeten, mir nicht in meine Ermittlung zu pfuschen?«
»Ja, ich weiß, Sheriff. Diese Stadt ist nicht groß genug für uns beide«, gab Zamorra zurück. »Tragen wir das Revolverduell gleich hier aus, oder gehen wir zur Hauptstraße zurück?«
»Nehmen Sie meine Warnung nur nicht auf die leichte Schulter, Monsieur«, drohte Perrot.
Zamorras schürzte die Lippen. »Sagen Sie, Inspektor, wieso sind Sie und der Bürgermeister eigentlich so wild darauf, daß wir verschwinden? Merken Sie nicht, daß Sie sich damit lächerlich machen?«
»Leute wie Sie stecken ihre Nase überall in alle möglichen Dinge, und ich habe keine Lust, auch noch auf Sie aufpassen zu müssen, weil Ihr Vorgehen vielleicht vom Täter als Provokation angesehen wird und Sie dadurch in Gefahr geraten.«
»Wir wissen uns schon selbst zu schützen.«
»Machen Sie mir meine Arbeit nicht schwerer als nötig.«
»Sicher nicht.« Zamorra nickte seiner Begleiterin zu, und sie verließen das Grundstück.
Perrot sah ihnen skeptisch nach.
Vielleicht waren sie ja wirklich keine verkappten Journalisten. Aber welchen Grund sollte ein Parapsychologe haben, sich mit diesen Todesfällen zu befassen? Noch dazu unaufgefordert?
Möglicherweise versprach sich der Mann ein Geschäft von der Sache.
In welcher Form auch immer.
***
Zamorra hatte schon vorher bemerkt, daß jemand sie verfolgte, er hatte nur nicht sofort erkannt, um wen es sich handelte.
Natürlich war das Haus polizeilich versiegelt. Über das zerstörte Fenster hatte man allerdings nur ein paar bunte Bänder geklebt. Da hindurchzukriechen, ohne sie zu beschädigen, wäre nicht besonders schwer gewesen.
Eigentlich wollte Zamorra die Chance nutzen, mit Hilfe seines magischen Amuletts eine Zeitschau vorzunehmen. Der Mord an der alten Dame lag noch keine vierundzwanzig Stunden zurück. Es mußte also möglich sein, herauszufinden, wie er sich abgespielt hatte.
Bei dem anderen Mord, der sich am Waldrand abgespielt haben sollte, war es schon zu spät. Denn je länger ein Ereignis zurücklag, desto mehr Energie brauchte Merlins Stern, um den Kontakt mit der Vergangenheit aufzubauen und aufrechtzuerhalten.
Und nun kam ihnen der Inspektor dazwischen.
Wenigstens hatte er sie nicht dabei erwischt, daß sie das versiegelte kleine Haus verbotenerweise betraten. Dann hätte es richtig Ärger gegeben.
Es war nicht einmal sehr verwunderlich, daß Perrot Nicole und ihn von hier weg haben wollte, den Perrot gehörte zu den recht konventionell denkenden Polizisten, die übersinnliche Dinge nicht akzeptierten. Und natürlich hatte er mit einer Sache recht -wenn er auch noch auf private Ermittler achten mußte, die ihm im Weg herumstolperten, machte das seine Arbeit nicht gerade leichter.
Nur weshalb sich der Bürgermeister so anstellte, blieb vorerst ein Rätsel. Die Erklärung, das Ansehen des Dorfes erlitte durch die Presse Schaden, reichte Zamorra nicht aus.
»Konntest du etwas spüren?« fragte Nicole, während sie weitergingen, diesmal in die entgegengesetzte Richtung, dorthin, wo die Familie Bouix ihr kleines Haus hatte.
»An der Werwolf-Sache ist zumindest was dran«, sagte Zamorra und klopfte an seine Brust. Unter Hemd und Jacke hing Merlins Stern, die handtellergroße Silberscheibe mit den magischen Kräften. »Das Amulett hat eine ganz vage schwarzmagische Aura wahrgenommen. Aber nichts Konkretes, dafür ist es zu lange her. Die Aura ist bereits fast verflogen. Immerhin muß sie relativ stark ausgeprägt gewesen sein.«
»Ein Dämon?«
»Oder ein sehr alter, sehr mächtiger oder starker Werwolf. Einer, der zur Schwarzen Familie gehört, nehme ich an.«
»Vielleicht haben wir es mit mehreren zu tun«, überlegte Nicole. »Einer, der für die drei anderen Morde verantwortlich ist, und einer, der sein Revier jetzt zusätzlich hierher verlegt hat. Ein Werwolf gibt sich eigentlich mit einem Opfer pro Vollmond zufrieden, da tötet er nicht plötzlich zwei kurz hintereinander. Das paßt nicht zusammen.«
»Wir werden sehen«, hoffte
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