0595 - Der Werwolf-Dämon
Opfers hier die Dorfstraße entlang, in Begleitung von…
Zamorra und Nicole Duval!
Es war unfaßbar.
Was taten die beiden hier? Warum waren sie hergekommen?
Hatten sie Zias Spur gefunden? Aber wie?
Aber sie gingen an ihrer Hütte und dem dahinterliegenden kleinen Friedhof vorbei, verließen das Dorf in Richtung Wald.
Nein, sie konnten nichts wissen.
Denn sonst wären sie sofort zu ihr gegangen. Es gab einen anderen Grund für ihre Anwesenheit.
Natürlich. Die Vollmond-Morde. Die Morde der letzten drei Monate - und der Mord, der in dieser Nacht geschehen war. Und von dem Zia nicht wußte, wer ihn begangen hatte.
Es war ein Werwolf gewesen, aber nicht sie! Der Mond wurde bereits schmaler, und sie hatte sich in dieser Nacht unter Kontrolle gehabt.
Sie war eine Weile draußen gewesen, und das würde auch in den nächsten Nächten sein müssen. Aber sie konnte sich beherrschen.
Dennoch - die Zeichen waren nur zu deutlich. Für jeden, der sie zu lesen verstand. Sie hätte damit rechnen müssen, daß ihre Aktivitäten Zamorra auf den Plan riefen.
Sie war eine verdammte Närrin gewesen!
Es herrschte nicht mehr das dunkle Mittelalter, in dem die Dörfer voneinander isoliert waren und man sich in den Städten und Burgen nicht im Geringsten dafür interessierte, was irgendwo im Umland geschah. Diese Zeit verfügte über rasend schnelle Kommunikationswege. Jeder konnte sofort alles erfahren, was sich irgendwo in weiter Ferne abspielte, wenn er das nur wollte. Daran mußte Zia sich erst noch gewöhnen.
Sie konnte nicht hier bleiben. Sie mußte nach jeder Vollmondnacht an einen anderen Ort verschwinden, so weit wie möglich entfernt. Am besten in ein anderes Land. Nur dann war sie sicher.
Vermutlich wußte Zamorra nicht, daß sie es war, die in dieser Gegend drei Menschen getötet hatte. Er suchte nur irgendeinen Werwolf. Aber er war hier, und das war schlimm genug.
Wenigstens konnte ihm niemand im Dorf verraten, auch der junge Philippe nicht, daß sie, Zia Thepin, hier war. Sie hieß ja jetzt Corinne Danton, und eine Corinne Danton war auch für den Dämonenjäger Zamorra ein unbeschriebenes Blatt.
Als Zia die drei Menschen nicht mehr sehen konnte, trat sie wieder auf die Straße hinaus, die Einkaufstasche mit beiden Händen vor ihren Körper gepreßt, als böte sie ihr Schutz.
Aber für die Werwölfin Zia Thepin gab es keinen Schutz.
Niemals und nirgendwo.
Es gab nur Verzweiflung, Trauer, Leid und Angst.
Angst vor sich selbst.
***
Philippe Bouix zeigte Zamorra und Nicole die Stelle am Waldrand, wo sein Bruder umgekommen war.
Schwarze Magie war natürlich nicht mehr zu spüren, dafür lag das schreckliche Ereignis zu lange zurück. Die Spuren, die Zamorra vielleicht zu entdecken hoffte, gab es nicht mehr.
Der Junge streifte noch ein wenig weiter in den Wald hinein. Er behauptete, etwas oder jemanden gesehen zu haben, der vor ihnen zurückwich.
Zamorra folgte ihm etwas befremdet. Ihm war keine weitere Person aufgefallen. Aber dann registrierte er plötzlich einen schwachen Hauch Schwarzer Magie.
So schwach wie beim Haus von Madame Mirabeau.
Doch er konnte der Spur nicht folgen. Sie verlor sich. Wer oder was sich hier bewegt hatte, ließ sich auch nicht mehr feststellen.
Zamorra versuchte es zwar mit der Zeitschau, es gelang ihm jedoch nicht, ein vernünftiges Bild zu erzeugen. Er konnte zwar in die Vergangenheit vorstoßen, er sah sogar, daß sich Philippe in der Nacht genau hier befunden hatte, aber das war auch schon alles.
Daß sich der Werwolf-Dämon nicht am Boden bewegt hatte, sondern in den Ästen der Bäume, das konnte selbst Zamorra nicht ahnen!
Er rechnete einfach nicht damit. Wölfe sind keine Wesen, die auf Bäumen rumklettern. Und auch Werwölfe pflegen sich zu ebener Erde zu bewegen, wenn sie auf allen vieren jagen.
Einen Vampir hätte er eher dort oben gesucht…
Neugierig verfolgte Philippe Zamorras Aktivitäten.
»Sie waren in der letzten Nacht hier«, stellte der Dämonenjäger fest.
Philippe nickte.
»Warum?«
Philippe schwieg.
»Falls Sie versuchen, auf eigene Faust einen Werwolf zu jagen - lassen Sie es lieber bleiben«, warnte Zamorra. »Ich glaube, Sie waren dem Tod näher, als Sie denken.«
»Ich habe ihn laufen gehört«, murmelte Philippe. »Ich habe gehört, wie er durch den Wald lief. Ich konnte ihn im Nebel nicht sehen.«
»Er war Ihnen sehr nahe. Ein Wunder, daß Sie überlebt haben. Gehen wir zurück, sonst bekomme ich noch Ärger mit Ihrem Vater.«
»He, ich
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