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0596 - Feuer-Furie

0596 - Feuer-Furie

Titel: 0596 - Feuer-Furie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte keine Freude mehr daran. Er aß, um einfach etwas im Magen zu haben, das war alles.
    Manchmal stierte er auch ins Leere, schaute durch das Fenster, ohne etwas zu sehen.
    Der Tee gelang ihm an diesem Morgen nicht besonders gut. Er trank ihn, weil er Flüssigkeit benötigte. Dazu aß er eine halbe Schnitte von einem Vollkornbrot. Auf den Belag verzichtete er.
    Sinclair öffnete das Küchenfenster. Die Luft gefiel ihm überhaupt nicht. Sie lag da wie Blei, trug aber gleichzeitig den Schall vom Ort her zu ihm hoch.
    Das schöne Haus lag etwas oberhalb von Lauder, noch nicht direkt an den Hängen, aber in einer bevorzugten Lage. Auch die kleine Stadt hatte sich nach den Ereignissen verändert. Sie war nicht mehr so, wie sie einmal gewesen war.
    Die Menschen hatten zu spüren bekommen, was es heißt, gegen Blutsauger kämpfen zu müssen. Wie ein böses Tier war das Grauen an und in sie hineingeschlichen, es hatte ihnen bewiesen, daß es nicht nur die normale Welt gab, auch noch eine andere.
    Fluch oder Schicksal – Horace F. Sinclair konnte es sich aussuchen.
    Er bezeichnete es mittlerweile als Fluch, hier zu wohnen, und es störte ihn, daß er Unschuldige mit in die schlimmen Ereignisse damals hineingezogen hatte, obwohl es seine Schuld nicht wahr.
    Wenn er bei einem seiner seltenen Spaziergänge durch den Ort ging, sah er sehr genau die Blicke, die man ihm zuwarf. Einige waren fragend, andere wiederum mitleidig, und es gab auch welche, die sehr abweisend waren. Die Bewohner hätten Horace F. Sinclair am liebsten zum Teufel gewünscht.
    Zum Glück zählten letztere zu den Ausnahmen. Aber Horace bemerkte sie schon.
    Er stand am Fenster, strich über seine Haare und dachte daran, daß er sich mal beim Friseur blicken lassen mußte. Mary hätte seine Frisur als ungepflegt angesehen, doch so etwas störte ihn nicht weiter. Er hörte das Geräusch eines Automotors. Der Wagen fuhr den Weg zu seinem Haus hoch.
    Wer wollte ihn besuchen?
    Horace überlegte, bis ihm einfiel, daß an diesem Tag die Zugehfrau kam. Seit seine Frau verschwunden war, hatte er ihre Besuche auf die Hälfte reduziert.
    Anne, eine noch jüngere Frau, die einen Mann und zwei Kinder zu versorgen hatte, fuhr einen kleinen roten Fiat, den sie dort abstellte, wo der mächtige Eichenbaum seine Krone in den Himmel reckte.
    Sinclair öffnete ihr und quälte sich ein Lächeln ab.
    »Wie geht es Ihnen, Sir?«
    »Sagen Sie nicht immer Sir, Anne. Mir geht es den Umständen entsprechend, wenn Sie verstehen.«
    »Natürlich.« Auch Anne war über das Schicksal des Mannes informiert. Sie traute sich allerdings nicht, eine Frage zu stellen, weil sie der Meinung war, daß es sie nichts anging.
    Sinclair ließ sie ins Haus gehen. Anne kam allein zurecht, sie wußte, was sie zu tun hatte.
    Er selbst ging in die Küche, setzte sich an den Tisch, fand es nicht gut und wechselte in sein Arbeitszimmer, wo er hinter dem Schreibtisch Platz nahm und auf die Fotos schaute, die im Rahmen steckten.
    Sie zeigten Mary, seinen Sohn und ihn selbst.
    Eine Familie, wie sie noch glücklich gewesen war. Das zählte zur Vergangenheit, ein brutaler Riß, hervorgerufen durch das Erscheinen eines Vampirs, hatte dafür gesorgt.
    Schwer seufzte er auf, kantete den Arm an und schaute gegen das Bild. »Irgendwann«, flüsterte er, »irgendwann werden wir wieder so vereint sein.« Er redete es sich einfach ein, obwohl er wußte, daß es auch anders kommen konnte.
    Er hörte das Geräusch des Staubsaugers. Anne arbeitete schnell, gut und zuverlässig. Sie gehörte zu den Personen, die nur die normalen Sorgen kannten.
    Als Horace F. Sinclair die Pfeife stopfte, sah er, daß seine Hände zitterten. In der letzten Zeit wollte dies nicht weichen. Es war eben sein innerer Zustand, der das bewirkte. Viele Jahre lagen hinter ihm, nie zuvor waren die Tage und Wochen so schlimm gewesen wie in der letzten Zeit, wo Mary ihm fehlte.
    Mary Sinclair und Will Mallmann – zwangsläufig dachte er wieder an sie und sprach mit sich selbst. »Wo steckst du, verfluchter Blutsauger? Wo hast du meine Frau? Was hast du mit ihr gemacht, Hundesohn?« Er ballte die rechte Hand zur Faust und hätte am liebsten gegen die Scheibe geschlagen oder alles zertrümmert. Statt dessen spürte er den Kloß, der hoch in seinen Hals stieg und sich dort festsetzte wie ein scharfkantiger Stein.
    Er konnte schreien und fragen, von Mary würde er keine Antwort bekommen. Sie war ihm fern und doch so nah. Manchmal hatte er das Gefühl, als

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