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0596 - Feuer-Furie

0596 - Feuer-Furie

Titel: 0596 - Feuer-Furie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Touristen, sie freuten sich über die Wärme; sie machten »high life«, so daß unsere ernsten Gesichter nicht in die Reihe der fröhlichen hineinpaßten. Durch den rotweißen, geknickten Strohhalm saugte ich den Saft und schaute meinen Freund und Kollegen an.
    »Also, John, was hast du auf dem Herzen?«
    »Eine ganze Menge.«
    »Und was Bestimmtes, nicht?«
    »Richtig.«
    Suko schnippte mit den Fingern. »Laß mich raten. Hängt es mit den letzten Worten des Mr. Frazers zusammen?«
    »Genau.«
    »Die Begine.«
    »Ja.«
    Der Inspektor hob die Schultern. »Du kannst mich meinetwegen für einen bildungslosen Trottel halten, aber ich weiß damit nichts anzufangen. Für mich hört sich das an wie ein Name.«
    »Das ist es nicht, dafür ein Begriff.«
    »Klärst du mich auf?«
    »Natürlich.« Ich nahm noch einen Schluck. Allerdings normal und nicht durch den Halm. »Die Beginen stammen eigentlich aus den Niederlanden. Es waren Jungfrauen und Witwen, die sich aus religiösen Gründen zu klosterähnlichen Gemeinschaften zusammengefunden haben. Sie entstanden in den Niederlanden, später auch in Deutschland, Frankreich und Belgien.«
    Suko saugte. »Wann war das?«
    »Im Mittelalter. Nur hatten die Beginen das Pech, daß sie sich nicht an die katholische Kirche binden wollten, was die ihr natürlich übelnahm. Das Konzil von Vienne beschloß ihre Unterdrückung und Verfolgung. Allerdings haben sich die Beginen die langen Jahrhunderte über immer wieder von neuem formiert. Sie lebten auf sogenannten Beginenhöfen zusammen. Das waren geschlossene Wohnsiedlungen auf dem Festland verteilt.«
    »Ja, damals, auch heute noch?«
    »Das weiß ich eben nicht, aber ich meine darüber gelesen zu haben, daß es noch Höfe gibt. Ich könnte mir in einer Zeit wie dieser durchaus vorstellen, daß Frauen auch wieder neue Beginenhöfe gründen, denn irgendwo war es damals mit der Gründung der ersten Höfe so etwas wie der erste Versuch zur Emanzipation der Frau. Sie ordneten sich eben nicht den strengen Regeln der Klöster unter, sondern schufen sich ihre eigenen Gesetze. Die Beginen waren zum Beispiel bekannt als hervorragende Klöpplerinnen. Spitzen aus Brüssel, Brügge oder Gent sind heute noch weltbekannt und für einen Normalverdiener kaum bezahlbar.«
    »Weißt du sonst noch etwas über sie?«
    »Nein.«
    Suko trank wieder. Er sprach mehr zu sich selbst als zu mir. »Aber Frazer hat uns einen Hinweis auf die Beginen gegeben. Das tat er sicherlich im Auftrag, wobei ich wieder an deine lange Leine denken muß, an der wir geführt werden. Er wollte uns den Weg zu den Beginen weisen. Ist die Flammenfrau eine Begine?«
    Ich verzog die Mundwinkel. »Genau die Frage habe ich erwartet, Suko. Ist sie das?«
    »Ich frage dich.«
    »Im Normalfall wohl kaum, aber man kann nie wissen, wie sich das Rad des Schicksals gedreht hat. Möglicherweise müssen wir damit rechnen, daß sie so etwas wie eine abtrünnige Begine ist und von dorther stammt, wo die Beginen wohnen.«
    »Von einem der Höfe?«
    »So ist es.«
    »Wieviel stehen da zur Auswahl?«
    »Bestimmt eine Menge, aber das wird sich herausfinden lassen.«
    Suko verzog das Gesicht. »Und die sollen wir alle der Reihe nach abklappern?«
    »Falls uns das Glück nicht auf eine andere Spur lenkt, bin ich schon dafür.«
    »Das werden Dienstreisen, und die ziehen sich wie Kaugummi.«
    Suko hob die Schultern. »Im Prinzip nicht schlecht so eine kleine Reise über das Festland. Wir werden bestimmt Orte zu sehen bekommen, die uns bisher unbekannt waren.«
    »Soweit sind wir noch nicht«, dämpfte ich seinen Eifer. »Ich möchte zunächst einmal herausfinden, wo es die Höfe noch überall gibt. Danach sehen wir weiter.«
    »Gut, und wer hilft dir dabei?«
    »Da gibt es Experten an der Uni. Darüber mache ich mir keine Sorgen, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Worüber dann, John?«
    Ich schaute an ihm vorbei und sagte mit leiser Stimme: »Um meine Mutter, nur um meine Mutter.«
    »Da gibt es noch einen, der leidet. Denk mal an einen Mann namens Horace F. Sinclair.«
    Mir rann eine Gänsehaut über den Rücken, als Suko den Namen aussprach. Bisher hatte ich es verdrängt, aber ich wußte genau, daß mein Vater dicht vor dem Durchdrehen stand…
    ***
    Und genau dieser Mann, Horace F. Sinclair, saß in seinem Haus in Schottland am Fenster, starrte ins Leere, war um Jahre gealtert, sah aus wie ein Greis und fühlte die Einsamkeit des großen Hauses immer mehr als eine kaum zu ertragende Belastung.
    Mary,

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