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0597 - Leichen-Ladies

0597 - Leichen-Ladies

Titel: 0597 - Leichen-Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Insel, getrennt von der schlimmen Wirklichkeit, die dennoch vor mir stand in Form des Vampirs und meiner Mutter. Mallmann hatte seinen Spaß. Das D auf seiner Stirn leuchtete wie ein Fanal. Er bewegte sein bleiches Gesicht, als er sprach. »Sinclair, jetzt bist du da!«
    »Sicher, und du wirst sie freilassen, Mallmann.«
    »Glaubst du das?«
    »Ich könnte dich killen!«
    »Mit einer Silberkugel«, hechelte er. »Ja, ich weiß. Aber ich bin schneller als deine verfluchte Kugel. Bevor sie mich erwischt, habe ich längst zugebissen, wenn du verstehst, Hundesohn. Dann ramme ich ihr meine Zähne in den Hals.«
    »Versuch es!«
    »Nein«, sagte er, »noch nicht. Oder nur dann, wenn du dich nicht an meine Bedingungen hältst. Ich will ihn haben, Sinclair. Ich will den Blutstein. Hast du ihn dabei?«
    »Vielleicht.«
    »Gib ihn her!«
    »Laß meine Mutter frei!«
    Das tat er nicht. Statt dessen beugte er sich um eine Winzigkeit tiefer und kratzte mit den Zähnespitzen über die straffe Halshaut, so daß meine Mutter leise aufschrie.
    Mir stieg dabei das Blut in den Kopf. Es kam mir vor, als hätte jemand ein Tuch vor meine Augen gezogen.
    »Gib ihn her, Sinclair!«
    Ich atmete tief durch, zwang mich zur Ruhe. Dieser Hundesohn hatte recht. Er war mir in allen Belangen überlegen. Selbst wenn ich das Kreuz durch das Rufen der Formel aktivierte, konnte er noch schneller reagieren und schon beim Aussprechen der ersten Silbe zubeißen. Dieses Risiko konnte ich auf keinen Fall eingehen. Es blieb mir nichts anderes übrig, als den Blutstein aus der Tasche zu ziehen.
    Mallmann veränderte seine Haltung nicht. Nur der Augenausdruck war nicht mehr der gleiche. Gierig schaute er mir dabei zu, und schrak zusammen, als der Stein auf meiner Handfläche lag.
    »Ist er das?« fragte ich.
    Der Blutsauger lachte. »Ja, das ist er. Das ist der Stein, Sinclair. Endlich.«
    »Dann hol ihn dir!«
    »Nein, du wirst ihn mir geben. Komm her, gib ihn mir und steck die Beretta weg.«
    Erst jetzt wurde mir bewußt, daß ich die Waffe noch immer hielt.
    Ich ließ sie verschwinden, was Mallmann mit einem triumphierenden Fauchen kommentierte.
    »Warum willst du ihn so dringend haben?« fragte ich. »Welche Geheimnisse enthält er?«
    »Blut«, keuchte er mir entgegen. »Der Stein enthält nur Blut. Das Blut der Opfer, das Blut der alten Opfer des echten Grafen Dracula. Verstehst du?«
    »In etwa.«
    »Her damit!«
    Ich ging auf ihn zu. Er veränderte seine Haltung nicht. Nach wie vor hing meine Mutter steif wie ein Brett in seinem Griff, und über ihrer Halshaut schwebten die gefährlichen Hauer des Blutsaugers.
    Ich hatte das Gefühl, als würde sich die Zeit verdichten. Die Sekunden liefen anders ab, viel länger und gleichzeitig auch schneller.
    Es war komisch. Ich erlebte es nicht mehr so intensiv und kam mir vor wie ein Schauspieler, der in eine Szene hineingestellt wurde.
    Klappte es?
    Mallmann wartete, er lauerte, er schielte mich an und sagte plötzlich »Stopp jetzt!«
    Ich hielt an.
    Wenn er wollte, konnte er den Arm nach dem Blutstein ausstrecken. Er tat es auch, drückte sich zur Seite und schob den linken Arm vor, ohne meine Mutter allerdings loszulassen und auch den Griff nur zu lockern.
    Er hatte seine bleichen Finger gekrümmt. »Und jetzt leg ihn in meine Hand!«
    »Nein, Mallmann, laß sie frei!«
    »Gleichzeitig!« keuchte er.
    Okay, mit dem Kompromiß konnte ich leben. Ich wunderte mich auch, daß Mallmann nicht meine Entwaffnung verlangte. Irgend etwas war faul an der Sache.
    »Ich warte nicht mehr länger, Sinclair.«
    »Okay, Blutsauger, ich mache es.«
    Dann gab ich den Stein ab. Sehr vorsichtig, als wäre er etwas ungemein Kostbares, legte ich ihn auf die Handfläche des Vampirs. Ich war den großen Trumpf los, aber ich konnte jederzeit wieder zugreifen und Mallmann auch packen.
    Da griff er zu – und stieß meine Mutter weg.
    Ich hörte sie erschreckt schreien, sah sie fallen und richtete meinen Blick von Mallmann weg, dem diese kurze Zeitspanne genügte. Er schlug mir gegen Hals und Brust, schaffte mich aus dem Weg und rannte auf die Ausgangstür zu.
    In diesem Augenblick flog eine der anderen Türen auf. Wie ein Wirbelwind stürmte Jane Collins mit schußbereiter Astra-Pistole in den großen Raum.
    »Mallmann!« brüllte sie. »Bleib stehen, du Tier!«
    Der Vampir rannte weiter.
    Jane nahm Combat-Stellung ein und schoß!
    ***
    Das geweihte Silber hämmerte aus dem Lauf und traf den Rücken des Blutsaugers. Meine Mutter, Jane

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