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0598 - Der Weg in den Schrecken

0598 - Der Weg in den Schrecken

Titel: 0598 - Der Weg in den Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Pools blitzte türkisfarben. Es sah alles so völlig normal und harmlos aus, wenn nicht dieser Zaun gewesen wäre, der mich gestört hätte. Und aufgehalten hatte er die beiden Kinder auch nicht.
    Mein Blick flog über das Gelände hinweg bis hin zu den Felsen, die sich in mächtigen Formationen erhoben und regelrechte Figuren bildeten. Von Felsen, einer Höhle und einem steinernen Gesicht hatten auch Sharon und Eric erzählt. Ich war mir schon sicher, daß sie die wilde Gegend hinter dem Grundstück gemeint hatten.
    Ich trug vieles bei mir, Geldbörse, Beretta, mein Kreuz; nur einen Feldstecher oder ein Fernglas, das hatte ich nicht mit.
    Jetzt hätte es mir wertvolle Dienste geleistet. Um Details mit dem bloßen Auge erkennen zu können, dazu war die Entfernung einfach zu groß. Ich stieg wieder in meinen Rover und fuhr dem Camp entgegen. Eine Straße zweigte von der normalen ab. Das Schild mit der Aufschrift House of Homeless wies mir den Weg.
    Viel Grün säumte den Weg. Nicht nur hohe Bäume, auch Buschwerk verteilte sich an beiden Seiten. Darüber spannte sich der blaue Augusthimmel wie ein blankes Tuch.
    Wie es sich für einen Zaun gehörte, war er durch ein Tor unterbrochen worden, auf das ich zurollte. Am offenen Eingang stand kein Wärter mit Uniform, sondern ein Typ, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Kruger hatte.
    Nicht ganz so groß, nicht ganz so kantig, aber blond und in einer hellen Kleidung steckend.
    Ich hielt dicht vor dem Knaben, der lässig an die rechte Seite kam und sich vorbeugte.
    »Mister, wohin?«
    »Zu Ihrem Reverend.«
    In seinem Gesicht verzog sich nichts, als er fragte: »Haben Sie einen Termin?«
    »Den habe ich nicht.«
    »Dann tut es mir leid«, erklärte er. »Der Reverend empfängt keine unangemeldeten Besucher.«
    »Auch keine Polizisten?« Ich ließ ihn einen Blick auf meinen Ausweis werfen.
    »Ach, so ist das.«
    »Sicher.«
    »Ich werde telefonieren.«
    Er sprach von einem Außentelefon und legte ziemlich rasch auf.
    »Sie können durchfahren«, sagte er dann. »Immer den Hauptweg entlang. Wo er endet, finden Sie das Haus des Reverends.«
    »Danke.«
    Mißtrauisch schaute er mir nach. Die Polizei schien hier nicht sonders gelitten zu sein.
    Wegen des warmen Wetters hatte ich die Seitenscheibe nach unten gedreht. Es war schon ein ungewöhnliches Kinderheim, ein Camp der Trauer, denn weder Lachen noch Stimmen hallten über die Wege. Hin und wieder Schreie beim Sport, ansonsten kam mir alles sehr lagerhaft oder kasernenartig vor.
    Auf einem kleinen Parkplatz endete der Weg. Ich stellte meinen Rover zu den anderen Fahrzeugen und schaute mir das Haus an, in dem der Reverend residierte.
    Es stach von den anderen Gebäuden nicht ab und machte einen ebenso schlechten Eindruck. Wahrscheinlich wollte der Reverend bewußt keine Distanz zwischen sich und seine Mitarbeiter bringen.
    Bevor ich den Bau betrat, sah und hörte ich die Kinder.
    Singend marschierten sie, vom Sportplatz kommend, am Haus des Reverends vorbei. Alle im Gleichschritt, alle in Einheitskleidung. Ihr Begleiter trug ebenfalls die helle Kleidung, die hier so etwas wie ein Markenzeichen war.
    Mich schielten sie nicht einmal an. Zackig gingen sie vorbei und verschwanden aus meinem Sichtfeld.
    Sehr nachdenklich blieb ich noch stehen. Das deutete hier alles auf Drill hin und hatte mit modernen Erziehungsmethoden nichts zu tun. Wenn der Reverend das befürwortete, schien er noch aus dem letzten Jahrhundert zu stammen.
    Ich betrat das Haus und konnte an einem Schild ablesen, in welche Richtung ich gehen mußte, um den großen Boß des Camps persönlich begrüßen zu können.
    Ein leeres, nüchtern möbliertes Vorzimmer, dann schaute ich gegen eine Tür, die offenstand.
    »Kommen Sie ruhig zu mir, Mr. Sinclair, ich beiße nicht. Man hat Sie ja angemeldet.«
    Ich brauchte die offene Tür nicht weiter aufzustoßen, um das Büro des Heimleiters zu betreten.
    Der Reverend drehte mir den Rücken zu. Er war ziemlich gut dabei, relativ klein, massig und trug einen beigebraunen Sommeranzug. Die Hände hatte er in den Hosentaschen vergraben. Ich hörte ihn heftig atmen, dann drehte er sich herum.
    »Kruger hat mir von Ihnen berichtet, Mr. Sinclair. Sie sind wohl der Neue in Penrith.« Er zog die rechte Hand aus der Tasche und streckte sie mir entgegen.
    »Ja, ich komme aus London.«
    Er reichte mir die Hand. Ich hatte das Gefühl, kaltes Fett anzufassen, widerlich irgendwie. Nicht weich, aber auch nicht hart, so ein komisches

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