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0598 - Der Weg in den Schrecken

0598 - Der Weg in den Schrecken

Titel: 0598 - Der Weg in den Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schmalen Haus, das aussah wie eine Laube.
    Da riß er die Tür auf und verschwand mit dem Jungen.
    Drei Tage und drei Nächte! Ich hatte die Worte noch in guter Erinnerung.
    Dem wollte ich einen Riegel vorschieben. Bevor ich mir einen anderen Weg aussuchen konnte, kehrte der Kerl in Weiß zurück. In der Hand schimmerte noch der Schlüssel.
    Den mußte ich haben.
    Mit raschen Schritten lief ich dem weiß gekleideten Typ entgegen.
    Er war fast so groß wie ich, hatte knochige Schultern und war einige Jahre jünger. Ich ging so direkt auf ihn zu, daß er einfach stehenbleiben mußte.
    »Hi«, sagte ich.
    »Was ist los?«
    »Es geht um den Jungen, den Sie weggeschafft haben.«
    »Na und?«
    »Ich will ihn da raushaben.«
    »Der Junge bleibt, wo er ist.«
    »Geben Sie mir den Schlüssel!« forderte ich ihn auf.
    Das tat er nicht. »Wer sind Sie?« fragte er statt dessen.
    »Polizei.«
    Der Weißgekleidete lachte. »Ein Bulle hat hier auf dem Gelände nichts zu sagen. Hau ab, du Mistkerl!«
    »Den Schlüssel!« verlangte ich.
    Er hielt ihn noch in der Hand, und er schaute zwischen seinen Fingern hervor. Wuchtig schlug er zu, um mir den Schlüssel in die Bauchdecke zu rammen.
    Da war er an den Falschen geraten, denn damit hatte ich gerechnet. Blitzartig wich ich aus und hämmerte ihm die Kante der Hand gegen die Oberlippe, die anfing zu bluten. Plötzlich war sein Hemd nicht mehr weiß. Der Mann ächzte und schwankte auch. Den Schlüssel hielt er noch fest. Sein Blick bekam etwas Gemeines.
    Ein zweiter Schlag schleuderte ihn zu Boden. Vertragen konnte er nicht viel, denn er kippte weg in das Reich der Bewußtlosigkeit. Ich rollte ihn in einen schmalen mit Gras bewachsenen Graben und nahm den Schlüssel an mich, dabei schaute ich mich um. Niemand hatte uns beobachtet, der Weg zu dieser Laube war frei.
    Ich rannte mit schnellen Schritten hin. Als ich die Tür aufschloß und hinter ihr verschwand, fand ich mich in einem schmalen Gang wieder. Vor mir lagen drei Türen.
    Hinter der rechten erklang das dünne Weinen des eingesperrten Jungen. Als ich die Schlösser verglich, stellte ich fest, daß der Schlüssel zu beiden Türen paßte.
    Das kam mir mehr als gelegen. Ich hatte ihn kaum in das Schloß geschoben, als das Weinen verstummte. »Ist da jemand?« hörte ich die Zitterstimme des Gefangenen.
    »Keine Sorge, mein Junge, ich hole dich raus.«
    »Wer sind Sie? Ich kenne Ihre Stimme nicht.«
    »Ich bin ein Freund und meine es gut mit dir.« Sekunden später hatte ich die Tür offen und schaute mir den Jungen an, der wie ein Häufchen Elend auf einem Schemel hockte. Er hatte schwarzes Haar, auch seine Haut besaß einen dunklen Ton. Die Augen wirkten in dem runden Gesicht wie gemalt. Er konnte nicht älter als elf Jahre sein.
    »Wer sind Sie denn, Sir?«
    »Ich heiße John – und du?«
    »Gerard.«
    Ich ging in die Knie, damit der Höhenunterschied nicht zu groß war. »Okay, Gerard, jetzt möchte ich gern von dir wissen, weshalb man dich hier in das Gefängnis gesteckt hat.«
    Er senkte den Kopf. »Ich… ich kann es nicht sagen. Ich schäme mich zu sehr.«
    »Aber nicht vor mir.«
    Gerard hob die Schultern. »In der Nacht ging alles so schnell. Ich mußte zur Toilette, aber ich schaffte es nicht. Da ist es eben passiert, Mister.«
    »Ah, ich verstehe. Und jetzt ist man hier sauer auf dich.«
    »Ja, die Strafe.«
    »Passiert das öfter?«
    Der Junge nickte. »Sie sind manchmal gemein. Außerdem hat man mir von dem Riesen erzählt.«
    Ich spürte die Spannung in mir und faßte seine Hände an. »Wer hat davon erzählt, Junge?«
    »Der… der Reverend.«
    Mein Nicken fiel langsam aus. »Mr. Guthry also. Nun ja, dann weiß er Bescheid. Was hat er denn gesagt?«
    »Daß der Riese oder der Kopf auf uns wartet. Auf uns alle. Wir sollen hineingehen.«
    »Und wann wird das sein?«
    Gerard hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Wir müssen erst einen Befehl erhalten.«
    »Wer gibt euch den?«
    »Wahrscheinlich der Reverend. Andere waren schon bei den Felsen. Sie wurden von uns getrennt und schlafen gemeinsam.«
    »Hier im Camp?«
    Der Junge nickte. »Ja, bei ihm im Haus. Beim Reverend. Für viele ist es eine Ehre.«
    Das konnte ich mir vorstellen. Da hatte er die Kinder unter Kontrolle. Aber was stellte er mit ihnen an? Wozu brauchte er sie? Welche Verbindung gab es zwischen dem Felsenkopf und Reverend Guthry? Ich wußte es nicht, aber ich nahm mir vor, diesen Fall zu klären, der immer mehr in ein dämonisches Fahrwasser

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