0598 - Die Alte Macht
nächsten Moment den Kerkermeister vor der Klinge.
Der wagte nicht einmal zu zittern.
»Die Schlüssel!« befahl Zamorra.
Er bekam den Schlüsselbund.
Der Foltermeister interessierte sich allerdings weniger dafür, ob andere Schmerzen erlitten oder in Gefahr waren. Er sah seine Arbeit auf der Flucht und versuchte das noch zu verhindern, indem er mit allen möglichen Gegenständen nach Zamorra warf.
Zamorra schaffte es, den Kerkermeister herumzuwirbeln und als Geisel schützend vor seinen Körper zu halten, so daß der Folterer ihn mit seinen Wurfgeschossen nicht mehr treffen konnte.
Da stellte auch er seinen Widerstand ein.
»Ist mit mir zusammen eine Frau eingekerkert worden?« zischte Zamorra dem Schlüsselmann zu.
»Ein Narrenweib, ja… Aber du bist ja gar kein Narr, du bist der Teufel!« keuchte der Kerkermeister.
»Der Teufel?« schrie der Folterer auf. »Gegen den Gottseibeiuns hilft Feuer!«
Und schon packte er das dreibeinige Glutbecken, stemmte es hoch und rannte damit auf Zamorra und den Kerkermeister zu. Er wollte sie beide mit dem heißen Becken und der Holzkohleglut niederrennen!
Vor Angst wurde der Kerkermeister ohnmächtig und sank zu Boden, ehe ihn Zamorra richtig fassen konnte. Von einem Moment zum anderen stand der Dämonenjäger ohne Deckung da.
Wieder rettete er sich mit einem schnellen Seitensprung, aber der Folterer, der über den Kerkermeister stolperte, drehte sich noch im Fallen, und der Schwung der Drehung und die Fliehkraft schleuderten die glühende Holzkohle direkt auf Zamorra zu!
Diesmal konnte er nicht mehr ausweichen.
Sondern nur noch die Vergangenheit wieder verlassen…
***
»Na, du bist wenigstens auch noch am Leben«, begrüßte ihn Sid Amos.
Neben ihm stand Nicole, die arg zerrupft aussah. Hosenanzug und Pullover strotzten vor Schmutz und waren überall zerrissen.
»Was haben sie mit dir gemacht?« fragte Zamorra und tastete vorsichtshalber Gesicht und Oberkörper ab, um festzustellen, ob er nicht doch noch Glutfunken mitbekommen hatte.
»Eingekerkert, und dann wollten zwei dieser stinkenden Büttel über mich herfallen! Der eine kann seine Familienplanung jetzt wohl vergessen, aber bevor ich mit dem anderen so richtig fertig war, landete ich hier, und das ist jetzt gerade drei, vier Minuten her!«
»Mich wollten sie in der Folterkammer befragen.«
Zamorra glaubte sich mit dieser Auskunft bescheiden zu können und wandte sich dann Sid Amos zu.
»Du solltest dir etwas einfallen lassen, um diese Sprünge zu stoppen! Wenn nicht, probiere ich die nächste Waffe, die ich aus der Vergangenheit mitbringe, an dir aus!«
Und damit warf er das erbeutete Kurzschwert zu dem anderen auf den Tisch.
»Ich habe auch diesmal nichts damit zu tun!« beteuerte Amos. »Ich schwör's dir bei allem, was mir unheilig ist!«
»Statt zu schwören, solltest du uns lieber erzählen, was du bisher verschwiegen hast!« verlangte Zamorra. »Du weißt doch mehr, als du uns gesagt hast!«
»Wir wurden ja ständig unterbrochen«, murmelte Amos lahm.
Zamorra nickte Nicole zu.
»Wir sollten uns auf den nächsten Sprung vorbereiten«, sagte er. »Am besten mit Kleidung, die uns nicht allzusehr von den Menschen des fünfzehnten Jahrhunderts unterscheidet - sofern so was überhaupt in unserem Fundus ist. Und wir sollten uns auch bewaffnen. Ich habe keine Lust, noch einmal in eine solche Lage zu geraten!«
»Erst muß ich duschen, um diesen verdammten Gestank und das Schleimgefühl loszuwerden.«
»Dann beeil dich, sonst erwischt der nächste Sprung dich, während du unter der Dusche stehst!«
»Lieber nicht«, murmelte Nicole und hastete davon.
In der Tür prallte sie mit Fooly zusammen.
»Hast du schon wieder mal gelauscht?« fuhr sie ihn an.
»Kann ich was dafür, wenn ihr so laut redet?« maulte der Drache. »Und hier stehenzubleiben, kann mir ja wohl keiner verbieten!«
»Ich bring' ihn um«, ächzte Nicole und stürmte weiter. »Ich bringe dieses zweibeinige geflügelte Riesenkrokodil um!«
»Das wäre Drachenmord«, wandte Fooly ein. »Vorsätzlicher!«
An der Treppe wandte sich Nicole noch einmal um. »Drachenmord wird im Strafgesetzbuch nicht erwähnt!«
Fooly watschelte wieder ins Zimmer und steuerte direkt auf Zamorra zu. »Dann wird's aber dringend Zeit«, beklagte er sich. »Du mußt zu eurem Präsidenten gehen und verlangen, daß Drachenmord strafbar wird! Mich lassen sie ja erst gar nicht bis zu ihm vor! Alle reden sie in aller Welt immer von Menschenrechten, aber
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