0598 - Die Alte Macht
in diese komische Welt gezogen und könnte dem Chef und Mademoiselle Nicole helfen.«
Amos sah ihn überrascht an.
»Ich glaube nicht, daß das funktioniert«, sagte er. »Es gibt ja auch noch andere Amulett-Träger. Ombre zum Beispiel, den Mann, den man den Schatten nennt. Aber er ist nicht mit Zamorra und Nicole in den Erinnerungen aus der Vergangenheit aufgetaucht. Ich glaube, es funktioniert nur mit dem siebten Amulett.«
»Dann gäbe es eine Alternative - du mußt den Chef und Mademoiselle Nicole dazu überreden, daß sie mich mitnehmen. Ich meine, sie haben doch auch ihre Kleidung mitgenommen, und aus der Vergangenheit hat der Chef zweimal ein Schwert mitgebracht. Wenn ich mich nun an ihnen festhalte, dann würde ich doch bestimmt mit ihnen in diese Erinnerungs-Welt versetzt werden. Ich könnte ihnen dann zur Seite stehen. Aber dazu wirst du sie überreden müssen, denn wenn ich diesen Vorschlag mache…«
»… wird er rigoros abgelehnt!« Amos nickte. »Was ich durchaus verstehen kann.«
Fooly seufzte. »Dabei will ich doch nur - hatschieh! - helfen! Hatschieh!«
Die Feuerwolke verbrannte das Tischtuch.
»Ich glaube, du wirst die beiden in noch größere Schwierigkeiten bringen, wenn du sie begleitest«, erklärte Amos. »Die Welt betrachtete damals feuerspeiende Drachen als böse Kreaturen. Zur Zeit der Ritter wurden Drachen gejagt wie wilde Tiere, man erschlug sie, wenn man sie antraf. Was glaubst du wohl, warum das Drachenland so sorgfältig abgeschottet und mit Tabus belegt wurde? Damit Menschen erst gar nicht den Weg dorthin finden.«
»Hm«, machte Fooly. »Von meinen Eltern habe ich das etwas anders gehört.«
Amos winkte ab.
»Dann mein zweiter Vorschlag«, fuhr der Jungdrache fort.
Der Ex-Teufel spitzte die Ohren. »Ich dachte, das war er schon!«
»Natürlich nicht. Nur eine Alternative zum ersten. Der zweite lautet: Ich helfe dir!«
Amos bemühte sich, nicht erschrocken zusammenzuzucken. Er kannte Fooly gut genug, um sich nicht unbedingt nach seiner Hilfe zu reißen.
»Und wie willst du das anstellen?« fragte er abweisend.
»Wir müssen zu Merlin«, sagte der Drache. »Er benötigt Hilfe, nicht wahr? Und er läßt niemanden an sich heran. Aber wenn ihr beide zusammentrefft, könnt ihr vielleicht gemeinsam erreichen, was jeder für sich allein nicht kann.«
»Ich bin beim Versuch, nach Caermardhin zu gelangen, gescheitert«, wandte Amos ein. »Und seitdem haben wir doch das Problem mit diesen Erinnerungssprüngen.«
»Du hast versucht, Caermardhin mit Zamorra zu betreten. Versuch es doch einmal mit mir!«
»Mit dir?« schnappte Amos.
»Ich bin ein Drache«, verkündete Fooly stolz. »Kein Mensch, sondern ein magisches Wesen wie du. Wir könnten unsere magischen Kräfte potenzieren und es schaffen. Und ich weiß, daß ich Merlin helfen kann. Ich habe es schon einmal getan. Laß es uns versuchen, Mr. Sid.«
Amos schwieg. Er ging zum Fenster und sah nachdenklich hinaus.
Fooly wartete mit ungewöhnlicher Geduld, ohne etwas zu sagen - und ohne zu niesen.
Schließlich, während er nach draußen ins Aprilwetter hinaus sah, sagte Amos: »Und wie stellst du dir das vor, Merlin zu helfen - falls wir es tatsächlich gemeinsam schaffen sollten, in seine Burg zu gelangen?«
»Das weiß ich noch nicht«, gestand Fooly offen. »Wir werden erst mit ihm reden müssen, nicht wahr?«
Sid Amos nickte.
»Nicht nur mit ihm«, sagte er dann nach einer Weile und sprach dabei sehr leise. »Denn ich bin ja auch betroffen, nicht nur Merlin allein. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, Mr. MacFool, ist dies das Ende. Meines und das von Merlin.«
Er hörte, wie der Drache Luft einsog, wartete auf eine erneute Feuerlohe - doch die kam nicht.
Statt dessen tappte Fooly auf ihn zu und faßte in einer kindlichen Geste nach der Hand des Ex-Teufels.
»Wer sagt denn, daß es heutzutage keine Wunder mehr gibt, Mr. Sid? Laß es uns einfach versuchen!«
Sid Amos drückte die Drachenhand fest.
Aber er wandte den Blick nicht vom Fenster.
Denn er sah plötzlich ein ganz anderes Bild.
Ein Bild aus seinen Erinnerungen!
***
Nicole hatte die Zeit genutzt, sich den Schmutz vom Körper zu spülen, und während sie in ihren Schränken nach der richtigen Kleidung fahndete, überlegte sie, wieso sich die beiden letzten ›Erinnerungs-Reisen‹ so sehr von der ersten unterschieden.
Da waren sie in einer Scheune abseits eines Dorfes gelandet, und bei den folgenden Aktionen in einer Stadt. Einmal in einem Haus, das
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