0598 - Die Alte Macht

bedeuten?«
    Die Kutsche kam näher und gab sich als relativ kleiner Einspänner zu erkennen. Zwei Personen saßen darin.
    Angesichts der beiden Fußgänger trieb der Kutscher das magere Pferdchen zu schnellerer Gangart an. Offenbar traute er ihnen nicht über den Weg und wollte vermeiden, daß sie die Kutsche erkletterten.
    »Den anderen kennen wir doch!« entfuhr es Nicole. »Das ist doch…«
    Er war es!
    Auch Zamorra erkannte ihn wieder, aber der Mann schien sich nicht an ihn zu erinnern.
    Es war der Bärtige, der während ihres vorherigen Aufenthaltes in der Vergangenheit nach Asmodis das Haus verlassen und die Tür abgeschlossen hatte. Jener Mann, den die beiden Halunken dann bedrängt hatten.
    Im nächsten Moment war der Einspänner an Zamorra und Nicole vorbei.
    »Was will der hier?« fragte Zamorra. Im gleichen Moment verspürte er den fast unbezähmbaren Drang in sich, der Kutsche nachzulaufen und den Mann vor einer Gefahr zu warnen, die in der Stadt auf ihn wartete.
    Aber hier war weit und breit keine Stadt zu sehen, nur das kleine Dorf, auf dessen anderer Seite die verkohlten Reste einer Scheune vor sich hin qualmten.
    Nicole machte ein paar schnelle Schritte hinter der Kutsche her, blieb dann abrupt wieder stehen und schüttelte den Kopf.
    »Hattest du gerade auch das Gefühl, dem Mann nachlaufen und ihn warnen zu müssen?« wollte Zamorra wissen.
    Erstaunt sah sie ihn an.
    »Zu warnen? Wovor denn? Nein… verrückterweise wollte ich die Kutsche stoppen, die beiden Männer zum Aussteigen zwingen und sie den Rest ihres Weges zu Fuß laufen lassen… Aber frag mich lieber nicht, woher dieser Drang kam!«
    »Das ist wirklich verrückt«, meinte Zamorra.
    Da krachte es vor ihnen.
    Die Kutsche hatte das erhöhte Tempo nicht ganz verkraftet. Vielleicht war sie mit einem Rad auch in eine der tiefen Spurrillen geraten.
    Jedenfalls knackte ein Rad zur Seite weg. Die Kutsche, eher ein überdachter Karren, sackte ein und kam holpernd zum Stehen, nur wenige Dutzend Meter von Zamorra und Nicole entfernt.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Na, dann wollen wir mal sehen, ob wir den beiden nicht helfen können. Vielleicht kommen wir jetzt endlich ins Gespräch.«
    Aber dazu kam es wieder nicht.
    Denn aus dem Dorf näherte sich ein halbes Dutzend bewaffneter Reiter, und sie trugen Helme und Kettenhemden.
    Auf schnellen Pferden preschten sie heran, galoppierten an der havarierten Kutsche vorbei und direkt auf Zamorra und Nicole zu.
    Blitzschnell hatten die Reiter die beiden eingekreist und richteten ihre Lanzen auf sie.
    »Darf ich raten, was die gleich erzählen?« murmelte Zamorra finster.
    »So hatte der Mönch also doch recht, und die Teufel sind zurückgekehrt!« dröhnte die tiefe Baßstimme des Anführers.
    »Gut, daß ich nicht dagegen gewettet habe«, flüsterte Nicole. »Irgendwie habe ich das Gefühl, als wären alle Leute, mit denen wir hier zu tun haben, nicht ganz richtig im Kopf!«
    »Von welchen Teufeln redet Ihr?« rief Zamorra laut.
    »Von euch, ihr Teufel!« donnerte der Reiter. »Aber der Mönch hatte doch gefaselt, ihr Teufel wäret nackt? Nun, mir ist's gleich. Packt sie und legt sie in Ketten, und wenn sie sich wehren, schlagt ihnen die Schädel ein!«
    Nicole lachte auf. »Fürchtet Ihr nicht unseren Zauber, wenn wir wirklich Teufel wären?«
    Der Reiter riß ein Kruzifix unter dem Mantel hervor. »Im Namen des Herrn und des Erzbischofs von Mainz brauchen wir kein Teuf eis werk zu fürchten! Erschauert vor dem Bildnis unseres Erlösers!«
    »Och, nö«, seufzte Nicole. »Sonst hat der keine Sorgen?«
    Zamorra brummte: »Wenn wir vor dem Kruzifix erschauern, dann höchstens aus Ehrfurcht vor der Güte Gottes, nicht aber aus diabolischen Zwängen!« Er sah, wie vier der Reiter von ihren Pferden abstiegen. »Und du«, rief er den Anführer an, »kommst gefälligst auch von deinem hohen Roß herunter!«
    Mit ein paar Schritten war er bei ihm, griff nach oben und zerrte den Mann an seinem Gürtel aus dem Sattel.
    Der war wohl ziemlich fassungslos, weil sich der vermeintliche Teufel von seinem Kruzifix nicht abschrecken ließ, so daß er keine Gegenwehr leistete und Zamorra auch noch dafür sorgen mußte, daß sich der Mann beim Sturz nicht verletzte!
    Nicole reagierte nur zwei, drei Sekunden später und holte den sechsten Reiter aus dem Sattel, um sich gleich selbst auf das Pferd zu schwingen, wie Zamorra es ebenfalls tat.
    Unter den anderen erzbischöflichen Söldnern herrschte Verwirrung. Noch halb