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0598 - Die Para-Bank

Titel: 0598 - Die Para-Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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genau das schien Kardmisch auch jetzt zu befürchten.
    „Schon gut!" dröhnte Kerlaks Stimme. „Es passiert dir nichts."
    Er beobachtete seinen Gefangenen. Wie konnte er erwarten, bei diesem Wesen Verständnis oder gar Hilfe zu finden? Er wollte erst gar nicht darüber nachdenken, wie viel Artgenossen Kardmischs er bei seinem wilden Angriff auf den Stützpunkt getötet hatte.
    „Was hattet ihr auch in einem Stützpunkt meines Volkes zu suchen?" rief er trotzig.
    Kardmisch wich beim Klang der Stimme zurück. Wahrscheinlich konnte er vor Angst keinen klaren Gedanken fassen.
    „Ich habe Schwierigkeiten!" bekannte Kerlak. „Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Wahrscheinlich habe ich zuviel gekämpft.
    Oder zu lange. Ein Gefühl sagt mir, daß ich mehr Schaden angerichtet habe, als es während einer Drangwäsche üblich ist.
    Aber die Fremden, deren Schiffe du auf den Bildschirmen sehen kannst, haben mich beleidigt. Diese Schmach muß getilgt werden, bevor ich nach Halut zurückkehre."
    Er wunderte sich über seine eigene Redeweise. Seine Ausdrucksform hatte sich geändert, und während des Sprechens fielen ihm Dinge ein, die er längst aus seiner Erinnerung gestrichen hatte.
    „Warum antwortest du nicht?" herrschte er Kardmisch an.
    „Ja", sagte der Gefangene.
    Seine Stimme war eine Serie seltsamer Schwingungen. Die Laute, das hatte Kerlak inzwischen festgestellt, wurden mit zahlreichen Membranhäutchen erzeugt, die sich über ein Knochengitter auf der Brust des Wesens spannten. Jedes dieser Häutchen schwang in einer anderen Tonlage. Die meisten dieser Häutchen wiesen verschieden große Löcher auf, aus denen beim Sprechen Luft entwich oder eingesogen wurde.
    „Du verstehst mich nicht, was?" fragte Kerlak betrübt. „Ich wünschte, ich könnte dir alles erklären."
    Kerlak ließ sich an den Kontrollen nieder.
    „Die Fremden sind Terraner", sagte er wie zu sich selbst. „Ich erinnere mich, daß es zwischen uns und ihnen besondere Beziehungen gibt. Deshalb hält sich wahrscheinlich auch ein Haluter bei ihnen auf. Doch darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Ein Haluter darf nicht zulassen, daß ihm jemand während der Drangwäsche hilft, sonst war alles umsonst."
    Kardmisch schwieg.
    „Es wird mein letzter Kampf sein", sagte Kerlak. „Vielleicht finde ich dabei zu mir selbst zurück."
    Er gestand sich ein, daß er sich vor der Wahrheit fürchtete.
    Deshalb würde er bei dem bevorstehenden Kampf den Tod suchen.
    „Ich hätte dich gern noch zu deiner Welt zurückgebracht", sagte er zu Kardmisch. „Aber das wird sicher nicht möglich sein."
    Er stand auf und untersuchte seinen Schutzanzug.
     
    *
     
    Kitai Ishibashis Bewußtsein fuhr die große Kaltiperschleife, die wahrscheinlich schönste Weichenstellung im Innern von WABE 1000. Die Schleife wurde nur an drei Stellen von Querverbindungen unterbrochen, was bedeutete, daß das Bewußtsein frei von störenden Einflüssen minutenlang wie schwerelos durch PEW-Adern strömen konnte.
    Zum erstenmal fühlte Ishibashi sich frei von Gefahren und äußeren Störungen. Er wußte, daß er durch seine zukünftige Heimat wanderte, und das machte ihn ruhig und glücklich. Die Zeit der Ungewißheit und der Kämpfe war vorüber.
    Betty Toufrys Bewußtsein kam ihm entgegen, es fuhr die große Schleife in entgegengesetzter Richtung.
    Sie verharrten auf gleicher Höhe, beide ein wenig verlegen, denn sie wußten voneinander, was sie in diesem Augenblick fühlten und dachten. Aber das Bewußtsein des gemeinsamen Glücks ließ die Unsicherheit schnell vergehen.
    „Manchmal glaube ich, daß wir in Zukunft auf Körper verzichten können", dachte das Suggestorbewußtsein.
    Betty Toufry bezweifelte das.
    „Ab und zu wird uns immer wieder das Verlangen überkommen, einen Körper zu übernehmen und WABE 1000 zu verlassen."
    „Ich habe niemals richtig an unsere endgültige Rettung glauben können", gestand Kitai Ishibashi. „Lange Zeit befürchtete ich, daß wir absterben oder in den Hyperraum zurückfallen würden."
    Aus einer Seitenader kam Tako Kakutas Bewußtsein in die große Kaltiperschleife geglitten. Er spürte die beiden anderen und gesellte sich zu ihnen.
    „Es ist wie ein Rausch", dachte er. „Nach so vielen Jahren habe ich endlich wieder einmal das Gefühl, völlig frei zu sein."
    „WABE 1000 bietet uns viel Platz", sendete Betty Toufry. „Jeder von uns wird Jahre brauchen, bis er alle Variationsmöglichkeiten des Weichenfahrens erschöpft hat. Ich hätte nicht

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