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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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inne, als er die beiden Männer sah.
    »Und der Constable natürlich«, murmelte Lynley und ging über die Straße, um Shepherd aufzuhalten, ehe er abfuhr.
    St. James blieb zunächst, wo er war, am Ende der Einfahrt, einige Meter entfernt. Er sah, wie Lynley am Rand des Lichtkegels, der aus dem Inneren des Rover fiel, einen Moment stehenblieb. Er sah, wie Lynley seine Hände aus den Taschen zog, und bemerkte etwas erschrocken und verwirrt, daß seine rechte Hand zur Faust geballt war. St. James kannte seinen Freund gut genug, um zu wissen, daß es jetzt geraten war, sich zu ihm zu gesellen.
    Lynley sagte gerade in einem jovialen, aber eiskalten Ton: »Sie hatten anscheinend einen Unfall, Constable?«
    »Nein«, antwortete Shepherd.
    »Und was ist mit Ihrem Gesicht?«
    St. James erreichte den Rand des Lichtfelds. Das Gesicht des Constable zeigte Schrammen an der Stirn und den Wangen.
    »Das hier, meinen Sie?« sagte Shepherd und berührte eine der verletzten Stellen mit den Fingern. »Ich hab ein bißchen mit dem Hund herumgetobt. Oben auf dem Cotes Fell. Sie waren ja selbst heute dort.«
    »Ich? Auf dem Cotes Fell?«
    »Beim Herrenhaus. Das sieht man vom Fell aus. Jeder, der da oben ist, kann alles sehen. Das Herrenhaus, das Verwalterhäuschen, den Garten, überhaupt alles. Wußten Sie das, Inspector? Jeder, der es nur möchte, kann alles sehen, was unten vorgeht.«
    »Ich hab meine Gespräche gern weniger indirekt, Constable. Wollen Sie mir irgend etwas mitteilen, abgesehen davon natürlich, was mit Ihrem Gesicht passiert ist?«
    »Man kann alles genau beobachten, das Kommen und Gehen, ob das Verwalterhaus abgeschlossen ist, wer im Herrenhaus an der Arbeit ist.«
    »Und zweifellos auch, ob das Haus leer ist und wo der Schlüssel zum Rübenkeller aufbewahrt wird«, fügte Lynley hinzu. »Denn darauf wollen Sie doch hinaus. Wollen Sie jemanden anzeigen?«
    Shepherd hatte eine Taschenlampe bei sich. Er warf sie auf den vorderen Sitz des Rover. »Warum fragen Sie nicht mal, was oben auf dem Gipfel vom Fell vorgeht? Warum erkundigen Sie sich nicht mal, wer da regelmäßig raufgeht?«
    »Sie selbst offensichtlich, Ihrem eigenen Geständnis zufolge. Ein ziemlich belastendes Geständnis, meinen Sie nicht?«
    Der Constable prustete geringschätzig und machte Anstalten, in den Wagen zu steigen. Lynley hielt ihn zurück, indem er sagte: »Sie scheinen die Unfalltheorie, die Sie gestern noch vertreten haben, fallengelassen zu haben. Darf ich wissen, warum? Hat vielleicht irgend etwas Sie zu der Schlußfolgerung veranlaßt, daß Ihre ursprünglichen Ermittlungen nicht vollständig waren?«
    »Das haben Sie gesagt, nicht ich. Sie sind einzig auf Ihren eigenen Wunsch hier. Niemand hat Sie hergebeten. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie daran denken würden.«
    Er legte seine Hand auf das Lenkrad, als wollte er nun endlich in den Wagen steigen.
    »Haben Sie sich mal mit seiner Reise nach London befaßt?« fragte Lynley.
    Shepherd zögerte. Sein Gesicht war mißtrauisch. »Wessen Reise nach London?«
    »Mr. Sage ist wenige Tage vor seinem Tod nach London gefahren. Wußten Sie das?«
    »Nein.«
    »Polly Yarkin hat es Ihnen nicht gesagt? Haben Sie Polly verhört? Sie war schließlich seine Haushälterin. Sie weiß sicherlich mehr über den Pfarrer als jeder andere hier. Sie hätte Ihnen.«
    »Ich habe mit Polly gesprochen. Aber ich habe sie nicht verhört. Nicht offiziell.«
    »Inoffiziell dann? Und vielleicht erst vor kurzem? Heute?«
    Die Fragen standen zwischen ihnen. In der Stille nahm Shepherd seine Brille ab. Der feuchte Nebel hatte sie leicht beschlagen. Er wischte sie vorn an seinem Jackett ab.
    »Die Brille haben Sie sich auch zerbrochen«, stellte Lynley fest. Ein kleines Stück Pflaster hielt sie, wie St. James sah, über dem Nasenrücken zusammen. »Da haben Sie aber ganz schön getobt mit Ihrem Hund. Oben auf Cotes Fell.«
    Shepherd setzte die Brille wieder auf. Er griff in seine Tasche und zog einen Schlüsselbund heraus. Er sah Lynley direkt ins Gesicht. »Maggie Spence ist ausgerissen«, sagte er. »Wenn Sie also weiter nichts mehr zu bemerken haben, Inspector, würde ich jetzt gern fahren. Mrs. Spence erwartet mich. Sie ist etwas erregt. Offenbar haben Sie ihr nicht gesagt, daß Sie in die Schule gehen würden, um mit Maggie zu sprechen. Die Schulleiterin glaubte, Maggies Mutter wäre unterrichtet. Und Sie haben mit dem Mädchen allein gesprochen. Sind das die neuen Methoden des Yard?«
    Touche, dachte St. James. Der

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