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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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im richtigen Augenblick. Er drehte nach Süden ab und hatte das Ziel zehn Minuten später erreicht.
»Tallyho!« meldete er der Hawkeye. »Ziel in Sicht.« Wieder eine Zweimotorige, also wieder ein Kokainschmuggler. Sah aus wie eine Beechcraft King Air, die unbeleuchtet weit unter ihrer Dienstflughöhe dahinzog.
Na denn, dachte Bronco, flog langsamer, schaltete seine Lichter ein und setzte den ersten Funkspruch ab.
Natürlich ein Koksbomber. Er machte das übliche schwachsinnige Manöver, fuhr die Klappen aus, nahm die Leistung zurück und tauchte weg. Okay, versuchen wir mal was Spannenderes. Er ließ die Maschine wegtauchen, blieb auf seiner Höhe und Leistung, um weit über sie hinwegzuschießen. Dann schaltete er die Lichter aus und zog den Eagle in eine scharfe Linkskurve. Nun war sein Feuerleitradar auf das Ziel gerichtet, und das erlaubte ihm, die King Air mit dem Infrarot-Scanner auszumachen, der wie seine Bordkanonen mit einer Videokamera gekoppelt war. Glaubst wohl, du hättest mich abgeschüttelt… Jetzt kam der Spaß. Es war eine stockfinstere Nacht. Dichte Bewölkung in zehn- bis Zwölftausend Fuß, kein Mond, keine Sterne. Bronco war mit seinem blaugrauen Eagle unsichtbar. Die Besatzung der King Air würde überall nach ihm Ausschau halten aber eben nicht direkt voraus.
Sie flogen in fünfzig Fuß Höhe, und Captain Winters konnte auf seinem Display sehen, daß der Luftschraubenstrahl Gischt von den Wellenkämmen riß. Er hielt auf hundert Fuß und mit fünfhundert Knoten direkt auf die King Air zu und schaltete eine Meile vorm Ziel die Landescheinwerfer wieder ein.
Es kam genau wie erwartet. Der Pilot der Beechcraft sah die grellen Lichter direkt auf sich zukommen und reagierte instinktiv wie jeder andere Flugzeugführer in dieser Situation. Er legte seine Maschine in eine scharfe Rechtskurve in fünfzig Fuß Höhe - und stürzte ins Meer. Vermutlich hat er seinen Fehler gar nicht mehr erkannt, dachte Bronco und lachte dann laut auf, als er den Knüppel anzog und den Eagle schräg legte, um einen letzten Blick auf die Szene zu werfen. Dann drehte er ab in Richtung Stützpunkt.

13
Das blutige Wochenende
    Eigentlich unfair, ihn warten zu lassen, dachte Moira am Mittwoch auf der Heimfahrt von der Arbeit. Was, wenn er nicht kommen konnte? Was, wenn er eine Vorwarnung brauchte? Was, wenn er am Wochenende etwas Wichtiges vorhatte?
Sie mußte ihn einfach anrufen. Mrs. Wolfe langte in ihre Handtasche auf dem Beifahrersitz und tastete nach dem Fetzen Hotelbriefpapier, auf dem die Nummern standen. Sie mußte ihn unbedingt anrufen.
Der Verkehr war wieder einmal chaotisch. Auf der Brücke der i4th Street hatte jemand einen Platten; ihre Hände am Lenkrad waren schweißnaß. Und wenn er nun nicht kommen konnte? Und die Kinder? Sie waren zwar alt genug, um sich selbst versorgen zu können; das war kein Problem. Aber wie sollte sie ihnen beibringen, daß ihre Mutter übers Wochenende wegfuhr, um zu - wie sagten sie doch noch? zu bumsen. Ihre Mutter! Wie würden sie reagieren? Ihr war noch nicht aufgegangen, daß ihr gräßliches Geheimnis überhaupt keines war, weder für ihre Kinder noch für ihre Kollegen und ihren Chef, und sie wäre wie vor den Kopf geschlagen gewesen, wenn sie erfahren hätte, daß alle ihr sogar die Daumen drückten. Moira Wolfe hatte die sexuelle Revolution um nur ein oder zwei Jahre verpaßt und ihre ängstlich gehütete Jungfernschaft mit ins Ehebett gebracht in der Überzeugung, daß das bei ihrem Mann ebenso war. Es mußte wohl tatsächlich so gewesen sein, sagte sie sich damals und auch später, denn beim ersten Mal hatte es überhaupt nicht geklappt. Drei Tage später aber hatten sie die Sache in ihren Grundzügen begriffen jugendliche Energie und Liebe überwinden fast alle Hemmnisse - und waren im Lauf der nächsten zweiundzwanzig Jahre zusammengewachsen.
Die Lücke, die der Verlust ihres Mannes gerissen hatte, war eine offene Wunde, die nicht heilen wollte. An ihrem Bett stand ein Bild von ihm, das ihn ein Jahr vor seinem Tod bei der Arbeit an seinem Segelboot zeigte. Ganz jung war er nicht mehr gewesen, hatte einen Bauchansatz und eine Glatze, aber sein Lächeln war unverändert. Wie hatte sich Juan ausgedrückt? Wer mit Liebe schaut, erhält Liebe zurück. Schön gesagt, dachte Moira.
Mein Gott, was würde Rich sagen? Diese Frage stellte sie sich mehr als einmal: immer dann, wenn sie sich vorm Einschlafen sein Bild ansah. Immer wenn sie ihre Kinder anschaute und hoffte, daß sie

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