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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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den Feind in seinen eigenen Worten reden. Auf diesem Gebiet glänzte Amerika schon seit Generationen. Ganze Geschwader von Satelliten wurden in Umlaufbahnen gebracht, um fremde Länder zu belauschen, Fetzen vom Funk- und Mikrowellenverkehr zu erfassen. Die oft verschlüsselten Signale wurden in der Zentrale der NSA in Fort Meade zwischen Washington und Baltimore verarbeitet, einer Behörde, in deren Keller die meisten Supercomputer der Welt stehen.
Hier mußten nun konstant die vom Kartell in Medellin benutzten sechshundert Telefonfrequenzen überwacht werden. Was jeder Polizei der Welt unmöglich war, stellte für die NSA, die ständig buchstäblich Zehntausende von Kanälen abhörte, nur ein leichtes Training dar. Die NSA ist weitaus größer als die CIA, viel strenger auf Geheimhaltung bedacht und auch besser mit Mitteln ausgestattet. Eine ihrer Anlagen befand sich auf dem Gelände von Fort Huachuca in Arizona. Dort stand sogar ein Supercomputer, ein ganz neuer Cray, der über ein Glasfaserkabel mit einem der vielen FernmeldeLkw verbunden war.
Das nächste Problem war, dem Computer seine Aufgabe zu stellen. Selbstverständlich waren die Namen und Stimmen vieler Figuren des Kartells der US-Regierung bekannt. Man hatte ihre Stimmen aufgezeichnet, und an diesem Punkt setzten die Programmierer an und gaben einen Algorithmus ein, der diese Stimmen identifizierte, ganz gleich, welche Frequenz auch benutzt wurde. Als nächstes identifizierte man dann elektronisch das Stimmprofil der Angerufenen. Bald schaltete sich der Computer zu und begann, eine Aufzeichnung zu machen, wenn eine von den über dreißig bereits erfaßten Stimmen erklang, und diese Zahl wurde täglich größer. Hin und wieder erschwerte schwache Senderleistung die Identifikation, so daß einige Gespräche verlorengingen, doch der Cheftechniker schätzte, daß sie über sechzig Prozent der Gespräche auffingen, ein Wert, der mit wachsender Datenbasis auf fünfundachtzig Prozent ansteigen sollte.
Stimmen, denen noch kein Name zugeordnet werden konnte, erhielten Nummern. Stimme 23 hatte gerade Stimme 17 angerufen. Dreiundzwanzig war ein Mann der Sicherheitskräfte, der identifiziert worden war, weil er 17 angerufen hatte, der als Leibwächter von Subjekt ECHO bekannt war, wie Escobedo bei dem Comint-Team hieß. »Er kommt rüber, um ihn zu sprechen«, das war alles, was das aufgezeichnete Signal verriet. Wer mit »er« genau gemeint war, wurde nicht klar, aber die Spezialisten vom Nachrichtendienst hatten viel Geduld. Innerhalb eines Monats würde das ComintTeam mit den nichtsahnenden überwachten Personen so vertraut sein, daß taktisch nutzbare Informationen abfielen.
    »Was gibt’s?« fragte Escobedo, als Cortez eintrat.
»Der Direktor des FBI fliegt morgen zu einem Geheimbesuch nach Bogotá. Er wird Washington um die Mittagszeit verlassen. Ich nehme an, daß er eine Regierungsmaschine benutzen wird. Ein Geschwader solcher Flugzeuge steht auf dem Luftstützpunkt Andrews. Mit dem Start ist morgen zwischen vier am Nachmittag und acht am Abend zu rechnen. Ich erwarte einen zweistrahligen Busineß-Jet. Er will sich mit dem Justizminister treffen und zweifellos etwas von großer Wichtigkeit besprechen. Ich fliege sofort nach Washington, um nach Möglichkeit mehr herauszufinden.« »Ihre Quelle ist gut«, bemerkte Escobedo, der zur Abwechslung einmal beeindruckt war. Cortez lächelte. »Si, Jefe. Selbst wenn Sie nicht erfahren sollten, was hier zwischen den Amerikanern und Kolumbianern besprochen wird, will ich versuchen, das übers Wochenende herauszufinden. Ich kann nichts versprechen, will aber mein Bestes tun.«
»Eine Frau«, kommentierte Escobedo. »Bestimmt jung und schön.«
»Wie Sie meinen. So, ich muß jetzt fort.«
»Angenehmes Wochenende, Oberst. Ich werde meins auch genießen.« Cortez war erst eine Stunde fort, als das Fernschreiben einging, in dem mitgeteilt wurde, daß die vergangene Nacht gestartete Kuriermaschine nicht an ihrem Ziel im Südwesten von Georgia eingetroffen war. El Jefe wurde wütend und erwog schon, Cortez über Funktelefon anzurufen, aber dann fiel ihm ein, daß sein Mann sich weigerte, wichtige Dinge über eine, wie er sich ausdrückte, »ungesicherte« Leitung zu besprechen. Escobedo schüttelte den Kopf. Dieser Oberst vom DGI benahm sich wie ein altes Weib! El Jefe begann zu wählen.
    »Na also!« rief ein Mann, der zweitausend Meilen entfernt in einem Lkw saß.
VOX IDENT, verkündete sein Computerbildschirm: SUBJEKT BRAVO

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