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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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rochen. Immerhin, meinte er, seien Drogen der gemeinsame Feind aller zivilisierten Menschen und ganz besonders aller Polizisten. Diesen Vorschlag ratifizierte Direktor Jacobs mit Zustimmung des Justizministers sofort. Selbst die Holländer, die sonst den freien Verkauf weicher Drogen duldeten, machten mit. Insgesamt war das Unternehmen ein klares Beispiel für Kapitalismus in Aktion. Es war schmutziges Geld im Umlauf, das nicht auf rechtmäßige Weise verdient worden war, und das sah keine Regierung gern. Die Geldinstitute allerdings nahmen das Bankgeheimnis sehr ernst.
Am Freitag bei Geschäftsschluß war alles erledigt. Die Computer der Banken arbeiteten weiter. Das FBI hatte nun zwei Tage Zeit, die Geldspuren weiter zu untersuchen. Bis Sonntag waren weitere sechs »schmutzige« Konten identifiziert und hundertfünfunddreißig Millionen zusätzliche Dollar per Computer gesperrt worden. Sollten mit den bereits gesperrten Konten im Zusammenhang stehende weitere Gelder entdeckt werden, würde man diese einfrieren oder im Fall der europäischen Banken beschlagnahmen. Der erste solche Treffer wurde in Luxemburg erzielt. Die Banken der Schweiz sind zwar weltweit für ihre Geheimhaltungspolitik bekannt, aber der einzige wirkliche Unterschied zwischen ihren Geschäftsmethoden und denen anderer europäischer Banken liegt in der Tatsache, daß zum Beispiel Belgien nicht in den Alpen liegt und daß die Schweiz nicht so oft wie ihre europäischen Nachbarländer von fremden Armeen überrannt worden ist. Ansonsten waren alle Banken gleich integer, und die Nichtschweizer ärgerten sich, weil die Alpen ihren eidgenössischen Kollegen einen so unfairen Geschäftsvorteil verschafften. In diesem Falle aber war internationale Kooperation die Regel.
    In Washington verließen Direktor Jacobs, Vizedirektor Murray und die Spezialisten vom Direktorat »Organisiertes Verbrechen« und vom Justizministerium ihre Büros, um sich zu einem wohlverdienten Abendessen im Jockey Club zu treffen. Unter der Hut der Leibwächter des Direktors leisteten sich die zehn Männer auf Regierungskosten ein erstklassiges Mahl. Operation TARPON war der bislang größte Erfolg im Krieg gegen die Drogen. Man kam überein, ihn am Ende der Woche an die Öffentlichkeit zu geben.
»Gentlemen«, sagte Dan Murray, stand auf und hob sein Glas. »Ein Toast auf die Küstenwache!« Alle erhoben sich unter lautem Gelächter. »Semper paratus allzeit bereit!«
Um zehn trennte man sich. Die Leibwächter des Direktors tauschten Blicke. Emil vertrug keinen Alkohol und würde sich morgen früh benehmen wie ein übellauniger, verkaterter kleiner Bär. »Am Freitagnachmittag fliegen wir nach Bogotá«, sagte er ihnen in seinem Dienstwagen. »Richten Sie sich darauf ein, aber informieren Sie die Air Force erst am Mittwoch. Ich möchte nicht, daß etwas durchsickert.«
»Jawohl, Sir«, sagte der Chef der Leibwächter, der sich nicht gerade auf die Reise freute. Offiziell sollte es heißen, daß Jacobs übers Wochenende in Washington blieb, um an dem Fall zu arbeiten. Es würde also niemand damit rechnen, daß er in Kolumbien auftauchte. Dennoch wurden scharfe Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Die Leibwächter hatten zusätzliche Zeit am Schießstand des Hoover Building zu verbringen, um mit automatischen Pistolen und MPs zu trainieren. Emil durfte nichts zustoßen.
    Am Dienstag vormittag wußte Moira Bescheid. Inzwischen war sie natürlich auch eingehend über TARPON informiert. Sie wußte, daß die Reise geheim bleiben mußte und wohl auch gefährlich war. Deshalb nahm sie sich vor, Juan erst am Donnerstagabend Bescheid zu sagen. Schließlich mußte sie vorsichtig sein. Den Rest der Woche stellte sie Spekulationen über die Unterkunft an, die Juan in den Blue Ridge Mountains gefunden hatte.
    Es kam nun nicht mehr darauf an, ob sie Khaki oder getarnte Kampfanzüge trugen. Schweißflecke und Schmutz hatten dafür gesorgt, daß ihre Kleidung sich von der Erde, auf der sie Deckung suchten, nicht mehr unterschied. Einmal hatten sie sich in dem Bach, aus dem sie ihr Wasser holten, gewaschen, aber ohne Seife, um zu vermeiden, daß Lauge oder der Geruch stromab jemanden warnte. Dabei waren sie zwar nicht sauber geworden, hatten sich aber abgekühlt für zehn Minuten. Dann schwitzten sie wieder. Das Klima war scheußlich; die Temperatur stieg an einem klaren Nachmittag auf über vierzig Grad. Zum Glück brauchten sie sich nicht viel zu bewegen. Die beiden Typen, die den Landestreifen

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