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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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bewachten, verbrachten die meiste Zeit mit Schlafen oder Rauchen vermutlich Gras, dachte Chavez - und allgemeinem Herumgammeln. Einmal allerdings hatten sie ihn aufgeschreckt, als sie auf Blechdosen zu ballern begannen. Das hätte gefährlich werden können, aber der Beobachtungsposten lag nicht in der Schußrichtung, und Chavez hatte die Gelegenheit zur Einschätzung der Schießkünste der Gegenseite genutzt. Miserabel, hatte er sofort zu Vega gesagt. Nun waren sie schon wieder zugange. Hundert Meter vom Schuppen entfernt stellten sie drei große Konservendosen auf und knallten los, aus der Hüfte schießend wie Filmschauspieler. Chavez schaute durchs Fernglas. »Was sind das für Nullen!« bemerkte er.
»Laß mich mal.« Vega schaute durchs Glas, als es einem gelang, beim dritten Versuch eine Büchse zu treffen. »Das Ding könnte ich ja von hier aus abschießen…«
»Punkt, hier ist sechs. Was ist los?« krächzte das Funkgerät einen Augenblick darauf. Vega antwortete.
»Sechs, hier Punkt. Unsere Freunde veranstalten wieder Zielübungen auf Blechdosen. Wir sind nicht gefährdet. Schießen können die Kerle überhaupt nicht, Captain.«
»Ich komme rüber.«
»Roger.« Ding legte das Gerät hin. »Der Captain kommt. Der Krach hat ihn wohl nervös gemacht.« Drei Minuten später erschien Ramirez. Chavez wollte ihm sein Fernglas reichen, aber der Captain hatte diesmal sein eigenes mitgebracht. Er warf sich auf den Bauch und setzte das Glas gerade rechtzeitig an, um den Abschuß einer weiteren Büchse mitzubekommen.
»Für zwei Dosen haben die zwei volle Magazine verballert«, erklärte Chavez. »Munition muß hier spottbillig sein.«
Die beiden Wachposten rauchten immer noch. Der Captain und der Sergeant sahen zu, wie sie beim Schießen lachten und herumalberten. Denen ist es wahrscheinlich ebenso langweilig wie uns, dachte Ramirez.
    Nach dem Start des Flugzeuges war hier auf RENO überhaupt nichts mehr passiert. Einer der beiden schob ein frisches Magazin in seine AK47 und gab einen Feuerstoß ab. Erdfontänen wanderten auf die letzte Konservendose zu, erreichten sie aber nicht.
»Daß es so einfach wird, hatte ich mir nicht vorgestellt«, bemerkte Vega. »Was sind das für Idioten!« »Wenn Sie so denken, Oso, werden Sie selber so«, sagte Ramirez ernst. »Klar, Captain, aber ich sehe halt, was ich sehe.« Ramirez milderte den Rüffel mit einem Lächeln ab. »Da haben Sie recht.« Endlich flog die dritte Büchse durch die Gegend. Die beiden brauchten im Durchschnitt für einen Treffer dreißig Schuß. Nun stießen die Wachposten mit ihren Waffen die Büchsen auf der Landepiste herum.
»Die haben noch nicht mal ihre Waffen gereinigt«, sagte Vega nach einem Augenblick. Für die Männer des Teams war das Waffenreinigen so selbstverständlich wie das Amen in der Kirche. »Die AK-47 hält allerhand aus. Das ist ihre Stärke«, meinte Ramirez. »Stimmt, Sir.« Endlich wurde es den Wachposten langweilig. Einer sammelte die Dosen ein. In diesem Augenblick tauchte ohne Warnung ein Laster auf. Zwei Männer saßen vorne, einer auf der Ladefläche. Der Fahrer stieg aus, ging zu den Wachposten, wies auf den Boden und brüllte.
»Was will er denn?« fragte Vega. Captain Ramirez lachte leise. »Er ist sauer wegen der herumliegenden Patronenhülsen.«
»Wieso denn das?« erkundigte sich Vega. »Wenn eine Flugzeugturbine eine Patronenhülse ansaugt, gibt es Schaufelsalat. Na bitte jetzt müssen sie ihre Hülsen auflesen.«
Chavez richtete sein Fernglas wieder auf den Laster. »Ich sehe Kisten, Sir. Vielleicht gibt es heute nacht wieder einen Start. Es fehlen aber Treibstoffkanister. Vor dem letzten Start wurde die Maschine allerdings auch nicht aufgetankt, oder?«
»Vielleicht steht im Schuppen ein Tank…?« spekulierte Vega. Captain Ramirez grunzte. Am liebsten hätte er zwei Männer losgeschickt und die Gegend näher inspizieren lassen, aber das ließen seine Befehle nicht zu. Ihre Streifen sollten nur in der Umgebung des Flugfeldes nach weiteren Wachposten suchen. Dabei gingen sie nie näher als vierhundert Meter an die Freifläche heran und ließen die beiden Wachen nicht aus den Augen. Aufklären war ihnen also nicht gestattet, obwohl ihnen das wichtige Hinweise auf bislang unbekannte Aktivitäten des Gegners gebracht hätte. Ein blödsinniger Befehl, dachte er, der uns ebenso viele Risiken einträgt, wie er zu vermeiden versucht. Doch Befehl war Befehl. Wer ihn formuliert hatte, konnte nicht viel vom Soldatenhandwerk

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