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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sagen, daß alles in Ordnung war. Sie hatten sich prächtig gehalten; mehr konnte kein Kommandeur verlangen. Aber… Was zum Teufel tun wir eigentlich hier? Er konnte nicht wissen, daß er nicht der erste junge Captain war, der sich diese Frage viel zu spät gestellt hatte. Beim amerikanischen Militär war es schon fast Tradition, daß sich intelligente junge Offiziere Gedanken über scheinbar sinnlose Aufträge machten aber fast immer erst dann, wenn es längst zu spät war.
Ihm blieb natürlich keine andere Wahl. Aufgrund seiner Ausbildung und Erfahrung war er zu der Annahme gezwungen, daß der Auftrag sinnvoll war. Obwohl ihm die Vernunft sagte, daß das Gegenteil der Fall war Ramirez war alles andere als dumm zwang er sich Selbstvertrauen auf. Seine Männer verließen sich auf ihn. Und so mußte er sich auch auf seine Vorgesetzten verlassen. Anders konnte eine Armee nicht funktionieren.
Zweihundert Meter voraus spürte Chavez das klebrige Blut am Rücken und war mit einem anderen Problem beschäftigt. Er hatte einen unbewaffneten Bauern getötet, einen armen Teufel, der nur einen Job auf der falschen Seite angenommen hatte, um seine Familie zu ernähren. Doch was hätte Chavez sonst tun sollen? Ihn entkommen lassen?
Für den Sergeant war das Ganze einfacher. Er hatte einen Offizier, der ihm sagte, was zu tun war. Das war ihm ein kleiner Trost, als er sich mit dem Toten auf dem Rücken bergan kämpfte, doch das blutige Hemd haftete so hartnäckig an seinem Rücken wie die Fragen in seinem Gewissen.
    In Lieutenant Tim Jacksons Dienstzimmer ging das Telefon. Er meldete sich beim zweiten Läuten. »Lieutenant, hier Colonel O’Mara, Kommandostelle Spezialoperationen. Ich höre, daß Sie sich nach einem Sergeant Chavez erkundigt haben. Stimmt das?« Jackson hob den Kopf und sah Sergeant Mitchell hereinkommen.
»Jawohl, Sir. Er wurde versetzt, tauchte aber nicht an der vorgesehenen Stelle auf. Und da er zu meinen Männern gehört…«
«Irrtum, Lieutenant! Er gehört jetzt zu meinen und tut etwas, von dem Sie nichts zu wissen brauchen. Und Sie hören jetzt sofort mit Ihrer Herumtelefoniererei auf. Chavez geht Sie nichts mehr an. IST DAS KLAR?«
»Verzeihung, aber ich wollte nur…«
»Hören Sie schlecht?« Die Stimme war nun ruhiger und klang erst recht bedrohlich. »Sergeant Chavez ist nun bei uns. Ich verbitte mir weitere Nachforschungen. Ist das nun endlich klar?« »Jawohl, Sir.« Es wurde aufgelegt.
»Scheiße!« Sergeant Mitchell hatte einen Teil des Gesprächs mitbekommen. »Ging es um Chavez?« »Ja. Ein Colonel von Spezialoperationen Fort McDill wahrscheinlich hat mich angeschissen und mir befohlen, die Finger von der Sache zu lassen.
»Quatsch«, meinte Mitchell, nahm auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch des Lieutenants Platz und fragte erst dann: »Darf ich mich setzen, Sir?«
»Was geht Ihrer Meinung nach hier vor?«
»Keine Ahnung, Sir. Aber ich kenne jemanden in McDill, den will ich morgen mal anrufen. Die ganze Sache ist sehr ungewöhnlich. Es geht doch nicht an, daß einer meiner Männer einfach verlorengeht. Und dieser Oberst hatte auch nicht das Recht, Sie so anzupfeifen. Sie tun doch nur Ihren Job und kümmern sich um Ihre Leute; das kann Ihnen niemand vorwerfen. Nur für den Fall, daß Sie das nicht wissen, Sir«, fügte Mitchell erklärend hinzu, »in einer solchen Situation staucht man keinen armen Lieutenant zusammen, sondern ruft mal ganz kurz den Bataillonschef an und läßt die Sache ganz unauffällig von ihm regeln. Lieutenants werden schon von ihren eigenen Colonels genug geschurigelt; da brauchen nicht noch fremde auf ihnen herumzuhacken. Dazu gibt es schließlich den Dienstweg… da weiß man wenigstens, wer einen zur Sau macht.« »Danke, Sergeant«, sagte Jackson und lächelte. »Das hat mir gutgetan.«
»Ich habe Ozkanian angewiesen, sich mehr um seine Funktion als Zugführer zu kümmern und nicht dauernd den Helden zu spielen. Diesmal wird er sich das hinter die Ohren schreiben. Im Grunde ist der Junge in Ordnung. Es fehlt ihm noch die Erfahrung.« Mitchell stand auf. »Wir sehen uns dann morgen beim Frühsport, Sir.«
»Gute Nacht, Sergeant.« Tim Jackson kam zu dem Schluß, daß Schlafen sinnvoller war als Lesen, und begab sich zu seinem Wagen. Auf der Fahrt zu seinem Quartier sann er weiter über den Anruf des Colonel O’Mara nach. Lieutenants hatten normalerweise mit Colonels nur wenig zu tun er selbst war, wie es von ihm erwartet wurde, am Neujahrstag bei seinem Brigadekommandeur

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