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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ging Robby etwas auf. Eine Abwurfübung. Ein sehr verschwiegener technischer Berater. Eine A-6E, die auf Kurs eins-eins-fünf in Richtung Ecuador flog und auf Kurs zwei-null-fünf zur Ranger zurückkehrte. Die andere Seite des Dreiecks mußte… konnte… Kolumbien berührt haben. Die Nachrichten sprachen von einer Autobombe. Eine Bombe mit einer brennbaren Hülle, die keine Spuren hinterließ. Eine Smart-Bombe, korrigierte sich Jackson. Sieh mal einer an…
    Er fand die Sache in mancherlei Hinsicht amüsant. Die Ausschaltung eines Drogenhändlers belastete sein Gewissen nicht sonderlich. Verdammt, fragte er sich, warum knallt man diese Kuriermaschinen nicht einfach ab? Das ganze Gerede der Politiker von einer Bedrohung der nationalen Sicherheit und einem chemischen Krieg gegen die Vereinigten Staaten verflucht, warum veranstaltete man keine richtige Schießübung? Dabei sparte man sogar noch das Geld für unbemannte Zielflugzeuge. Kein Mann beim Militär hätte sich gegen die Ausschaltung von ein paar Narcos gesperrt. Der Feind ist, wo man ihn findet das heißt dort, wo er nach Auffassung des nationalen Oberkommandos steht. Und es war Commander Robert Jefferson Jacksons Beruf, sich mit den Feinden seines Landes auseinanderzusetzen. Sie mit einer Smart-Bombe auszulöschen und den Eindruck zu erwecken, es sei etwas anderes gewesen nun, das war schon die reinste Kunst.
Noch interessanter war die Tatsache, daß Robby zu wissen glaubte, was geschehen war. Das ist der Haken bei Geheimnissen: Sie sind so gut wie unmöglich zu wahren. So oder so, sie kamen immer heraus. Selbstverständlich würde er niemand etwas verraten. Und das war natürlich auch schade. Aber warum die Sache überhaupt geheimhalten? Das Attentat auf den FBI-Direktor war einer Kriegserklärung gleichgekommen. Warum gehen wir nicht an die Öffentlichkeit und sagen: So, jetzt gehen wir auf euch los! Dazu in einem Wahljahr. Wann war ein US-Präsident je vom Volk enttäuscht worden, wenn er es für notwendig erklärte, gewisse Leute anzugreifen?
Doch Jacksons Aufgabe war nicht politischer Natur. Nun war es Zeit, dem Skipper einen Besuch abzustatten. Zwei Minuten später stand er vor der Kajüte des kommandierenden Offiziers. Der Posten öffnete ihm, und Robby fand den Kapitän bei der Lektüre von Meldungen vor.
»Ihre Uniform ist nicht korrekt!« sagte der Mann streng. »Wie bitte… Verzeihung, Captain?« Robby blieb verdutzt stehen. »Hier.« Der Kapitän der Ranger stand auf und reichte ihm einen Bogen. »Sie sind befördert worden, Robby Korrektur: Captain Jackson. Gratuliere.«
»Vielen Dank, Sir.«
»Sie können ruhig Ritchie zu mir sagen.«
»Okay. Ritchie.«
»Auf der Brücke und in der Öffentlichkeit bin ich aber nach wie vor ‹Sir›«, warnte der Kapitän. Frisch beförderte Offiziere wurden immer aufgezogen. Außerdem mußten sie Einstand zahlen. Die Teams von verschiedenen Fernsehanstalten trafen früh am Morgen ein und kamen mit ihren Fahrzeugen nur mühsam die Straße zu Untiveros’ Haus hoch. Die Polizei war bereits anwesend, aber es kam keinem der TV-Reporter in den Sinn, sich zu fragen, ob diese Beamte womöglich vom Kartell gekauft waren. Die richtige Suche nach Überlebenden war unter Cortez’ Leitung schon längst abgeschlossen worden. Man hatte zwei Verletzte und alle Wächter, die noch lebten, samt ihren Waffen abtransportiert. Leibwächter waren an sich in Kolumbien nichts Ungewöhnliches, wohl aber vollautomatische Waffen und schwere Maschinengewehre. Auch Cortez war schon fort, als das Fernsehen eintraf und zu filmen begann.
Die spektakulärsten Bilder fingen die Videokameras bei den Überresten des Konferenzzimmers, einem neunzig Zentimeter hohen Trümmerfeld, ein. Von Carlos Wagner (daß er mit für die Kokainproduktion verantwortlich gewesen war, enthielt man den Medienleuten vor) war nur ein Unterschenkel mit Fuß und Schuh übriggeblieben. Untiveros’ Frau hatte mit zwei kleinen Kindern auf der anderen Seite des Hauses vorm Fernseher gesessen. Den Videorecorder, noch angeschlossen und auf PLAY gestellt, fand man vor den Leichen. Eine andere Fernsehkamera folgte einem Leibwächter (ausnahmsweise ohne AK-47), der die blutverschmierte, schlaffe Leiche eines Kindes zu einem Krankenwagen trug.
    »Mein Gott«, stieß der Präsident, der auf einen der zahlreichen Fernsehschirme im Oval Office starrte, hervor. »Wenn das herauskommt…«
»Mr. President, solche Dinge haben wir schon in der Vergangenheit geregelt«, gab Cutter zu

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