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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Wie sie die Amerikaner besaßen. Als Stützpunkt kam nur Panama in Frage. Dort hatte Cortez Leute sitzen. Er steckte die Patronenhülsen ein und ging den Hang hinunter. Nun hatte er einen Punkt, bei dem er ansetzen konnte, und das war alles, was ein Mann mit seinen Fähigkeiten brauchte.
    Ryans VC-20A er hatte sich noch immer nicht ganz an die Vorstellung gewöhnt, daß es seine Maschine war startete am frühen Nachmittag von einem Flughafen bei Mons in Belgien. Sein erster offizieller Auftritt vor den Geheimdienstchefs der Nato-Länder war erfolgreich gewesen, sein Vortrag über die Veränderungen in Osteuropa und der Sowjetunion positiv aufgenommen worden. Die Meinungen der Chefanalytiker reichten von »Der Frieden ist ausgebrochen« über »Ist ja alles nur ein Trick« bis zur völligen Ratlosigkeit, doch wenn es an die Erstellung einer formellen nachrichtendienstlichen Analyse ging, schüttelten Leute, die schon vor Jacks Geburt im Geschäft gewesen waren, den Kopf und brummten in ihr Bier.
Aber militärisch stand die Nato besser da denn je. Ihre Nachrichtendienste waren erfolgreicher, als man je zu hoffen gewagt hatte nur den Zweck des Bündnisses stellten inzwischen die jüngsten politischen Entwicklungen in Frage. Für Ryan sah das wie ein Erfolg aus, solange die Sache den Politikern nicht zu Kopf stieg.
Der vielleicht beste Beweis für die augenblicklich gute Atmosphäre in der Nato war die Tatsache, daß man in den Sitzungspausen nicht vom direkt anliegenden »Geschäft«, sondern von anderen Dingen redete. Spezialisten aus Deutschland und Italien, Großbritannien und Norwegen, Dänemark und Portugal zeigten sich besorgt über das zunehmende Drogenproblem in ihren Ländern. Das Kartell war mit seinem nordamerikanischen Markt allein nicht mehr zufrieden und expandierte nach Osten. Angesichts des Attentats auf Direktor Jacobs fragten sich die Geheimdienstspezialisten, ob der internationale Narco-Terrorismus eine ganz neue und gefährliche Wendung genommen habe - und was dagegen zu tun sei. Besonders die Franzosen, die ihr Land traditionell energisch verteidigen, billigten die Bombe bei Medellin und reagierten verständnislos auf Ryans etwas verwirrte, verzweifelte Antwort: »Kein Kommentar. Davon weiß ich nichts.« Die französische Reaktion war insoweit verständlich, als der DGSE auf die Ermordung eines hohen französischen Beamten in aller Öffentlichkeit hin sofort eine Vergeltungsaktion gestartet hätte. Die Vertreter des DGSE hatten von Ryan ein wissendes Lächeln erwartet und nicht diese verlegene Miene. Aber in Amerika wurde offenbar nach anderen Regeln gespielt, und die Alliierten der Alten Welt mußten sich immer wieder fragen, warum die USA so unberechenbar agierten. Den Sowjets gegenüber mochte diese Haltung noch von strategischem Wert sein aber ging man so mit seinen Verbündeten um?
- Oder mit den eigenen Regierungsbeamten? fragte sich Ryan insgeheim. Was geht hier eigentlich vor? Und ist das überhaupt noch legal?
Der Aufenthalt dreitausend Meilen von der Heimat entfernt ließ Jack die Affäre etwas gelöster sehen. Angesichts des Fehlens eines solchen Verbrechen angemessenen legalen Mechanismus war direkte Aktion vielleicht angemessen. Wer einen Nationalstaat herausfordert, muß mit einer direkten Reaktion rechnen. Wenn wir ein Land bombardieren konnten, weil es einen Anschlag auf amerikanische Soldaten in einer Berliner Disco unterstützt hatte, sagte er sich, warum dann nicht… Menschen auf dem Territorium eines demokratischen Staates des amerikanischen Kontinents töten? Was fing man mit einer derartigen politischen Dimension an? Da lag der Hase im Pfeffer. Kolumbien hatte seine eigenen Gesetze. Es hatte nicht wie Libyen eine psychisch labile Figur an der Spitze, und es war auch keine autoritäre Theokratie wie der Iran. Kolumbien war ein Land mit echter demokratischer Tradition, das seine Institutionen aufs Spiel gesetzt hatte, um die Bürger eines anderen Landes zu schützen vor sich selbst.
Was zum Teufel treiben wir da? fragte er sich. Auf dieser hohen Ebene der Politik gerieten die Werte durcheinander. Oder? Nach welchen Regeln wurde eigentlich gehandelt? Was sagte das Gesetz? Existierten hier Regeln oder Gesetze überhaupt? Ehe er diese Fragen beantworten konnte, erkannte Jack, mußte er erst die Fakten erfahren, und das würde schwer genug werden. Jack lehnte sich in seinen bequemen Sitz zurück und schaute hinab auf den Ärmelkanal, der sich hier nach Westen hin und in Richtung

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